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Deutscher Mittelstand geht nach Brexit-Votum gut gerüstet in unsichere Zeiten

Geschäftserwartungen springen vor Brexit-Referendum auf Jahreshoch. Lageurteil auf sehr hohem Niveau stabil.
KfW Bankengruppe | 13.07.2016
Das Geschäftsklima der kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland steigt im Juni auf ein neues Jahreshoch (+0,9 Zähler auf 16,3 Saldenpunkte). Maßgeblicher Treiber ist die zum vierten Mal in Folge gewachsene Zuversicht der Firmen, dass sich die Geschäfte auf Halbjahressicht weiter verbessern würden: Die Geschäftserwartungen ziehen um 1,8 Zähler auf 5,7 Saldenpunkte an.

Hierzu sagt Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW: „Unsere noch vor dem Brexit-Referendum durchgeführte Befragung deutet an, was möglich gewesen wäre, wenn sich die Briten für die EU entscheiden hätten. Nun werden die kommenden Monate von großer Unsicherheit und einer schwächeren Konjunktur geprägt sein – besonders in Großbritannien aber auch im übrigen Europa. Schon im Juli dürfte sich dies in spürbar schwächeren Geschäftserwartungen widerspiegeln.“

Die Urteile der Mittelständler zur aktuellen Geschäftslage bleiben im Juni auf dem Zweijahreshoch von 27,0 Saldenpunkten stabil. Dies spricht rückblickend für eine solide aufwärts gerichtete konjunkturelle Grundtendenz im Frühling.

Bei den Großunternehmen ist die Stimmungstendenz nahezu identisch: Auch dort bleiben die Lagebewertungen praktisch stabil (-0,1 Zähler auf 18,3 Saldenpunkte), während sich die Erwartungen von einem niedrigeren Niveau aus sogar noch kräftiger aufhellen als im Mittelstand (+4,4 Zähler auf 2,4 Saldenpunkte). Erstmals in diesem Jahr sind damit die Optimisten unter den großen Firmen wieder leicht in der Überzahl. Alles in allem steigt das Geschäftsklima bei den Großunternehmen um 2,2 Zähler auf 10,4 Saldenpunkte.

„Heute zeigen die guten Zahlen vom Juni wenigstens noch Eines: Die deutschen Firmen gehen gut gerüstet in eine unsichere Zeit hinein“, fasst Zeuner das aktuelle KfW-ifo-Mittelstandsbarometer zusammen. Das Brexit-Votum dämpfe insbesondere die deutschen Exporte aber auch die Investitionsbereitschaft der Unternehmen. Demgegenüber würden der Arbeitsmarkt und die Binnennachfrage hierzulande verlässlich aufwärts gerichtet bleiben und so den externen Gegenwind entschärfen. Zeuner erwartet jetzt, dass die deutsche Wirtschaft im Jahr 2016 nur noch um 1,5 % und 2017 um 1,2 % wächst – anstelle der zuvor prognostizierten 1,7 bzw. 1,8 %. „Das ist zwar keine Katastrophe für Deutschland. Bedauerlich ist es dennoch, denn die nun leider ausfallende Beschleunigung der Konjunktur hätte endlich auch den dringend benötigten Schub bei den Investitionen bringen können“, so Zeuner.