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SYSTEMS 2007 live

Grüne IT: "Der Markt wacht auf"
Messe München GmbH | 24.10.2007
Unter dem Titel „Green IT – Taktik oder Unternehmensphilosphie?“ lud die SYSTEMS, die führende Business-to-Business-Messe für die ITK-Wirtschaft, Industrieunternehmen am 22. Oktober zur Podiumsdiskussion ein. Das Fazit der Veranstaltung: Die Politik gibt die Richtlinien vor, die Industrie forscht und entwickelt umweltfreundliche Produkte, doch letztendlich entscheiden Konsumenten und Unternehmen durch ihre Investitionen, ob „Green IT“ in der Praxis umgesetzt wird. Der aktuelle Trend, darin waren sich die Top-Manager einig, lautet: Der deutsche Markt wacht gerade auf, die Nachfrage steigt.
Die Podiumsteilnehmer waren:

- APC-MGE, Georg Foraita, Manager Projects & Consulting
- AMD, Silke Hermanns, EPR Program Manager Europe
- Fujitsu-Siemens Computers (FSC), Corinna Kammerer, Senior Product Manager Professional PC & Green PC
- IBM, Thomas Tauer, Leiter Bereich ITS Site und Facilities Services
Kyocera-Mita, Detlef Herb, Referent für Umwelt und Gerätesicherheit

Die Moderation führte Uli Ries, Senior Analyst der Innoea GmbH. Der nachfolgende Beitrag ist eine Zusammenfassung der Podiumsdiskussion. Die Aussagen sind von den Rednern autorisiert und reichen über die Statements, die auch im Internet zu beziehen sind, hinaus: http://www.messe-muenchen-media.de/systems/index.html.

München, 24. Oktober 2007. Umweltschonende Informationstechnologie ist mehr als ein Hype-Thema. Darin waren sich die Top-Manager auf der Podiumsdiskussion einig. Green IT beginnt bereits bei der Konzeption von Produkten und zieht sich über den gesamten Lebenszyklus bis hin zur Entsorgung. Nicht unerhebliche Investitionen der Industrie in Forschung & Entwicklung sind notwendig, um entsprechend „grüne“ Produkte anbieten zu können. In der Vergangenheit waren diese Bemühungen nicht immer mit Erfolg gekrönt. Doch nun zeichnet sich ein Aufwärtstrend ab.

„Wir haben über Jahre hinweg, unseren Kunden die Option angeboten, für mehr Geld umweltfreundliche Produkte zu kaufen. Über ebenso viele Jahre hinweg haben sie es meist nicht genutzt, sondern sich für das preiswertere Angebot entschieden.“ Jetzt aber beobachtet Corinna Kammerer von Fujitsu Siemens Computer eine Trendwende. „Die Nachfrage“, so die Verantwortliche für die „Green PCs“ des Konzerns, „nach energiesparenden und umweltfreundlichen Produkten steigt“. Damit hat sich nicht nur ihr Bemühen um energie- und ressourcenschonende Produkte ausgezahlt. Und die IT-Branche ist aktiver denn je.

Aber ist dieses große Engagement der Industrie Taktik oder Unternehmensphilosophie? Wurden die Programme für Green IT schnell ins Leben gerufen, weil die Gartner Group jüngst der IT-Industrie bescheinigte, dass sie ebenso viel Kohlendioxid produziert wie der weltweite Luftverkehr? Der Eindruck, dass die IT-Industrie im Windschatten des Klimawandels auf einen Publicity-Zug aufspringen würde, täuscht.

