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Führungsreform statt Kuschelkurs

Die Herausforderung der Selbstwahrnehmung ist für viele Führungskräfte die größte Hürde.
Michael Bandt | 03.02.2015
Empathie ist ein zentrales Führungsinstrument. Darüber scheint man sich seit einigen Jahren in der Business-Welt einig zu sein. Mitarbeiter sind unter empathischer Führung deutlich engagierter, verantwortungsbewusster, leistungsbereiter und zu mehr Eigenständigkeit in der Lage.

Studien belegen, dass sozialkompetente Führungskräfte nicht nur das Betriebsklima deutlich verbessern sondern darüber hinaus auch die Leistung der gesamten Unternehmensstruktur stärken. Untersuchungen in verschiedenen Branchen der USA ergaben, das ein nachhaltig gutes Betriebsklima im Unternehmen den Umsatz um bis zu 30 Prozent steigern kann. Somit war die Empathie als Tool für effiziente Führung schnell erkannt und als relevante Anforderung an jede Führungskraft in aller Munde.

Doch während sicherlich niemand annehmen würde, das man durch den Kauf von guten Werkzeugen automatisch zum guten Handwerker wird, glaubt man in vielen Unternehmen durch den Einsatz vermeintlich empathischer Führungskräfte die Gipfel des Führung-Olymp erreicht zu haben.

Selbstkenntnis und Rollenverständnis

Empathie leitet sich aus dem griechischen Wort „empatheia“ für „Einfühlung“ ab. Empathie bezeichnet die Fähigkeit, sich in das eigene Weltbild, die Gefühle und Gedanken, sowie in die von anderen hineinzuversetzen. Empathie bedeutet also im ersten Schritt einmal Selbstwahrnehmung.

Die Herausforderung der Selbstwahrnehmung ist dabei für viele Führungskräfte die größte Hürde. Auf der eigenen Bühne des Lebens zu stehen und sich selbst aus den Zuschauerrängen heraus zu betrachten wird häufig als Kunststück empfunden. Der entscheidenste Faktor der empathischen Führung ist jedoch, auf das eigene Handeln die richtige Resonanz zu erhalten. Selbstwahrnehmung und Selbstkenntnis wird damit zu den unerlässlichen Grundpfeilern empathischer Führung.

Nur wer sich selber kennt ist in der Lage andere zu führen. Die Beantwortung der folgenden Fragen schafft dabei Klarheit für die eigene Positionierung als Führungskraft. Welches Bild vermittle ich meinen Mitarbeitern. Was macht mich als Mensch aus und bin ich als Führungskraft für meine Mitarbeiter transparent und berechenbar? Wofür stehe ich und welche Signale empfange ich in den unterschiedlichsten Situationen? Empathie und authentisches Verhalten verlangt immer auch nach dem klaren Rollenverständnis im Kontext der Führung. Ohne dieses klare Rollenverständnis stellt sich sehr schnell die Frage ob das eigene Verhalten der Führungsverantwortung angemessen ist.

Empathische Führung ist kein Kuschelkurs

Ist dieses unerlässliche Rollenverständnis nicht geklärt, finden sich Führungskräfte sehr schnell auf einem unproduktiven Schmusekurs mit ihren Mitarbeitern wieder. Im Büro herrscht so etwas wie Familienidylle, die Unternehmensziele werden aus den Augen verloren und das gesamte Team geniesst das Paradies der Mittelmäßigkeit.

Gute und empathische Führung verlangt zu allererst einmal nach einem klar kommunizierten Ziel das den Mitarbeitern die genaue Richtung vorgibt sowie nach der klaren Entscheidung eine Führungskraft zu sein. Die Aufgabe einer Führungskraft besteht in erster Linie darin, seine Mitarbeiter zu fordern und zu fördern. Jeder einzelne Mitarbeiter muss lernen dem Anforderungsprofil seiner Stelle gerecht zu werden und die dafür erforderliche Verantwortung zu übernehmen. Darin liegt der unternehmerische Nutzen eines jeden Mitarbeiters der ebenso legitim ist wie der Wunsch eines Mitarbeiters nach Wertschätzung, Anerkennung und Respekt.

