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Deutsche Verlage und TV-Sender bauen digitales Portfolio stark aus

Die Strategieberatung OC&C hat zum vierten Mal die Entwicklung der Online-Aktivitäten großer Verlagshäuserauf dem deutschen Markt untersucht.
Das Ergebnis bestätigt den Trend der vergangenen Jahre: Aufgrund struktureller Probleme im Kerngeschäft sowie
wachsender Nutzer- und Werbemarktzahlen setzen traditionelle Medienunternehmen verstärkt auf Aktivitäten im Onlinebereich. Der Georg von Holtzbrinck-Verlag ist mit 31 neuen Beteiligungen seit 2009 besonders investitionsfreudig. Burda und Springer weisen den prozentual höchsten Online-Umsatz aus.

Zum vierten Mal hat die internationale Strategieberatung OC&C Strategy Consultants die Online-Aktivitäten großer Verlagsgruppen und privater TV-Sender in Deutschland analysiert. Im Fokus der Untersuchung stehen die eigenständigen, nicht-markenbezogenen Online-Aktivitäten der Unternehmen. Im Vergleich zu den Vorjahren wurden die Portfolios erneut ausgebaut. Mittlerweile kommen die betrachteten Medienunternehmen auf insgesamt 281 Beteiligungen und Neugründungen im digitalen Bereich.
Insbesondere die Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck hat das Onlinegeschäft zwischen 2009 und 2011 mit 31 zusätzlichen Beteiligungen (bei 25 Abgängen) neu strukturiert und ausgeweitet. In diesem Zeitraum gehen
damit ein Drittel aller Online-Aktivitäten auf das Konto der Stuttgarter. Auch der Springer-Verlag hat sein
Portfolio mit 13 Zugängen (bei vier Abgängen) ausgebaut. Die Hubert Burda Media-Gruppe sowie Gruner+ Jahr waren ebenfalls aktiv und haben den Bestand mit jeweils elf Zugängen aufgefrischt (bei neun bzw. drei Abgängen) — dies jedoch mit unterschiedlichen Strategien: Während Burda über Beteiligungen aktivw war, hat Gruner+Jahr vornehmlich auf digitale Eigengründungen gesetzt. Neben den überregionalen Platzhirschen haben erstmals regionale Verlage ihre Portfolios signifikant erweitert. Durch elf Investitionen des Tochterunternehmens Dumont Ventures unterstreicht vor allem DuMont Schauberg die Ambitionen im Onlinegeschäft.

„Mit dem Aufbau substanzieller Portfolios haben die Medienunternehmen einen wichtigen Schritt in die digitale
Zukunft gemacht. Doch es warten große Herausforderungen. Während die Unternehmen weiterhin strategische
Investitionen tätigen, werden sie die ‚erwachsen‘ gewordenen Beteiligungen im eigenen Portfolio zukünftig effizienter managen müssen“, so Michael Rzesnitzek, Partner bei OC&C. Andreas von Buchwaldt, ebenfalls Partner bei OC&C, ergänzt: „Nun müssen die Medienhäuser einerseits ihr redaktionelles Kerngeschäft in ein wirtschaftliches Multikanalgeschäft mit einer jeweils klaren Positionierung überführen. Dabei spielen Themen wie effiziente Prozessgestaltung, Diversifikation oder Internationalisierung eine Rolle. Anderseits müssen die Verlage und TV-Sender weiterhin in wachstumsstarke Segmente außerhalb des Kerngeschäfts, aber immer noch mit einem strategischen Fit, investieren.“

Verlage setzen auf e-Commerce und lokale Plattformen – TV-Sender auf Gaming und Entertainment

Wie schon in den vergangenen Jahren betrifft das Gros neuer Investitionen Geschäftsmodelle aus dem Bereich
e-Commerce. In diesem Segment wurden 31 neue Beteiligungen getätigt — das entspricht einem Drittel
aller Investitionsaktivitäten. Neben e-Commerce-Angeboten verzeichneten lokale Plattformen seit 2009 deutliche Zuwächse, so z.B. Rubrikangebote, Verzeichnisse und lokale Suchen. Insbesondere Springer, Holtzbrinck und Dumont besetzen den Bereich der lokalen Suche mit insgesamt sieben Neuinvestitionen. Im Detail konzentrierten sich die Verlagshäuser auf Themen wie Lieferplattformen (lieferheld.de, lieferando.de) und lokale Angebotsseiten (kaufda.de, friendticker.de). Holtzbrinck und Springer waren darüber hinaus im Rubriken-Segment aktiv und haben in Beteiligungen aus den Bereichen Automobile, Immobilien, Job und Matching investiert (u.a. autoda.de, edarling.de, jobanova.de). Springer ist mit der Akquisition des französischen Immobilienportals SeLoger für 600 Mio. Euro dabei auch im Ausland tätig geworden.
Private TV-Sender bewegen sich mit ihren Online-Investitionen vor allem im Bereich Gaming und Entertainment.
Pro7SiebenSat.1 setzt mit der Übernahme von Alaplaya und weiteren, zum Spieleanbieter burda:ic gehörenden Gaming-Plattformen, auf das schnell wachsenden Spiele-Segment. Die RTL-Gruppe versucht, mit der von RTL interactive produzierten Spieleplattform Gamechannel im boomenden Games-Markt Fuß zu fassen. Darüber hinaus wagt sich RTL mit der Übernahme der von Bertelsmann entwickelten Online-
Lernplattform Scoyo in den bislang relativ unberührten Education-Bereich vor.