Green IT mit langer Tradition
In der IT-Industrie ist viel Bewegung: IT-Unternehmen haben sich seit dem 26. Februar 2007 im Konsortium „The Green Grid“ zusammengeschlossen, um die Energieeffizienz in Datenzentren zu verbessern. IBM rief am 10. Mai diesen Jahres das „Project Big Green“ ins Leben und will damit jährlich eine Milliarde US-Dollar in umweltschonende IT investieren. Kyocera-Mita ruft jetzt zur SYSTEMS 2007 mit der Deutschen Umwelthilfe und dem Bundesverband Mittelständische Wirtschaft den „Kyocera Umweltpreis“ aus. Fujitsu Siemens Computer initiierte gemeinsam mit AMD ein eigenes Programm unter dem Titel „Energy Saving“ und ist im Bereich der Rechenzentren unter dem Motto „Dynamic Data Center“ unterwegs.

Tatsächlich sind die Entwicklungsabteilungen vieler IT-Unternehmen schon seit Jahren damit befasst, ihre Produkte umweltverträglicher zu gestalten. In Deutschland sind entsprechende Erfolge der Industrie für den Verbraucher vor allem am Label „Blauer Engel“ sichtbar geworden. Das älteste Umweltzeichen der Welt, das vor 30 Jahren von Bundesinnenminister Hans-Dietrich Genscher eingeführt wurde, zählt zu den Anspruchsvollsten.

Auch die Plakette „ENERGY STAR“ hilft dem umweltbewussten Verbraucher bei seiner Kaufentscheidung. Der Hersteller, der dieses Label auf seinen Produkten anbringen darf, hat das Zertifizierungsprogramm des „internationalen, freiwilligen Kennzeichnungsprogramms für Strom sparende Bürogeräte“ bestanden. 1992 vom US-amerikanischen Umweltbundesamt (EPA) ins Leben gerufen, hat sich die EU später angeschlossen.
Diese runden Aufkleber sind für Detlef Herb, Referent für Umwelt und Gerätesicherheit beim Druckerhersteller Kyocera-Mita, „die wichtigsten Auszeichnungen für unsere Produkte. Es gäbe zwar noch ein paar mehr, aber wir konzentrieren uns auf diese Beiden. Schließlich sind es die Anspruchsvollsten und damit für den Verbraucher die zuverlässigsten Hilfen bei der Kaufentscheidung. Den Energy Star bekommen heute nur Produkte, bei denen 80 Prozent des Stroms, der im Netzteil ankommt, effektiv genutzt wird.“

Umweltschutz als Richtlinie bei Ausschreibungen
So wichtig diese Gütesiegel für Verbraucher auch sind, die Industrie hat es damit nicht so einfach. Als ausgesprochen „bürokratisch und langwierig“ beschreibt Herb den Weg eines Produktes oder einer Produktlinie zum Zertifikat. Dem kann Corinna Kammerer von Fujitsu Siemens Computer nur beipflichten: „Fünf Monate haben wir gebraucht, um unsere Produkte durch die Bürokratie des „Blauer Engel“ zu schleusen.“

Bemängelt wurde von allen Managern auch, dass zwar einerseits die Richtlinien von Zertifikaten wie „Blauer Engel“ oder „Energy Star“ massiv verschärft wurden. Andererseits aber bei Ausschreibungen die Kriterien „umweltbewusst“ und „energiesparend“ nur eine Option seien. „So lange Unternehmen und die öffentliche Hand immer noch die Pflicht haben, bei Ausschreibungen das billigere Angebot zu wählen und sich nicht für die umwelt- und energiesparenden Lösungen entscheiden müssen, so lange wird es die Industrie schwer haben“, erläutert Georg Foreita, Manager Projects & Cosulting bei APC-MGE, einem weltweit führenden Anbieter von integrierten Systemen zur Energieversorgung und Kühlung von Rechenzentren und Serverräumen. Nach seiner Einschätzung müssen bei Investitionsentscheidungen die „langfristigen Betriebskosten und die Umweltfreundlichkeit von Produkten berücksichtigt werden – und nicht nur ‚sollten’“.

