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Was uns lieb und teuer ist: Bilanz des 22. medienforum.nrw

Mehr als 3.500 Besucher, 255 Referenten bei etwa fünfzig Einzelveranstaltungen sowie zahlreiche Events und Preisverleihungen: So lautet die erfolgreiche Kongress-Bilanz des 22. medienforum.nrw, das in Köln drei Tage lang zur Plattform für Vorträge, Debatten und das Knüpfen von Kontakten wurde. Das Kongress-Motto �Wass uns lieb und teuer ist“ wurde offenbar auch von den Besuchern als Aufforderung zu Dialog und Diskurs verstanden. Trotz des schwierigen konjunkturellen Umfeldes, in dem sich die Medienbranche befindet, verzeichneten die Veranstalter im zweiten Jahr in Folge ein Besucherplus.

Egal ob Print, Rundfunk, Film, Online oder Telekommunikation: Renommierte Medienmanager und -politiker, Journalisten und Wissenschaftler analysierten den Strukturwandel, den die Digitalisierung der Medien ausgelöst hat. Dabei ging es ebenso um technische Infrastruktur und mögliche Geschäftsmodelle wie um die Veränderungen in den Bereichen Kultur, Bildung und Gesellschaft.

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Dr. Jürgen Rüttgers plädierte beim Kongressauftakt am Montag für klare Regeln im Internet. Rüttgers betonte, es dürfe keine Überregulierung geben. Im Internet aber könne auch nicht alles erlaubt sein. Dies gelte zum Beispiel bei Themen wie Kinderpornografie, dem Schutz der Persönlichkeitsrechte, der Kontrolle eigener Daten oder auch dem Recht auf Gegendarstellung. Ähnlich argumentieren Vertreter der gesellschaftlichen Gruppen in der LfM-Medienkommission, die während des 22. medienforum.nrw ein Diskussionspapier mit dem Titel �Wie die Medien sein sollten" vorstellten. Die Autoren weisen darin den Medien in einer kulturell vielfältigen Gesellschaft eine große Verantwortung zu, gesellschaftliche Identifikation, Verständigung und Zusammenhalt zu fördern. Mit Besorgnis sehen sie, dass der Wandel der Medienwelt nicht immer zum Besten der Bürgerinnen und Bürger sei. Zu häufig blieben gesellschaftliche Ansprüche hinter wirtschaftlichen und technologischen Zielen zurück. Menschenwürde und Qualität des Programms, Verbraucher- und Datenschutz, Vielfalt und Teilhabe drohten unter die Räder einer immer komplexeren Medienwelt zu geraten.

LfM-Direktor Prof. Dr. Norbert Schneider warnte davor, dass zurzeit große Konzerne oder Social Networks wie Microsoft, Google, Apple oder Facebook darüber entschieden, welche Inhalte wie wen erreichen. �Wir müssen uns mehr um vorherrschende Kontrollmachtt kümmern“, kritisierte Schneider die wachsende Bedeutung großer Software-, Hardware- und Online-Unternehmen, die mit ihren Netzen und Plattformen wichtige Geschäftsprozesse und letztlich auch die öffentliche Kommunikation präformieren. Schneider fasste das letzte medienforum.nrw seiner Amtszeit wie folgt zusammen: �Was Medienmenschen derzeit am meistenn beschäftigt und die ganze Branche bewegt ist: Auf welche Weise kann der Prozess der Digitalisierung in all seinen Konkretionen gefördert, und wie können mögliche Fehlentwicklungen gedämpft oder sogar beseitigt werden? Wo müssen Anreize gesetzt und wo muss Wildwuchs beschnitten werden?“ Das medienforum.nrw 2010 hat diese Fragen mit Blick auf die aktuellen Entwicklungen diskutiert und mit vielen Informationen und Bewertungen ergänzt. �Dabei hat sich gezeigt, dass bei allerr Zuwendung zu neuen Entwicklungen die Rolle der klassischen Medien wie Fernsehen oder Zeitungen keineswegs an ein immer wieder herbei geredetes Ende gekommen ist“, resümierte Schneider.

