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Deutscher Mittelstand international spitze

KfW-Wettbewerbsindikator 2016: Deutsche vor französischen und britischen Mittelständlern. Positive Bewertung von Standortfaktoren und Performance.
KfW Bankengruppe | 22.11.2016
Die kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland sehen sich aktuell bestens gerüstet für den Wettbewerb mit ihrer Konkurrenz aus dem Ausland: Im KfW-Wettbewerbsindikator 2016 sichern sie sich nach Rang zwei im Jahr 2014 diesmal die Spitzenposition. Mit nur geringem Abstand folgen auf dem Siegertreppchen die Mittelständler aus Frankreich und Großbritannien. Die mittelständischen Unternehmen aus den Vereinigten Staaten sehen ihre Wettbewerbsfähigkeit durch ungünstige Standortbedingungen wie mangelnde Infrastruktur und hohe Bürokratie erheblich beeinträchtigt und fallen 2016 auf Platz vier zurück.

Der KfW-Wettbewerbsindikator basiert auf einer Befragung von mehr als 2.200 Mittelständlern in zehn wichtigen Industrie- und Schwellenländern zu den Stärken und Schwächen ihres Unternehmens und ihres Standorts im Vergleich zu ihren wichtigsten internationalen Konkurrenten. Der Spitzenplatz des deutschen Mittelstands wird getragen von den weiterhin sehr guten Standortbedingungen. Kleine und mittlere Unternehmen in anderen Volkswirtschaften fühlen sich deutlich stärker durch mangelnde Infrastruktur, politische Instabilität, Korruption oder Finanzierungsschwierigkeiten beeinträchtigt. Verbesserungspotenzial sehen die deutschen Mittelständler dennoch: Der Bürokratieabbau muss aus ihrer Sicht vorangetrieben werden, Steuern und Abgaben werden noch immer als zu hoch empfunden und der Fachkräftemangel infolge des demografischen Wandels macht vielen Sorgen.

Ihre eigene Unternehmensperformance schätzen die kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland besser ein als vor zwei Jahren: Sie punkten weiter vor allem mit Qualität, Innovation und Service, haben zuletzt aber auch bei der preislichen Wettbewerbsfähigkeit deutlich aufgeholt. Ein wichtiger Treiber hierfür dürfte die Euro-Abwertung infolge der expansiven EZB-Geldpolitik sein, von der auch die Mittelständler anderer Länder der Eurozone wie Frankreich, Spanien und Italien profitieren konnten.

„Keine Frage: Der deutsche Mittelstand steht gut da. Seine hohe internationale Wettbewerbsfähigkeit trägt erheblich zu Wachstum und Beschäftigung bei“, kommentiert Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe, die Ergebnisse des aktuellen KfW-Wettbewerbsindikators. „Doch unsere Befragung zeigt auch: Ausruhen auf ihren Lorbeeren dürfen sich die Unternehmen nicht. Die Konkurrenz aus anderen Ländern steht in den Startlöchern, um Marktanteile für sich zu gewinnen.“ Positiv bewertet Zeuner die Entwicklung in den europäischen Nachbarländern: „Spanien und Frankreich haben bei der Wettbewerbsfähigkeit aufgeholt und stehen deutlich besser da als vor zwei Jahren. Italien kommt etwas langsamer voran, aber die Richtung stimmt.“

KfW Research hat die Mittelständler für den Wettbewerbsindikator 2016 erstmals auch zu ihren Energieeffizienzmaßnahmen befragt. Laut KfW-Chefvolkswirt Zeuner können diese erheblich zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens beitragen: „Energieeffizienzmaßnahmen senken die Energiekosten und verringern die Abhängigkeit von der Energiepreisentwicklung“, so Zeuner. „Sie können außerdem zu schlankeren Prozessen, höherer Produktqualität und besseren Arbeitsbedingungen beitragen – und sie wirken sich positiv auf das Unternehmensimage aus.“

Wie die Untersuchung zeigt, hat das Thema international nicht bei allen Mittelständlern den gleichen Stellenwert. Energieeffizienz ist den kleinen und mittleren Unternehmen dort wichtig, wo die Energiekosten als sehr belastend oder die Klimaschutzbestimmungen als besonders streng wahrgenommen werden. Lediglich in Deutschland fällt auf, dass ein großer Teil der Mittelständler das Thema Energieeffizienz für wichtig hält (88 %), sich aber gleichzeitig nicht mehr so stark durch Energiekosten beeinträchtigt sieht. Hierin zeigt sich, dass die hohen Energiepreise der Vergangenheit und die staatlichen Fördermaßnahmen nicht nur dazu beigetragen haben, das Thema Energieeffizienz fest im Bewusstsein der Unternehmen zu verankern. Sie haben auch dazu geführt, dass die Unternehmen ihre Energieeffizienz deutlich verbessert und so ihre Belastung durch Energiekosten begrenzt haben. Jeder vierte deutsche Mittelständler hat in den letzten beiden Jahren konkrete Energieeffizienzmaßnahmen umgesetzt, jedes sechste Unternehmen hat welche in Planung.

In etwa gleichauf liegen die mittelständischen Unternehmen aus anderen Industrieländern wie Großbritannien, Italien oder Spanien. Die Franzosen und Japaner folgen mit geringem Abstand. An der Spitze bei der Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen liegen derzeit die Mittelständler aus den Vereinigten Staaten: 29 % von ihnen waren zwischen 2014 und 2016 aktiv. Die Klimapolitik des US-amerikanischen Präsidenten zeigt offensichtlich Wirkung. Das Ausgangsniveau in den USA ist jedoch auch deutlich niedriger als in vielen europäischen Staaten, der Nachholbedarf entsprechend hoch. „Im internationalen Vergleich haben die deutschen Mittelständler beim Wettbewerbsfaktor Energieeffizienz bereits ein gutes Niveau erreicht. Aber sie müssen unbedingt weiter am Ball bleiben!“ sagt KfW-Chefvolkswirt Zeuner.