Wer am Führungsprinzip „Befehl und Kontrolle“ festhält, wird sich über kurz oder lang auf dem wirtschaftlichen Abstellgleis wiederfinden. Darüber herrscht in der Business-Welt Einigkeit.
Gleichzeitig scheint vielerorts die Angst der Führungskräfte, in der Rolle des autoritären Führungsstils wahrgenommen zu werden, so groß zu sein, das der Grundsatz von fordern und fördern ins Ungleichgewicht gerät.

Stoßen Sie Ihre Mitarbeiter ruhig ins kalte Wasser. Nicht alles was viele Jahre dem autoritären Führungsstil zugerechnet wurde, ist automatisch falsch. Empathische Führung bedeutet, als Führungskraft am Beckenrand zu bleiben um zu erkennen wann Hilfestellung erforderlich wird und dann wohl dosiert zum Erfolg beizutragen. Jeder Mensch braucht Herausforderungen um persönliches Wachstum zu erfahren. Erfolgserlebnisse steigern das Selbstbewusstsein und damit die Bereitschaft Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen.

Das Maß an erforderlicher Hilfestellung das jeder einzelne Mitarbeiter zur Erreichung der Ziele benötigt, ist dabei ganz individuell. Die Menschen sind zu unterschiedlich um sie alle gleich zu behandeln. Lassen Sie jedem Mitarbeitern genau das Maß an Führung zu teil werden das er benötigt.

Wer glaubt, Empathie finde ausschließlich auf der emotionalen Ebene statt und zeichne sich dadurch aus, seinem Gegenüber das stetige Gefühl von Behaglichkeit zu geben, wird seiner Führungsaufgabe nicht gerecht. Als Führungskraft ist es nicht Ihre Aufgabe vor, sondern hinter ihren Mitarbeitern zu stehen. Zu erkennen wer Vertrauen statt Kontrolle benötigt und wer nach genauer Anweisungen und der Überprüfung der Ausführung verlangt. Nur wer sich intensiv mit seinen Mitarbeitern beschäftigt, sie beobachtet und deren Verhalten reflektiert kann in ihre Gefühls- und Gedankenwelt eintauchen und sie verstehen. Sich ein klares Bild darüber zu verschaffen, mit wem man es zu tun hat, welche Aufgaben man an welchen Mitarbeiter deligieren kann und wie viel Verantwortung jeder einzelne in der Lage ist zu tragen, setzt voraus das die Führungskraft die Emotionen und Bedürfnisse seiner Mitarbeiter bewusst erkennt.

Empathie ist erlernbar

Ein gesundes Mindestmaß an emotionaler Intelligenz sollte sicherlich jede Führungskraft mitbringen. Darüber hinaus ist die Bereitschaft sich in die Gedankenwelt seines Gegenübers hineinzuversetzten und die Fähigkeit zur regelmäßigen Selbstreflexion eine Grundvoraussetzung zum erlernen von Empathie. Letztlich ist es aber die Kombination von IQ und EQ die Führung erfolgreich macht.

Das Wissen um die Motive und Antreiber, die eine jede Persönlichkeit so unterschiedlich macht wie ein Fingerabdruck, wird daher heute und in Zukunft zu den Basisqualifikationen erfolgreicher Führungskräfte gehören.

Das Angebot an Führungskräfteentwicklungs-Trainings sowie Persönlichkeitsinstrumenten zur Motivstruktur- und Kompetenzanalyse um diese Qualifikationen zu erwerben, ist groß und scheint täglich zu wachsen. Unternehmen tun gut daran, bei der Auswahl des Angebots genau hinzuschauen. Auch hier gilt: Mit einem einzigen Schraubendreher kann man kein komplettes Auto bauen. Umfangreiche Kenntnisse in der Anwendung unterschiedlicher Persönlichkeitsinstrumente, sorgfältig konzeptionierte Führungskräftetrainings und langjährige Coachingkompetenz des Anbieters sichern den Erfolg der durchgeführten Maßnahmen.