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Wie sag ich's bloß meinem Chef

Den Chef um etwas bitten oder ein Problem ansprechen oder gar Kritik üben, das ist für viele Mitarbeiter eine scheinbar unüberwindbare Hürde.
Monika Heilmann | 29.07.2013
Dabei sind die meisten Chefs auch nur Menschen und sogar auf das Feedback angewiesen. Mit etwas Übung lassen sich gezielt Gesprächssituationen schaffen, in denen man das Anliegen thematisieren und in ein ergebnisorientiertes Gespräch überführen kann.

Oft haben Mitarbeiter so viel Respekt vor dem Chef, dass sie sich kaum trauen, ihn anzusprechen. Hinzu kommt die Angst, eine ablehnende Antwort zu erhalten. Ist das Verhältnis zum Chef offen und pflegt er einen regen Austausch und eine wertschätzende Kommunikation mit seinen Mitarbeitern, fällt es noch relativ leicht, ihm auch kritische Punkte darzulegen. Ist das Verhältnis eher geprägt von Distanz oder sogar Misstrauen, fällt es den Mitarbeitern ausgesprochen schwer, den eigenen Standpunkt zu vertreten, ihre Unzufriedenheit zu äußern oder Probleme anzusprechen. Reden Mitarbeiter jedoch nicht über ihre Probleme am Arbeitsplatz mit ihrem Chef sondern unterdrücken ihre Gedanken und ihren Unmut, kann das gesundheitliche Auswirkungen haben oder in einem anderen Zusammenhang eskalieren.

Besser ist es, sich etwas Zeit zu nehmen und zu überlegen: Wie kann ich über mein Problem mit meinem Chef ein Gespräch führen? In sehr schwierigen beruflichen Situationen empfiehlt es sich sogar, für diese Vorbereitung ein Coaching bei einem Profi zu buchen. Diese Investition zahlt sich auf alle Fälle aus.

Wie dem Chef respektvoll und konstruktiv das eigene Anliegen näher gebracht werden kann, dafür empfiehlt sich folgende Vorgehensweise:

Nehmen Sie sich die Zeit und die Ruhe, konkret über Ihr Ziel, Ihre Vorschläge und Interessen für dieses Gespräch nachzudenken. Schreiben Sie sich die Punkte, die Ihnen dazu einfallen auf und notieren Sie Ihr Ziel. Es aufzuschreiben hat den Vorteil, dass Sie konkreter Formulieren, ihren Kopf entlasten und Sie Ihre Gedanken auf Papier zum Gespräch mitnehmen können.

Bitten Sie Ihren Chef um einen Gesprächstermin, sprechen Sie ihn bitte nicht zwischen Tür und Angel an. Dieses Vorgehen zeigt ihm, dass Ihnen etwas Wichtig ist und Ihnen am Herzen liegt.

Im Gesprächstermin bedanken Sie sich bei Ihrem Chef, dass er sich für Sie und Ihr Anliegen Zeit nimmt. Das ist ein guter Einstieg für eine wertschätzende, empathische Gesprächsgrundlage. Danach schildern Sie ihm, um welche Situation, um welches Thema oder Problem es Ihnen geht.

Im nächsten Schritt zeigen Sie ihm auf, welche Lösungsmöglichkeiten Sie sehen, welche Vorschläge Sie entwickelt haben oder was Sie von ihm möchten, was Sie von ihm erwarten. Formulieren sie positiv. Und bitten Sie ihn, dass er Sie dabei unterstützt. Eine Bitte ihm gegenüber zu äußern hilft Ihnen, im Ton respektvoll, sachlich und ruhig zu bleiben und drückt aus, dass Sie ihn als Chef respektieren. Außerdem wird eine Bitte eher selten abgeschlagen.

Dazu drei Beispiele:

• Herr Z, ich bedanke mich bei Ihnen, dass Sie sich heute für mich und mein Anliegen Zeit nehmen. Es geht mir darum, in letzter Zeit steigen die telefonischen Anfragen zu unserem Projekt A, insbesondere am Vormittag, enorm an (am besten ist es, dies noch mit Zahlen über die eingegangenen Anrufe zu belegen). Damit es mir auch in Zukunft möglich ist, allen Anrufern die Fragen umfassend und im Detail zu beantworten, bitte ich Sie, mir einen weiteren Mitarbeiter zur Unterstützung zuzuteilen.

• Herr Z, ich bedanke mich, dass Sie sich für mich Zeit genommen haben. Ich möchte heute mit Ihnen ein mir äußerst wichtiges Anliegen besprechen. Die Absprachen mit der Abteilung X sind in der letzten Zeit geprägt von Missverständnissen und Misstrauen. Dazu möchte ich Ihnen folgendes Beispiel schildern … Meine Bitte an Sie lautet nun, dass Sie auf den Vorgesetzten der anderen Abteilung zugehen und wir die Möglichkeit einer gemeinsamen Besprechung erhalten, um die entstandenen Probleme klären zu können.

• Vielen Dank Herr Z, dass Sie mir heute diesen Gesprächstermin reserviert haben. Mir geht es darum: Mein Partner musste in seiner Firma seine tägliche Arbeitszeit verändern und es ist ihm nicht mehr möglich, unsere Tochter abends aus der Kindertagesstätte abzuholen. Meine Bitte an Sie ist nun, ob Sie eine Möglichkeit sehen mich zu unterstützen, meine Arbeitszeit künftig so zu verändern, dass ich am Nachmittag meine Tochter abholen kann.

Die Autorin
Monika Heilmann, Trainerin, Coach und Autorin, unterstützt Unternehmen sowie Fach- und Führungskräfte in Fragen der Kommunikation und bei der Lösung von Konflikten im betrieblichen Alltag.

Buchtipp:
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Mit freundlicher Genehmiung von Business Village Verlag.