Das 22. medienforum.nrw hat in diesem Jahr erneut wichtige Akzente gesetzt. Dabei standen sowohl Fragen der Finanzierung, der Konvergenz, Regulierung und gesellschaftlichen Verantwortung auf der Agenda. Die Digitalsierung sorgt dafür, dass sich das Spektrum der Netze und Plattformen für teilweise identische Inhalte weiter ausdifferenziert. Gleichzeitig entstehen neue hybride Endgeräte, Mediengattungen und -formate, die traditionelle Grenzen zwischen Technologien und Genres aufbrechen. Das medienforum.nrw wird dieser Entwicklung gerecht, indem die Veranstaltungen aus den vier Kongresssparten medienforum.tv, medienforum.digital, medienforum.publishing und medienforum.film Tür an Tür stattfinden. �Wir sind ein Kongress der kurzen Wege undd des Networking“, bilanzierte Dr. Gernot Gehrke, Geschäftsführer der LfM Nova GmbH, die für die Ausrichtung des medienforum.nrw zuständig ist. Das Konzept, alle Kongressteile stringent zeitlich zu synchronisieren, habe sich bewährt. �Die herausragende Qualität unsererr nationalen wie internationalen Referenten ist auch in diesem Jahr wieder das zentrale Markenzeichen des medienforum.nrw.“

Der Internationale Filmkongress griff in der Kongresssparte medienforum.film wichtige technologische und inhaltliche Trends auf. Dazu gehörte auch das 3D-Kino, das zu dem Standard-Kinoformat der Zukunft werden kann � so lautete das Ergebnis einess vielbeachteten Panels, zu dem Wim Wenders kurzfristig aus Wuppertal von den Arbeiten an seinem 3D-Film �Pina“� nach Köln gereist kam. Er schilderte Chancen und Schwierigkeiten der neuen Technik und pries 3D als ideales Format für Dokumentarfilme. Weitere Experten-Panels widmeten sich Themen wie dem Filmland Spanien, neuen Film-Vertriebswegen im Internet und der Nutzung der neuen Medien durch den Filmnachwuchs. Der jüngst bei der Berlinale preisgekrönte Regisseur Semih Kaplanoglu war mit seiner Trilogie �Milch“, �Ei““ und �Honig“ nach Köln gekommen, die Künstleriin Shirin Neshat präsentierte ihren Film �Womenn without Men“. �Es war ein in Form und Inhalt konzentrierrter Kongress, der in die Arbeit der gesamten Branche der Filmschaffenden ausstrahlen wird“, freut sich Katharina Blum, Leiterin des Internationalen Filmkongresses, über die gute Resonanz auf die Filme und Debatten.

Das Festival Großes Fernsehen präsentierte im Rahmen des medienforum.nrw nationale und internationale TV-Produktionen als Premieren auf großer Kinoleinwand. Vom 24. bis 27. Juni erlebten die Besucher im Kölner Cinedom 16 Fernseh-Ereignisse der Extraklasse, viel TV-Prominenz und interessante Gesprächsrunden. Die Deutschlandpremieren hochwertiger TV-Produktionen aus dem In- und Ausland waren für Film- und Fernsehfans ebenso interessant wie für Fachbesucher, die sich über neue Programmtrends informieren wollten. Auch für zahlreiche prominente Gäste aus Kultur und Medien wirkte das Fernsehfestival wie ein Magnet. �Was vor fünff Jahren als Experiment begann, ist inzwischen fest etabliert und bekommt auch immer mehr Glamour“, erklärte Dr. Jürgen Brautmeier, künftiger LfM-Direktor und Mitbegründer des Festivals. �Wir haben das richtige Format fürr eine attraktive Leistungsschau des Fernsehens gefunden.“

Zum medienfest.nrw, das zum vierten Mal im Rahmen des medienforum.nrw organisiert wurde, kamen am vergangenen Wochenende erneut mehr als 4.000 Jugendliche und junge Erwachsene. Etwa 75 Unternehmen, Bildungsträger und Beratungsstellen trafen auf ein begeistertes und hoch motiviertes Publikum, für das mehr als 140 Workshops und Info-Veranstaltungen geboten wurden. �Ichh bin stolz, dass wir mit dem medienfest.nrw eine in Deutschland einzigartige Orientierungs- und Entscheidungshilfe bieten. Hier können sich junge Menschen umfassend und aktuell über die beruflichen Möglichkeiten in der Medienbranche informieren", zeigte sich Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters äußerst zufrieden.

Das medienfest.nrw, das Festival Großes Fernsehen und der Kongress zogen insgesamt mehr als 10.000 Besucher an. Das medienfroum.nrw ist traditionell mehr als nur ein Kongress: Es bietet Gelegenheit für Workshops und Networking, Specials und Preisverleihungen. Mit dem Grimme Online Award, dem Deutschen Kamerapreis und Lara � Der Deutsche Games Award wurden im Rahmen dess 22. medienforum.nrw drei der wichtigsten deutschen Branchen-Medienpreise verliehen. Zahlreiche Events und Get-Together der Veranstalter und Partner rundeten den erfolgreichen Branchentreff ab.