Umsatz: Burda und Springer mit signifikantem Online-Anteil
Burda und Springer erzielten 2010 nach eigenen Angaben 35 Prozent bzw. 25 Prozent des Umsatzes mit Onlinegeschäften. Damit liegen die Verlagshäuser im internationalen Vergleich auf den vorderen Plätzen.
Branchenprimus war zuletzt die Guardian Media Group aus Großbritannien mit einem Online-Anteil von 41 Prozent des Umsatzes.
„Die Analyse der Umsatz- und Gewinnentwicklung zeigt, dass digitale Investitionen im Portfolio der Medienhäuser
eine immer bedeutendere Rolle spielen. So konnte Springer etwa 17 Prozent des EBITDA aus digitalen Aktivitäten erwirtschaften. Holtzbrinck hat mit dem Verkauf ehemaliger Online-Beteiligungen einen deutlich dreistelligen Millionenbereich erzielt und damit den eigenen Unternehmenserfolg gestärkt“, so Andreas
von Buchwaldt über die wachsende Relevanz des Online-Geschäfts für den Unternehmenserfolg der Medienhäuser.
Um den digitalen Beitrag zum Umsatz weiter zu steigern, setzen Unternehmen seit 2010 verstärkt auf Investitionen
von Verlagshäusern im Ausland. Springer z.B. bildet durch Investitionen in mehrere Unternehmen derselben Kategorie länderübergreifende Cluster in den Bereichen Rubriken (SeLoger.com in Frankreich, CarWale.com in Indien) und Ad Networks (Zanox-Gruppe, buy.at in USA und UK, M4N.nl in den Niederlanden).

SeLoger wiederum hat sich im Juni 2011 an iproperty.com beteiligt, dem Netzwerk führender Immobilienportale
in Asien. Zwei Beispiele für internationale Medienunternehmen, die erfolgreich in ausländische
Digitalkonzepte investieren, sind der südafrikanische Medienkonzern Naspers und die norwegische Schibsted Media Group. Diese Verlagshäuser zeigen, dass unterschiedliche Ansätze zum Erfolg führen können: Schibsted konzentriert sich auf den internationalen Roll-out erfolgreicher inländischer Online-Konzepte, während Naspers stark in erfolgreiche internationale Unternehmen mit unterschiedlichsten digitalen Geschäftsmodellen investiert.

„Die Transformation der Medienbranche ist vielfach schon sehr fortgeschritten. In einzelnen Marktsegmenten
lässt jedoch die Wachstumsdynamik nach oder das Umfeld wird kompetitiver. Hier sind die Medienhäuser aufgerufen, Synergien und Effizienzreserven zu heben, um die Beteiligungen für den harten Wettbewerb zu rüsten. Daneben sollten Verlage und TV-Sender aber einerseits im Kerngeschäft weiterhin konsequent die Strukturen umbauen, um profitables Geschäfte in mehreren Kanälen zu erzielen; andererseits sollten sie weiter nach Investitionszielen außerhalb des klassischen Geschäfts Ausschau halten, um über Diversifikation die Grundlage für zukünftiges Wachstum zu legen“, schließt Michael Rzesnitzek mit einem Rat an die Medienhäuser.

Über OC&C
OC&C Strategy Consultants entwickelt in enger Zusammenarbeit mit seinen Klienten innovative und umsetzbare Lösungen für anspruchsvolle strategische Fragestellungen. OC&C wurde 1987 gegründet und ist heute in Europa, Nordamerika und Asien präsent.
OC&C arbeitet international mit namhaften Unternehmen und Investoren zusammen, die sowohl in etablierten als auch
in neuen, schnell wachsenden Märkten eine Führungsrolle behaupten oder anstreben. In Deutschland konzentriert sich
OC&C auf die Branchen Handel, Medien und Telekommunikation, Konsumgüter, Bauwirtschaft, sowie auf das Private Equity-Geschäft und ist an den Standorten Düsseldorf und Hamburg vertreten.
Weitere Informationen über OC&C Stra
tegy Consultants finden Sie unter www.occstrategy.de.