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Gesichtspflege für amerikanische Präsidenten

Erfolgreiches Kultursponsoring auf trojanischen Wegen
Roman Anlanger | 10.03.2009
Er ist sicher in so manchem Haushalt zu finden, der Hochdruckreiniger von Kärcher, einem Familienunternehmen, das sich auf die Entwicklung, die Produktion und den Vertrieb von Reinigungstechnik spezialisiert hat. Zum Produktprogramm gehören neben Hochdruckreinigern auch Strahlsysteme, Sauger, Kehr- und Scheuersaugmaschinen sowie Reinigungsmittel und Fahrzeugwaschanlagen, aber auch Wasser- und Abwassertechnik.

Seit mehr als 20 Jahren setzt sich der deutsche Reinigungsspezialist im Rahmen seines Kultursponsorings für Reinigungsmaßnahmen an historischen Monumenten ein. Dabei wurden bis jetzt rund 80 Aktionen durchgeführt. So erhielten 1990 das Brandenburger Tor in Berlin und die Christusstatue in Rio de Janeiro eine schonende und fachgerechte Reinigung. 1998 wurde mit der Reinigung der Kolonnaden des Peterplatzes in Rom die größte Fassadenreinigung an einem Bauwerk durchgeführt. 2003 haben Fachleute von Kärcher schädliche Schmutzschichten auf den über 3.300 Jahre alten Memonkolossen im oberägyptischen Luxor entfernt. Und ein Jahr später wurden in Athen unter anderem die Nationalbibliothek und in Piräus die antike Stadt- und Hafenmauer gereinigt.

Mit eine spektakulären Reinigungsaktion machte Kärcher im Jahr 2005 in den USA von sich reden. In der Nähe von Rapid City in South Dakota am Mount Rushmore befinden sich die Monumentalköpfe der amerikanischen Präsidenten George Washington, Thomas Jefferson, Theodore Roosevelt und Abraham Lincoln. Diese wurden von dem Bildhauer Gutzon Borglum in den Jahren 1927 bis 1941 geschaffen und stellen neben der Freiheitsstatue in New York das weltweit wohl bekannteste Monument der Vereinigten Staaten von Amerika dar.

Die erste Reinigungsaktion am Mount Rushmore begann am amerikanischen Unabhängigkeitstag, dem 4. Juli 2005, und endete Anfang August 2005. Insgesamt reinigten 15 Personen die Präsidentenköpfe. Zum Team zählten Reinigungsexperten von Kärcher, professionelle Seiltechniker sowie Rangers des National Park Service (NPS). Die Reinigung wurde mittels fünf dieselbetriebener Heißwasser-Hochdruckreiniger von Kärcher durchgeführt. Diese waren zu Beginn der Aktion von einem Hubschrauber unmittelbar hinter den Köpfen platziert worden. Gereinigt wurde mit reinem Wasser, ohne Zusatz von Chemikalien

Das Ziel der Reinigung, steinschädigende Schmutzschichten abzutragen, ohne den Untergrund zu beeinträchtigen, wurde wie erwartet erreicht. Nicht gerechnet hatte man damit, dass auch die optische Sauberkeit des Monuments, die sich dem Betrachter von der Aussichtsplattform darstellt, deutlich verbessert werden würde: Tatsächlich wurden die Köpfe durch die Hochdruckwäsche sichtbar aufgehellt und heben sich jetzt stärker von ihrem natürlichen Hintergrund ab.

Der Erfolg der Reinigungsarbeit am Mount Rushmore basiert auf der ausgezeichneten Zusammenarbeit innerhalb des deutsch-amerikanischen Reinigungsteams. Die Deutsche Botschaft in Washington nahm dies zum Anlass, den National Park Service am Mount Rushmore mit dem Deutsch-Amerikanischen Freundschaftspreis auszeichnen.


Was ist daran trojanisch?

