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Industrialisierte Fotografie: Masse statt Klasse?

Warum sich auch die Fotografie verändert hat und wie effiziente und qualitative Fotografie zu marktgerechten Preisen funktioniert.
Luisa Gehlmann | 28.04.2015
Der E-Commerce hat nicht nur den Handel verändert, auch die Dienstleister müssen sich anpassen. Durch den Handel via Internet werden neben den einst ausschließlich benötigten Fotografien für die Print-Publikationen ebenfalls Fotos für den Online-Auftritt benötigt. Im Web-Shop ist der Verbraucher daran gewöhnt, mehrere Ansichten des Produktes dargestellt zu bekommen. Zalando beispielweise zeigt Schuhe in sechs verschiedenen Ansichten. Zum Teil greifen Händler auch auf 360-Grad-Darstellungen zurück.
Der Grund für die detaillierte Produktdarstellung im Netz: Zum einen ist der Händler bedacht, dem Kunden möglichst gute Informationen zum Produkt zu liefern und in vielen Fällen ist dabei das wichtigste vermutlich das Aussehen. Zum anderen möchte der Händler Retouren vermeiden. Je näher die Darstellung eines Produktes der Realität kommt, desto höher sind die Chancen, dass ein Kunde die Ware nicht zurück sendet.


Print vs. Online

In klassischen Print-Katalogen ist das Unternehmen auf die Seitengröße bzw. Seitenanzahl des Printproduktes beschränkt. Da Papier und Kosten für den Druck hoch sind, wird der zur Verfügung stehende Platz sparsam verwendet. Im Internet ist der Kunde nicht auf eine gewisse Seitenanzahl beschränkt. Die nachfolgende Abbildung zeigt dies in der Praxis:
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Im Katalog ist die ärmellose Bluse am Model abgebildet, die weiteren Varianten des Produktes sind relativ klein als Büsten-Abbildung dargestellt. Insgesamt werden also drei Fotos des Produktes im Katalog abgedruckt. Im Online-Shop hingegen werden sowohl die Bilder aus dem Katalog als auch zusätzliche Bilder dargestellt – insgesamt neun Produkt- bzw. Modelbilder.
An sich eine gute Situation für die Fotostudios dieser Welt: Durch die parallele Existenz von Print und Online werden mehr Fotos benötigt!
Allerdings bedeutet das Mehr an Fotos nicht zwingend, dass den Unternehmen auch entsprechend proportional mehr Marketingbudget zur Verfügung steht, in der Regel ist das zur Verfügung stehende Budget für den E-Commerce sogar relativ gering. Außerdem gilt für Handelsunternehmen, je schneller die Ware im Shop mit Fotos beworben werden kann, desto schneller kann durch die Produkte Umsatz generiert werden. Also muss ein Weg gefunden werden, effizienter zu produzieren. Um Zeit einzusparen und die Kosten möglichst gering zu halten, ist eine neue Herangehensweise gefragt. Eine industrielle Fotoproduktion.


Die industrialisierte Vorgehensweise

Bei einer industrialisierten und standardisierten Fotografie verlagert sich die Kreativität an die Anfangsphase des gesamten Prozesses. Sofern viele Fotos in relativ geringer Zeit in gleicher (und hoher) Qualität gefordert sind, ist die Vorbereitung von entscheidender Bedeutung. Im Vorfeld muss genau festgelegt werden, wie die späteren Fotografien aussehen sollen. Dazu ist der kreative Input der Fotografen, Stylisten und Bildspezialisten gefragt – und das in enger Abstimmung mit dem Kunden und seinen Anforderungen.


Fragen, die man im Vorfeld klären sollte sind beispielsweise:

> Wie viele Aufnahmen sollen pro Produkt erstellt werden?
Hier sollte sich die Frage gestellt werden, welche Art zusätzlicher Aufnahmen einen wesentlichen Vorteil für den Kunden bewirkt. Z.B. macht es Sinn, ein Kleidungsstück sowohl von vorne als auch von hinten zu zeigen, um sowohl die Vorderseite darzustellen als auch zu sehen, wie das Produkt hinten geschnitten ist. Verfügt das Produkt über Raffinessen? Dann sollte auch über Detailaufnahmen nachgedacht werden.
> Wie soll das Produkt gestylt werden?
Es sollte von Beginn an festgelegt werden, wie das entsprechende Produkt zu stylen ist. Bei Mode ist hier die Frage, ob das Kleidungsstück am Model, auf Büste oder als Legeware fotografiert werden soll. Es sollte festgelegt werden, ob die Kleidung eher locker oder streng gestylt wird. Auch bei Hartware kann beispielsweise definiert werden, in welchem Winkel die Produkte angeordnet werden sollen oder aber ob Begleitartikel hinzugestylt werden sollen.
Das zuvor besprochene und fest definierte Styling sollte schriftlich und/oder bildlich festgehalten werden. So kann bei jeder nachfolgenden Produktion auf die Festlegungen zurückgegriffen werden. Durch das vorher festgelegte Styling ist gewährleistet, dass die Produkte im Online-Shop Einheitlichkeit ausstrahlen und der Shop aufgeräumt aussieht. So lenkt nichts von der Ware an sich ab.
> Was soll im Nachgang mit den Bildern passieren?
Sollen die Bilder noch freigestellt, umgefärbt oder bearbeitet werden? Ist ein natürlicher, ein künstlicher oder gar kein Produktschatten erwünscht? Sofern es ggf. grundsätzliche Bearbeitungsschritte gibt, sollten diese ebenfalls vor Beginn der Produktion festgelegt werden. Oder gibt es ggf. Systeme, in die die fertigen Bilddaten eingepflegt werden sollen?
> Gibt es je nach Warengruppe unterschiedliche Anforderungen?
Sofern es für die verschiedenen Warengruppen unterschiedliche Anforderungen und Vorgaben gibt, sollten diese klar definiert und voneinander abgegrenzt werden.
> Welche technischen Vorgaben müssen eingehalten werden?
In welchem Farbraum werden die Bilddaten benötigt, in welchem Dateiformat sollen die Bilder ausgeliefert werden, in welchem Bildformat (z.B. 4:6) werden die Bilder benötigt, mit welchem Licht soll fotografiert werden usw.?
> Gibt es sonstige unternehmens- oder warenspezifische Anforderungen oder Vorgaben?


Die oben stehenden Fragen verdeutlichen, dass die Arbeit vor dem eigentlichen Beginn der Produktion nicht zu unterschätzen ist! Sofern einheitliche und fest definierte Standards existieren ist eine budget- und qualitätsorientierte Produktion möglich. Wichtig dabei ist die enge Zusammenarbeit zwischen dem Fotodienstleister und dem entsprechenden Handels-Unternehmen. Das Ergebnis: Masse UND Klasse!

In den Laudert Studios wird sowohl industriell als auch in gewissen Bereichen, wie z.B. der hochwertigen Schmuckfotografie, sehr individuell fotografiert.
Ermöglicht wird dies durch 60 engagierte, kreative und mitdenkende Mitarbeiter, durch die Möglichkeit auf bis zu 24 Sets parallel zu shooten, durch das Know-how hinsichtlich des Umgangs mit Bilddaten und Prozessen und durch die optimale technische Ausstattung. Der gesamte Prozess ist IT gestützt. Zum Einsatz kommt die eigens entwickelte Software LaudertContentFlow® und Barcode Tracking. Ob industriell oder individuell fotografiert wird, hängt beispielsweise von dem zur Verfügung stehenden Budget, dem gewünschten Individualisierungsgrad und ggf. auch von der Anzahl der zu fotografierenden Produkte ab.