Müllvermeidung ist Umweltschutz
Wenn ein Beispiel für eine umweltbewusste Unternehmensphilosophie jenseits aktueller Strömungen bemüht werden müsste, wäre der japanische Technologiekonzern Kyocera gut geeignet. Denn seit genau 20 Jahren kooperiert das Unternehmen mit der „Deutsche Umwelthilfe“. In diesem Jahr wurde der „Kyocera Umweltpreis“ ins Leben gerufen, der mit einem Preisgeld von 100.000 Euro Initiativen zum Umweltschutz auszeichnet. Detlef Herb’s Devise: „Langlebigkeit bedeutet Müllvermeidung im großen Stil. Das schont die Umwelt, schont Ressourcen am Besten.“ Die Ecosys-Druckwerke von Kyocera basieren auf einer haltbaren Keramiktrommel, die nur sehr selten ausgetauscht werden muss – eben Müll vermeidet.
Dazu sei, so versichert Herb, nach dem aktuellen Stand der Technik beim Druckerhersteller alles im „grünen Bereich“: „Es gibt keine Gifte in unseren Produkten. Angefangen bei der Verpackung, die nicht durchgefärbt ist, noch in den Druckern oder gar im Toner.“

Rechenzentren: Großes Potenzial für Energie-Effizienz
Einen ganz anderen Ansatz als Kyocera hat die IBM im Fokus. „Allein in Deutschland sind rund 50.000 Rechenzentren in Betrieb“, erklärt Thomas Tauer, Leiter des Bereichs ITS, Site and Facility Services von der IBM. „Und die verbrauchen pro Jahr zwischen fünf und sechs Milliarden Kilowattstunden.“ Das wäre an sich nicht das Problem, denn was sei heute nicht IT-basiert, der Einsatz von Computern – und damit der Stromverbrauch – werde weiter zunehmen. „Die Frage ist vielmehr, geht es bei gleicher Qualität nicht umweltschonender?“ Das größte IT-Haus der Welt knöpft sich damit die Rechenzentren vor: Räume so groß wie Tennisplätze, in denen Tausende von Computern in Hochschränken ohne Unterlass schnurren – und Wärme produzieren. Ohne Kühlung durch mächtige Klimaanlagen würden sie nicht funktionieren. Und so pumpen Unternehmen sicherheitshalber lieber zuviel als zu wenig Technologie in ihre hochverfügbare IT. Das kostet nicht nur Geld in der Anschaffung von Computern, Servern und Leitungen, sondern verbraucht vor allem viel Energie beim Betrieb.

Mit dem „Project Green IT“ will die IBM deshalb pro Jahr eine Milliarde US-Dollar im Sinne der „grünen IT“ investieren. Und dies sowohl bei den eigenen Rechenzentren, die effizienter werden sollen, bei Produkten als auch bei der Beratung. „Denn ein großes Problem“, so Thomas Tauer, “ist, dass die Anwenderunternehmen oft nicht wissen, dass ihre Systeme gar nicht ausgelastet sind und völlig unnötig die Stromkosten in ungeahnte Höhen treiben.“

Batterie-Ersatz: Brennstoffzelle im Fokus
Georg Foraita von APC-MGE, die mit Kühlungssystemen und unterbrechungsfreier Stromversorgung für Datenzentren einen Jahresumsatz von 2,4 Milliarden Euro erzielen, räumt ein: „Gegenwärtig ist nicht abzusehen, dass es eine hundertprozentig umweltfreundliche Batterie geben wird.“ Die Entwickler von APC-MGE haben viel Hoffnung auf die Brennstoffzellentechnologie gesetzt. „Aber der Entwicklung fehlt noch die Serienreife. Die zentrale Umweltschutzmaßnahme ist bei Batteriesystemen von APC-MGE schon im Produkt selbst enthalten, nämlich die kostenfreie Rücknahme und professionelle Entsorgung der Batterien.“

