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Vertrauen in Branchen – und was sagen die Beschäftigten dazu?

Wie stark vertrauen die Beschäftigten in Deutschland der Branche, in der sie tätig sind?
GfK SE | 21.10.2016
Eine aktuelle Studie von GfK zeigt, dass nur in wenigen Branchen Mitarbeitervertrauenswerte von über 60 Prozent erzielt werden. Am stärksten vertrauen die Mitarbeiter der Elektroindustrie ihrer eigenen Branche. Schlusslicht beim Thema Mitarbeitervertrauen ist der Bereich Verkehr.

Wie hoch das generelle Vertrauen der Bürger in Branchen, Berufe und Institutionen ist, erhebt der GfK Verein seit einigen Jahren in der Studie „Global Trust Report“. GfK befragte nun Mitarbeiter aus verschiedenen Industrien, wie stark sie ihrer eigenen Branche vertrauen. Die Ergebnisse zeigen, dass es beim Thema Vertrauen kaum Überschneidungen in der Selbst- und Fremdwahrnehmung gibt.

Wer in der Branche arbeitet, denkt anders

Der Vergleich der Vertrauenswerte von Mitarbeitern und der Bevölkerung offenbart ein gemischtes Bild: Im Finanzsektor zeigt sich die größte Vertrauenslücke zwischen Bevölkerung und Mitarbeitern. Während die Bürger sich gegenüber Banken relativ misstrauisch äußern (33 Prozent Vertrauen), zeigen sich die Mitarbeiter in dieser Branche eher voller Vertrauen – auch untereinander, zu ihren Führungskräften und in die Geschäftsführung (56 Prozent).

Anders sieht es bei der Branche „Verkehr“ aus. Die Bevölkerung hat beispielsweise in Fluggesellschaften ein sehr großes Vertrauen (74 Prozent), aber deutlich weniger Mitarbeiter der Industrie „Verkehr“ beurteilen ihre Branche so positiv (53 Prozent). Im Vertrauensranking der Mitarbeiter belegt diese Branche den letzten Platz, während Fluggesellschaften – als Teil der Branche – in der Bevölkerung das zweithöchste Vertrauen genießen. Von allen Branchen sprechen die Beschäftigten hier sogar das geringste Vertrauen aus.

Ähnlich sieht es beim Handel und in der Autobranche aus: Das Vertrauen der Mitarbeiter in diese Industrien ist wesentlich geringer als das der Bevölkerung. In der Automobilindustrie ist auffällig, dass das Vertrauen untereinander und zur Geschäftsleitung fast identisch und relativ hoch ist. Allerdings wird dem mittleren Management eher misstraut. Das höchste Mitarbeitervertrauen findet sich in der Elektroindustrie – hier besteht vor allem starkes Vertrauen in die Führungskräfte. Die Arzneimittelhersteller beispielsweise schneiden in der Bevölkerung hingegen eher schlecht ab (56 Prozent Vertrauen). Die einzige Branche, in der sich das Vertrauen der Bevölkerung mit dem der Mitarbeiter deckt, ist die Elektroindustrie bzw. die Unterhaltungselektronik- und Haushaltsgerätehersteller. Hier gibt es das höchste Vertrauen untereinander und gegenüber dem mittleren Management. Allerdings besteht weniger Vertrauen in die Geschäftsleitung.

Auch in der Bevölkerung genießt die Branche ein sehr hohes Vertrauen. Ähnlich ist es in der Energiebranche: Auch hier genießen die Führungskräfte des mittleren Managements ein hohes Vertrauen, aber nicht die Geschäftsleitung – dieser wird im Branchenvergleich sogar am wenigsten vertraut.

Bei der Einschätzung des Vertrauens in die jeweiligen Branchen durch die Bevölkerung und die Beschäftigten gibt es also kaum Überschneidungen. „Diese Ergebnisse überraschen nicht“, erklärt Dr. Ingrid Feinstein, Leiterin der Mitarbeiterforschung bei GfK. „Die Meinung der Mitarbeiter zum Thema Vertrauen basiert auf oftmals langjährigen Erfahrungen in einer bestimmten Branche. Im Gegensatz dazu entstehen die Meinungen von Außenstehenden eher durch sporadische Kontakte. Nichtsdestotrotz ist eine solide Vertrauenskultur ein wichtiger Erfolgsfaktor. Unternehmen müssen beides im Blick haben, um auch langfristig bestehen zu können.“

Zur Studie

Seit 2013 befragt GfK jährlich mehr als 1.200 Beschäftigte in Deutschland zu verschiedenen organisationalen Themen. Auf Grundlage aktueller Daten wurde ein Gesamtvertrauensindex zum Thema „Vertrauen“ nach Branchen gebildet, der sich aus drei Fragen zusammensetzt
1. Das Arbeitsklima in meinem unmittelbaren Arbeitsumfeld ist von Offenheit und Ehrlichkeit / gegenseitigem Vertrauen geprägt.
2. Die Zusammenarbeit mit meiner disziplinarischen/direkten Führungskraft ist von gegenseitigem Vertrauen geprägt.
3. Ich habe volles Vertrauen in die Geschäftsführung von XYZ.
Die Befragten konnten aus folgenden Antwortmöglichkeiten wählen: „Stimme voll zu“, „Stimme eher zu“, „Teils-teils“, „Stimme eher nicht zu“, „Stimme überhaupt nicht zu“. Die Antworten „Stimme eher zu / voll zu“ wurden als Zustimmung zusammengefasst.