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Internetseiten fit für den Weltmarkt machen

Potentielle Kunden suchen Informationen in ihrer Landessprache
Daniel Brockmann | 01.02.2012
Dass die Globalisierung Übersetzungen in die Landessprache eines Zielmarkts überflüssig macht, stimmt aus Unternehmenssicht nicht ganz. Zwar verkauft ein exportorientiertes Unternehmen seine Produkte und Dienstleistungen weltweit, der Kunde selbst ist aber meist kein „Global Player“, sondern von seiner Landeskultur geprägt und in seiner Muttersprache heimisch. Eine Umfrage von Common Sense Advisory hat gezeigt, dass 52,4 % der befragten Online-Käufer nur auf Internetseiten bestellen, die in ihrer Landessprache verfügbar sind. In sprachbewussten Ländern wie z.B. Japan und Frankreich liegt diese Zahl sogar bei über 60 %. Je werthaltiger ein Produkt oder eine Dienstleistung ist, umso höher ist das Bedürfnis, Informationen in der eigenen Sprache zu erhalten – 85,3 % bei Finanz- oder Versicherungsdienstleistungen.

Die Internetseite eines Unternehmens ist häufig der erste Kontakt zum Kunden

Die Internetseite eines Unternehmens ist immer öfter die erste Anlaufstelle, wenn ein potentieller Kunde Informationen über Produkte oder Dienstleistungen sucht. Entsprechend viel Zeit und Aufwand wird von Marketingabteilungen in die Erstellung, Optimierung und Auffindbarkeit der unternehmenseigenen Webseite gesteckt. Um auch international erfolgreich zu sein, wird zumeist mindestens eine englische Version erstellt, wenn nicht gar weitere Sprachen berücksichtigt. Dass es nicht genügt, die textlichen Inhalte einer Internetseite zu übersetzen, machen sich die meisten Marketingverantwortlichen jedoch nicht bewusst. Sprachseiten fristen allzu oft ein Schattendasein im Marketingalltag und stellen im Vergleich zu ihrem Nutzen einen zu hohen Kostenfaktor dar – oder schaden gar aufgrund nicht aktualisierter bzw. nicht lokalisierter Inhalte und schlechter technischer Umsetzung dem Image des Unternehmens.

Lokale Eigenarten im Blick behalten

Für Unternehmen, die ihre Internetseiten in anderen Sprachen als der ihres Heimatmarkts bereitstellen, gilt es also, sich mit den Zielmärkten und ihren kulturellen Eigenheiten intensiv auseinanderzusetzen. Sonst kann es leicht vorkommen, dass kein Kunde zu gewinnen ist. In China beispielsweise wird der Humor der westlichen Industrienationen nicht unbedingt als spaßig empfunden. Eine Fast-Food-Kette musste einen Werbespot zurückziehen, nachdem zahlreiche Beschwerden eingegangen waren über einen Film, in dem ein Mann auf Knien um Preisnachlass flehte. Der Spot kränkte die Ehre vieler Chinesen, weil es in der chinesischen Kultur als Demütigung betrachtet wird, vor jemanden auf die Knie zu fallen.
Solche lokalen Eigenarten kennen Übersetzer, die in ihre Muttersprache übersetzen und sollten deshalb ermuntert werden, Bedenken bezüglich der Inhalte eines Ausgangstexts zu äußern oder bereits im Vorfeld als Berater für kulturelle Eigenheiten befragt werden, wenn keine lokalen Marketingabteilungen in den einzelnen Ländern vorhanden sind.
Außerdem müssen Sprachseiten, genau wie die Internetseite des Heimatlandes, natürlich kontinuierlich aktualisiert werden, da sonst der Eindruck entstehen kann, die betreffende Sprache sei nicht relevant oder das Unternehmen sei nicht mehr aktiv auf dem betreffenden Markt.

Bei der Anpassung von Internetseiten auf die Unterstützung von Translation-Memory-Software zurückgreifen

Neben inhaltlichen Aspekten muss die technische Umsetzung bei der Lokalisierung einer Internetseite betrachtet werden. Andernfalls kann ein Unternehmen leicht einen unseriösen Eindruck hinterlassen. In den meisten Fällen werden zu übersetzende Texte aus einem Web-Content-Management-System (WCMS) extrahiert, an den Übersetzer geschickt, der ohne den Layout-Zusammenhang zu kennen, seine Übersetzung erstellt. Wird die Übersetzung zurück in das WCMS gespielt, ergeben sich häufig unschöne Fehler im Layout der Webseite, die unprofessionell wirken und die Benutzerfreundlichkeit der Seite beeinträchtigen.

[Screenshots im angehängten PDF]

Beispiel einer Übersetzung ins Deutsche, die wesentlich mehr Platz in Anspruch nimmt als der englische Originaltext.

Hier kann eine Translation-Memory-Software Abhilfe schaffen. Sie speichert nicht nur Übersetzungen ab und verringert so nachhaltig die Übersetzungskosten und trägt zur Steigerung einer einheitlichen, sprachlichen Außendarstellung des Unternehmens bei. Dank Funktionen wie einer Pseudo-Übersetzung kann frühzeitig geprüft werden, ob Probleme mit der Webseite auftreten, inwieweit DTP-Arbeit aufgrund von Layout-Problemen erforderlich ist oder wie vollständig der extrahierte Text für die Übersetzung ist. Während der Lokalisierung hat der Übersetzer zudem die Möglichkeit sich eine Echtzeit-Vorschau anzeigen zu lassen, sodass Übersetzungen im Kontext des Layouts betrachtet und Überlappungen oder ungewollte Zeilenumbrüche vermieden werden können.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Unternehmen, die international erfolgreich sein möchten, anzuraten ist, sich intensiv mit ihren Sprachseiten zu beschäftigen. Sprachdienstleister oder freiberufliche Übersetzer mit Erfahrung in der Lokalisierung von Internetseiten und im Umgang mit der entsprechenden Software können hier wertvolle Berater sein.

Quellen:
http://www.managerseminare.de/ms_Artikel/Interkulturelle-Kommunikation-Immer-sensibel-bleiben,148472
http://www.sdl.com/en/Images/wp-Common-Sense-Advisory_tcm16-3953.pdf