Die Kultursponsoring-Aktionen, die die Firma Kärcher seit Jahren betreibt, indem sie international bekannte Monumente auf ihre Kosten und mit ihren eigenen Methoden einer möglichst spektakulären Reinigung unterzieht, haben mehrere trojanische Aspekte:

• Immer werden von Kärcher bewusst Monumente ausgesucht, die in einem speziellen öffentlichen Licht stehen. Das bedeutet, dass Medien jeder Art immer an Storys interessiert sind, die mit diesen Monumenten in Zusammenhang stehen. Was auch immer dort passiert, ist grundsätzlich für eine Meldung interessant. Was immer dort passiert, lässt sich sehr wirksam in Meldungen übersetzen und an das Publikum herantragen. Das garantiert, dass die Aktivitäten von Kärcher praktisch automatisch in die Medien gelangen, was sonst nur durch teure PR-Kampagnen erreicht werden würde.

• Genial ist die Kombination mit dem wichtigsten nationalen Gedenktag, dem Unabhängigkeitstag der USA. Dieser Tag ist für alle Bürger in den Vereinigten Staaten ein Tag besonderer Aufmerksamkeit für alle Meldungen zu diesem national bedeutsamen Thema. Was auch immer im Fernsehen oder Radio oder in den Zeitungen zu diesem Tag gemeldet wird, wird von den Sehern, Hörern und Lesern freudig aufgenommen. Es ist für die Journalisten eine besondere nationale Verpflichtung, zu diesem Tag eine besondere Veröffentlichung zu liefern und das Publikum zu „erbauen“.

• Alle Amerikaner sind begeisterte Patrioten. Was auch immer mit der Nation und ihren Gedenktagen zu tun hat, spielt eine besondere Rolle. Einem US-Amerikaner wird es warm ums Herz, wenn nationale Symbole im Spiel sind. Beobachten Sie einmal eine Gruppe von US-Amerikanern, wenn deren Nationalhymne in irgendeinem Zusammenhang gespielt wird. Dann legen alle ihre rechte Hand aufs Herz und schauen feierlich; fast möchte man glauben, dass sie vor Rührung feuchte Augen bekommen.

Genau hier setzt Kärcher mit seiner Maßnahme der spektakulären Reinigung der steinernen Präsidentenköpfe an. Mitten in die Rührung platziert das Unternehmen eine Werbekampagne, die aufgrund der trojanischen Konnotation kein amerikanisches Auge trocken lassen kann. Wer als patriotischer US-Amerikaner Bilder im Fernsehen sieht, die seine ureigene nationale Identität betreffen – also die Köpfe seiner beliebtesten Präsidenten –, der kann gar nicht anders, als emotional erregt zu sein. Und in diese Kerbe schlägt die Meldung, dass es das Kärcher-Reinigungsteam ist, das dieser nationalen Monumentaldarstellung wieder zur ursprünglichen Reinheit (man beachte die Doppeldeutigkeit des Begriffs!) verholfen hat.

Dass das auch mit den Nationalsymbolen anderer Länder funktioniert, hat Kärcher an einigen Beispielen, die schon genannt wurden, vorexerziert. Dabei wurden immer Beispiele ausgesucht, die nicht nur im nationalen Kontext von Bedeutung sind. Immer sind es Monumente, die auch international Bekanntschaft und Ansehen genießen. Dadurch wird sichergestellt, dass auch die Medien anderer Länder über die aufsehenerregenden Aktionen berichten und den Namen Kärcher als Hersteller potenter Reinigungsgeräte erfolgreich und nachhaltig in die Medien und damit in die öffentliche Wahrnehmung bringen.

Weiterführende Infos unter: http://www.TrojanischesMarketing.com
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Über Roman Anlanger

Prof. (FH) Roman Anlanger ist führender Marketing- und Vertriebsexperte, Bestsellerautor, Top-Referent und leitet das Fachhochschulstudium „Technis