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Schreibfitness für Berufstätige

Viele Berufstätige empfinden Schreiben als lästig. Doch Schreiben kann mehr sein als ein notwendiges Übel, wenn Sie motiviert und mit Schaffensfreude herangehen.
Ulrike Scheuermann | 10.04.2013
So schreiben Sie authentisch mit Ihrer eigenen Schreibstimme und treffen dadurch den richtigen Ton, mit dem Sie Ihre Leser inspirieren.

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Drei typische Problemzonen beim Schreiben im Job – und wie man sie auflösen kann

Drei typische Problemzonen beim Schreiben begegnen mir bei meinen Klienten immer wieder beim Schreibcoaching. Ich habe sie mit einigen Lösungsansätzen für Sie zusammengestellt:

1. Ein häufiges Schreibproblem ist die Aufschieberitis: Schreibaufgaben werden bis auf den letzten Drücker aufgeschoben. Das kann sich bis zur Schreibblockade auswachsen, bei der gar nichts mehr geht. Um weniger aufzuschieben, schreiben Sie lieber oft und nur minutenlang an Ihrem Schreibprojekt – anstatt erst spät und dann stundenlang daran zu arbeiten. Denn: Motivation entsteht durch Tun, nicht durch schlechtes Gewissen und Selbstvorwürfe. Das gilt besonders für das Schreiben.

2. Ein weiteres Problem ist das Schreiben unter Stress. Permanente Ablenkungen durch Anrufe, E-Mails, Gespräche und geschäftige Stimmung verhindern konzentriertes Arbeiten, das für Schreiben eine der wichtigsten Voraussetzungen ist. Machen Sie sich die Störungen bewusst, die Sie am meisten ablenken – um sich dann gegen sie abzuschotten: Schließen Sie zum Beispiel vor dem Schreiben Ihr E-Mail-Programm und arbeiten Sie offline. Und planen Sie Ihre Schreibzeiten azyklisch und blocken Sie ruhige Zeiten am frühen Morgen oder am späten Nachmittag als feste Termine im Kalender.

3. Ein drittes Problem: Viele Autoren verlieren beim Schreiben den roten Faden, weil sie schnell drauflos schreiben. Später müssen sie dann aufwendig kürzen, strukturieren und Textblöcke verschieben. Das frisst Zeit. Und oft bleibt der Text unausgereift, weil die Zeit abgelaufen ist. Notieren Sie sich dann neben der Gliederung auch eine Feinstruktur für jeden einzelnen Textabschnitt, mit der Sie sich beim Schreiben auf Kurs halten.

Die Schreibfitness trainieren

Gut zu schreiben kann man lernen und trainieren. Finden Sie zuerst heraus, in welcher Phase des Schreibprozesses Sie bei sich Verbesserungspotenzial sehen: Hakt es beim Einstimmen auf das Schreiben, beim Ideen-Entwickeln, beim Strukturieren, beim Rohtexten, beim Reflektieren oder beim Überarbeiten? Dann können Sie gezielt nachbessern. Ich habe mein Trainingsprogramm für die Schreibfitness in meinen Büchern so konzipiert, dass Sie zu jeder Schreibphase mit Trainingseinheiten trainieren. Meist nur kurz, denn wichtig ist beim Schreiben immer, dass die Schwelle niedrig bleibt: Schreiben Sie lieber schnell ein paar Minuten drauflos, anstatt 15 Minuten an einem Absatz zu feilen oder wochenlang Ihr Denken zu belasten. Drei Hinweise für Ihre Schreibfitness lesen Sie hier:

Die drei wichtigsten Tipps im Schreibprozess

1. Strukturieren Sie Ihre Texte so gründlich wie irgend möglich! Sonst verlieren Sie Ihre Leser – und Ihren Roten Faden. Das geht auf zwei Arten: Insbesondere wenn es schnell gehen muss, planen Sie Ihren Text so gut wie möglich vorab mit einer detaillierten Struktur. Das gelingt besser, wenn Sie ohnehin gerne planend vorgehen (Schreibtyp „Planer“) und wenn der Textinhalt schon bekannt ist. Wenn Sie das Schreiben als „Drauflosschreiber“ nutzen, um auf neue Gedanken zu kommen und die Struktur erst beim Schreiben entwickeln, können Sie auch nachträglich noch rückstrukturieren. In diesem Fall entwickeln Sie die Struktur nach und nach aus dem Text heraus.

2. Bleiben Sie beim Schreiben Ihres Rohtextes – also der Erstfassung Ihres Textes – im Denk- und Schreibfluss! Verschieben Sie dafür alle Überarbeitungstätigkeiten auf später: Da gibt es kein Suchen nach dem treffendsten Wort oder nach einer Information im Internet. Nutzen Sie die Platzhaltertechnik und markieren Sie fehlende Wörter oder fragliche Textstellen mit Sonderzeichen, etwa drei Sternchen, oder schreiben Sie einen kurzen Kommentar in den Text, der Ihnen hilft, später nachzubessern.

3. Reservieren Sie ungefähr die Hälfte Ihrer Schreibzeit fürs Überarbeiten, damit Sie in dieser Phase sehr gründlich vorgehen können. Wenden Sie dafür das „4-Schritt-Überarbeiten“ an:
1. Lassen Sie den Gesamteindruck Ihres Textes beim zügigen Lesen auf sich wirken.
2. Widmen Sie sich den Verbesserungspotenzialen bei Inhalt und Struktur.
3. Formulieren Sie auf der Ebene von Satzbau und Wortwahl um.
4. Korrigieren Sie die Rechtschreibung und Zeichensetzung und kümmern sich ggf. um das Layout.

Ulrike Scheuermann ist Sachbuchautorin, Diplom-Psychologin und Rednerin und gehört zu den profiliertesten Schreibcoachs im deutschsprachigen Raum. Seit über 15 Jahren unterstützt sie Sach- und Fachbuchautoren, Wissenschaftler und andere, die beruflich schreiben, beim Schreiben und Publizieren sowie bei persönlicher Entwicklung und der Fokussierung auf das Wesentliche. Jedes Jahr im April findet ihr Intensiv-Seminar „So werden Sie Sachbuchautor“ in Berlin statt.
Ihre Bücher erscheinen bei renommierten Verlagen, sind Long- oder Bestseller und mehrfach ausgezeichnet – so etwa „Die Schreibfitness-Mappe“ mit dem Roten Reiter der Managementbuch-Redaktion. Der Bestseller „Wer reden kann, macht Eindruck – wer schreiben kann, macht Karriere“ ist im Februar 2013 in 2., aktualisierter Auflage erschienen. www.ulrike-scheuermann.de

Buchtipp: "Wer reden kann, macht Eindruck - wer schreiben kann, macht Karriere"