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Gründungstätigkeit in Deutschland fällt ab, innovative Gründer trotzen der Entwicklung

Die Beteiligung von Frauen an der Gründungstätigkeit (43 %) bleibt das 3. Jahr in Folge auf Rekordniveau.
KfW Bankengruppe | 01.06.2016
Die anhaltende Stärke des Arbeitsmarktes hat die Gründungstätigkeit in Deutschland im Jahr 2015 deutlich gebremst: Die Anzahl von Gründern ist im Vergleich zum Vorjahr um 152.000 oder 17 % auf 763.000 Personen gesunken. Die Erwerbslosenquote fiel um weitere 0,4 Prozentpunkte, so dass insbesondere „Notgründungen aus Mangel an besseren Alternativen“ überproportional weniger wurden (-28 % auf 207.000). „Die sehr gute Situation am Arbeitsmarkt hemmt die Gründungstätigkeit. Positiv dabei ist, dass es zuvor noch nie so wenige Notgründer gab. Wir sehen auch weitere positive Aspekte“, sagt Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW anlässlich der Vorstellung des KfW-Gründungsmonitors 2016, der repräsentativen Befragung zum Gründungsgeschehen in Deutschland. Die Zahl der innovativen Gründer steigt beispielsweise um 6 % auf 95.000 leicht an. „Innovative Gründungen sind wegen ihrer Investitionen in Forschung und Entwicklung und ihrer höheren Bestandsfestigkeit von großer Bedeutung für unsere Wettbewerbsfähigkeit“, sagt Dr. Zeuner: „Das Gründungsgeschehen hat an Quantität verloren, aber strukturell an Qualität gewonnen“.

Mit dem KfW-Gründungsmonitor 2016 kann erstmals beleuchtet werden, welche Bedeutung digitale Technologien für Gründer haben. Das Ergebnis: Gründer, die mit digitalen Technologien neue Märkte kreieren oder etablierte Märkte erobern, machen inzwischen einen substanziellen Teil des Gründungsgeschehens aus. Jeder fünfte Gründer (21 %) ist ein „digitaler“ Gründer, das heißt, sein Angebot ist ausschließlich durch digitale Technologien nutzbar. Die Geschäftsmodelle sind vielfältig: Als digitale Gründer sind App-Anbieter, Betreiber von Webportalen, Onlinehändler, Softwareentwickler oder auch Webdesigner zu verstehen. Der Vorteil der Digitalisierung zeigt sich im Marktzugang: Während die Gründer insgesamt überwiegend regional ausgerichtet sind (40 % überregional), zielen 70 % der „digitalen“ Gründer direkt auf den nationalen oder internationalen Markt.

Insgesamt setzen Gründer mit 65 % 2015 etwas häufiger Finanzmittel ein (2014: 62 %), 23 % greifen hierbei auf externe Quellen zu wie Kreditinstitute, Privatinvestoren oder Familie und Freunde zurück (2014: 21 %). Das externe Kapital bewegt sich dabei meist im Mikrofinanzbereich bis zu 25.000 EUR (15 % der Gründer). Allerdings ist der Anteil von Gründern mit höherem Einsatz externen Kapitals in den letzten Jahren gestiegen, 2015 auf einen bisherigen Höchstwert von 8 %.

Erfreulich ist, dass 2015 ein Viertel weniger Gründer Finanzierungsschwierigkeiten hatten (von 20 % auf 15 %). „Gründer werden immer stärker von Finanzierungsschwierigkeiten betroffen sein als etablierte Unternehmer, da sie meist keine Unternehmerhistorie haben und häufig keine Sicherheiten stellen können“, sagt Dr. Zeuner. „Wir haben aber ein hohes volkswirtschaftliches Interesse daran, dass erfolgversprechende Ideen nicht an der Finanzierung scheitern. Daher ist es nicht zuletzt die Aufgabe von Förderbanken, die Gründungsfinanzierung zu unterstützen.“

Weitere Ergebnisse im Überblick:

+ Die Beteiligung von Frauen an der Gründungstätigkeit (43 %) bleibt das 3. Jahr in Folge auf Rekordniveau.

+ Weiterhin startet die Mehrheit aller Gründer im Dienstleistungssektor, gefolgt vom Produzierenden Gewerbe und dem Handel.

+ Gründer haben für sich selbst und für angestellte Mitarbeiter 2015 rund 610.000 vollzeitäquivalente Stellen geschaffen.

Hinweis:
Der KfW-Gründungsmonitor basiert auf den Angaben einer jährlichen Zufallsauswahl von 50.000 Personen, die im Rahmen einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung telefonisch interviewt werden. Mit voll- und nebenerwerblichen, freiberuflichen wie gewerblichen Existenzgründungen wird ein umfassender Gründungsbegriff zugrunde gelegt. Der KfW-Gründungsmonitor 2016 ist die 16. Befragung.