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Von "King Content" über "King User" zu "King User Generated"

Web 2.0 oder "Wie verändert sich das Internet?"
München – „Von King Content über King User zu King User generated Content“, so fasste Alexander Felsenberg, Vorstand von systaic – Europe’s Solar Service Group in Büttelborn und Moderator des Panels zum Thema Web 2.0, die Entwicklung des World Wide Web zusammen.

Der Nutzer sei dabei der Gewinner der Veränderungen, die sich im Internet mit Web 2.0-Anwendungen wie Weblogs, Videoblogs und Podcasts gerade vollziehen. Diese vom Nutzer vorangetriebenen Entwicklungen seien einem Paradigmenwechsel gleichzusetzen und veränderten unsere Gesellschaft sowohl auf sozio- als auch auf marktpolitischer Ebene nachhaltig, so der Tenor auf dem Podium. Dabei sei Web 2.0 als Oberbegriff für Anwendungen, die es dem Nutzer ermöglichen, Web-Inhalte aktiv mitzugestalten, eine irreführende Bezeichnung, da er eine nach wie vor sehr dynamische Entwicklung als abgeschlossen darstelle. „IT companies follow users“, betonte Jonathan Miller, Chairman und CEO von AOL, in seiner Keynote und unterstrich die Entwicklung des World Wide Web zu einem nachfrageorientierten Markt- und Kommunikationsplatz. Auf Grund der zunehmenden Fragmentierung der Nutzergruppen im Internet wären die Anbieter immer mehr dazu gezwungen, Nischen mit Inhalten von hoher Qualität zu bedienen, um von den Konsumenten überhaupt wahrgenommen zu werden.

„Der User bestimmt, was ins Netz gestellt wird. Und wenn es ihm nicht gefällt, dann produziert er mit Web 2.0-Anwendungen seine Inhalte selbst“, sagte Holger Meyer, Managing Director von Google Deutschland. Für Dr. Dorothee Ritz, Direktorin von MSN Deutschland, gehört das Internet durch die Möglichkeit der aktiven Mitgestaltung von Inhalten für die mit diesen Anwendungen aufwachsende Generation zur Infrastruktur und Abbildung ihrer realen Welt: „Das Internet ist für die nächste Generation ihr spezielles Zuhause, das sie komplett personalisieren wollen.“ Diese Prägung würde sich auch auf deren Arbeitsweise im Berufsleben auswirken. Sören Stamer, Geschäftsführer von CoreMedia, erhob in seinem Einführungsreferat die Transparenz zum neuen Prinzip des Internet. Dies zeigten Anwendungen wie Waymaker von Sony, die per Handy den Aufenthaltsort und die Tätigkeit des Besitzers direkt für alle nachvollziehbar online stellen. Stamer weiter: „Wer mit solcher Software aufwächst, ist es auch als Mitarbeiter oder Kunde eines Unternehmens gewohnt, über alles offen zu reden. Unternehmen können dann nicht mehr von oben gelenkt werden, sondern werden von den Mitarbeitern selbst organisiert.“

Als Herausforderung der Zukunft bezeichnete Holger Meyer die Weiterentwicklung der Suchmaschinen, die mit speziellen Operatoren Suchergebnisse individuell auf den Nutzer zugeschnitten selektieren und validieren müssten. „Dabei muss das Medienmanagement über die Suche hinausgehen und den Anwender einer Suchmaschine zu bestimmten Themen Empfehlungen auflisten und zu neuen Themen inspirieren“, ergänzte Bernd Kolb, Vorstand Innovation und Endgeräte bei der T-Com. Telekommunikation sah er als Weiterentwicklung von der Sprachübertragung zur Übertragung von Sprache und Bild mit unterschiedlichsten elektronischen Medien.

Welche wirtschaftliche Perspektive Web 2.0 bietet, erläuterte Podcasterin Annik Rubens („Schlaflos in München“). Sie zeigte am Beispiel der Viral Spots, wie Unternehmen nutzergenerierte Inhalte auch in der Marketing-Kommunikation anwenden können. „Unternehmen schreiben die Herstellung von Werbespots als Wettbewerb für ihre Konsumenten aus. Es entsteht als User Generated Advertising kreative und authentische Werbung, die der Endverbraucher auch sehen will, die für das Unternehmen in der Herstellung billig ist und die Marke stärkt“, erklärte Rubens.

Völlig auf Werbung verzichtet das Wissensportal Wikipedia, das sich als gemeinnützige Stiftung ausschließlich über Spenden finanziert. Die Kontrolle über die von den Nutzern verbreiteten Inhalte erfolge lediglich durch die große Community, erklärte Arne Klempert, Wikipedia-Geschäftsführer für Deutschland. „Die Kontrolle über die Inhalte erfolgt durch den ständigen Austausch und das Feedback der Mitglieder der Community untereinander. Dadurch ist ein sozialer Raum entstanden, in dem der sozialen Komponente des Dialogs eine herausragende Bedeutung zukommt“, so Klempert. Eine Garantie für die Richtigkeit der Beiträge gäbe es aber nicht. Daher sprach sich Rubens für die Entwicklung eines Expertengremiums als Kontrollorgan für Consumer Generated Content-Portale aus, ohne die dieses System sonst an Glaubwürdigkeit verlieren würde.

Veranstalter des Kongresses der MEDIENTAGE MÜNCHEN sind die DVB Multimedia Bayern GmbH und gotoBavaria, eine Abteilung des FilmFernsehFonds Bayern. Die MEDIENTAGE MÜNCHEN werden unterstützt von der Bayerischen Staatskanzlei und der Bayerischen Landeszentrale
für neue Medien (BLM).

Weitere Informationen erhalten Sie unter http://www.medientage.de.