Virtualisierung: Hardware umwelttechnisch täuschen
Nach SOA, SaaS und Web 2.0 rollt der nächste Hype auf die IT-Welt zu. Obwohl Wissenschaftler schon in den neunziger Jahren den Vorteil der Virtualisierung erkannt haben, kommt das Prinzip jetzt voll zum Tragen. Der Grund: Es ist der Schlüssel zur Reduktion des Strombedarfs: „Der Energieverbrauch in Rechenzentren lässt sich durch Virtualisierung um etwa 50 Prozent senken“, sagt Tauer von der IBM. „Das ist ein wirklich fundamentaler Fortschritt.“
Dass der grüne Weg der richtige sei, davon zeigten sich alle Industrievertreter überzeugt. Tauer: „Es gibt ein großes Interesse im Markt, die Maßstäbe werden sich weiter ändern und verschärfen“, und er sieht im Umwelt-Engagement einen Wettbewerbsvorteil. „Die Industrie muss aber mehr tun als die Politik vorschreibt.“

Richtlinien durch die Politik
Die Politik gibt Richtlinien vor, die Industrie hält sie ein, doch der Konsument entscheidet. Silke Hermanns, EPR Program Manager bei AMD: „Wir wünschen uns von politischer Seite mehr Unterstützung im Bereich von Forschung und Entwicklung, um Produkte entwickeln zu können, die Energie optimaler nutzen.“ Corinna Kammerer appelliert an die Politik, „Der Gesetzgeber sollte uns bei der Aufklärung unterstützen, wie Privatverbraucher und Unternehmen umweltbewusste Technologie einsetzen können, worauf zu achten ist. Die Politik muss die Mindestanforderungen für die gesamte Industrie formulieren!“

Hinweis für Rundfunk-Journalisten:
Ausgewählte O-Töne der Teilnehmer an der Podiumsdiskussion „Green IT“ finden Sie in unserem Hörfunk-Service-Angebot im Internet unter http://www.messe-muenchen-media.de/systems/index.html.






Über die SYSTEMS
Die SYSTEMS ist die professionelle Business-to-Business-Messe für den ITK-Markt. Sie konzentriert sich auf marktreife ITK-Lösungen und filtert bzw. verstärkt die aktuellen Trendthemen zur Optimierung von Geschäftsprozessen. Mit diesem Profil adressiert sie die kaufmännischen und technischen Entscheider in Unternehmen und der öffentlichen Hand. Ihre kompromisslose Kundenorientierung und ihr innovatives Messekonzept trägt den Bedürfnissen von mittelständischen Unternehmen und Großkonzernen Rechnung.

Die SYSTEMS findet in München statt, einem der stärksten Wirtschaftsräume in Europa und einem weltweit führenden Hightech- und Medienstandort.

Den Ausstellern bietet die SYSTEMS effiziente Unterstützung im Management qualifizierter Kontakte. Besucher erhalten auf der Basis der lösungs- und themenorientierten Messestruktur ein Höchstmaß an Sicherheit und Transparenz für ihre Investitionsplanungen.

Aussteller- und Besucherzahlen der SYSTEMS sind von einem unabhängigen Wirtschaftsprüfer im Auftrag der Gesellschaft zur Freiwilligen Kontrolle von Messe- und Ausstellungszahlen (FKM) geprüft.

Die SYSTEMS 2007 findet vom 23. bis 26. Oktober 2007 in der Neuen Messe München statt. Die Marke SYSTEMS ist 365 Tage im Jahr präsent – unter http://www.SYSTEMS-world.de



Über die Messe München International (MMI)
Die Messe München International (MMI) ist mit rund 40 Fachmessen für Investitionsgüter, Konsumgüter und Neue Technologien eine der weltweit führenden Messegesellschaften. Über 30.000 Aussteller aus mehr als 100 Ländern und mehr als zwei Millionen Besucher aus über 200 Ländern nehmen jährlich an den Veranstaltungen in München teil. Darüber hinaus veranstaltet die MMI Fachmessen in Asien, in Russland, im Mittleren Osten und in Südamerika. Mit fünf Auslandsbeteiligungsgesellschaften in Europa und Asien sowie 66 Auslandsvertretungen, die 89 Länder betreuen, verfügt die MMI über ein weltweites Netzwerk.

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