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Übersetzung von Katalogtexten

Alfried Große | 08.10.2014
Autor: Hermann Wendelstadt, Geschäftsführer der WIENERS+WIENERS GmbH

Die Übersetzung von Katalogtexten erfordert neben Sprachkompetenz auch Marketing-Erfahrung und Branchen-Know-howAutor: Hermann Wendelstadt, Geschäftsführer der WIENERS+WIENERS GmbH

Seit Jahrzehnten erfolgt die Präsentation der Produkte im Versandhandel in Katalogen. Und auch im Zeitalter des E-Commerces kommt dem Katalog eine hohe Bedeutung zu. Immer noch ist er fester Bestandteil im Marketingmix. Jeder Katalog, ob ein informativer Produktkatalog, ein einladender Messekatalog oder eine detailgenaue Preisliste, ist ein wertvolles Instrument für die direkte Kundenkommunikation. Verschiedene Studien belegen, dass drei von vier Online-Käufer zunächst in den Katalogen blättern und sich von den Bildern inspirieren lassen, um dann online zu bestellen. Die besondere Anmutung der dargestellten Produkte befördert eine andere Wahrnehmung - im Gegensatz zu der rein virtuell optischen Präsenz im Online-Shop - und die Haptik der Kataloge begünstigt die Entscheidung der Käufer. Diese Funktion des Kataloges muss sich auch in der Präzision der Übersetzung widerspiegeln. Die Internationalisierung der Wirtschaft macht zudem häufig auch die Übersetzung von Katalogen oder Katalog-Teilen notwendig.

Weil Kataloge in der Herstellung erhebliche Kosten verursachen, genügt es nicht, die Katalogtexte sprachlich korrekt und präzise zu übersetzen, um nachträgliche Mehrkosten für unnötige Korrekturen zu vermeiden. Für die praktische Bestell- und Serviceunterstützung oder als Anregung zum Stöbern im reichhaltigen Produktangebot sind die richtige Wortwahl und Befriedigung der Informationsbedürfnisse der Kunden genauso wichtig wie die ansprechende Präsentation. Alle Texte müssen daher an den Sprachstil und die Kultur des Ziellandes angepasst werden, um die Botschaft, die das Unternehmen vermitteln möchte, einwandfrei zu transportieren und die Ware erfolgreich auf den internationalen Märkten zu verkaufen. Denn ein für die jeweiligen landesspezifischen Gegebenheiten und Besonderheiten adaptierter Katalogtext ist die wesentliche Voraussetzung, um auf dem jeweiligen nationalen Markt überhaupt wahrgenommen zu werden. Dafür ist auf der einen Seite Marketing-Erfahrung und Branchen-Know-how notwendig, auf der anderen Seite muss der Übersetzer auch den Markt des Ziellandes und seine Besonderheiten kennen. Die internen Übersetzungsabteilungen können die multilinguale Projekte mit zehn oder mehr Sprachen oft nicht im gewünschten Zeitrahmen leisten. Sinnvollerweise greifen Unternehmen deshalb auf externe Sprachdienstleister zurück.

Für die Übersetzer stellt die Übersetzung von Katalogtexten gleich in mehrfacher Hinsicht hohe Anforderungen an die Leistungsfähigkeit und die Qualität ihrer Arbeit. So ist der Aufbau von Katalogtexten gekennzeichnet durch kurze Sätze bzw. Wortgruppen mit einer hohen Anzahl von Wiederholungen der Stammwörter. Wenn Artikel nicht mit Bildern versehen sind, kann es leicht zu ungenauen Übersetzungen und Missverständnissen kommen. Hilfreich ist in diesem Fall die Bereitstellung von Glossaren durch den Kunden, die Aufschluss über firmeneigene Schreibweisen von Fachbegriffen und Produktnamen (Groß-/Kleinschreibung, Bindestrichregelung, neue/alte Rechtschreibung...) und die teilweise kryptischen Abkürzungen ("Antr.Welle" / "Antriebsw." / "Antriebswe." für "Antriebswelle") oder die Verwendung von Synonymen geben.

Zu dem sprachlich-linguistischen Aspekt tritt meistens auch noch eine hohe Anzahl von Artikelbeschreibungen, die es im Rahmen eines meist sehr straffen Zeitrahmens zu übersetzen und zu lektorieren gilt. Je nach Umfang enthält ein Katalog auch schon einmal bis zu 10.000 Artikelbeschreibungen, sogenannte "Styles", beispielsweise wenn es sich um Elektroartikel handelt, die übersetzt und den lokalen Marktanforderungen angepasst werden müssen. Die Zahl der zu übersetzenden Artikelbeschreibungen kann sich dabei schnell potenzieren, wenn der Katalog zudem zeitgleich in mehreren Sprachen erscheinen soll. Ein weiteres Problem sind die oft engen Abgabetermine der übersetzten Styles, da viele weitere Arbeitsschritte im Rahmen der Katalogproduktion von der fristgerechten Abgabe der übersetzten Texte abhängen und eine Verzögerung sich wie ein "Rattenschwanz" durch die weiteren Arbeitsprozesse ziehen würde. Last-Minute-Änderungen an den Ausgangstexten oder kurzfristig zu übersetzende neue Styles stellen dann hohe Anforderungen an die Flexibilität und Belastbarkeit sowie an das Arbeitstempo der Übersetzer, ohne dass die übersetzten Texte an Qualität einbüßen.

Um den Termindruck abzufedern, muss der Sprachdienstleister in der Lage sein, mehrere Übersetzer einzusetzen, die parallel die anfallenden Styles übersetzen. Die Schwierigkeit hierbei ist, den einheitlichen Stil und die kongruenten Schreibweisen zu gewährleisten, wenn der Übersetzer mit einem hausinternen Übersetzungs-Tool des Kunden arbeiten muss. Dies läßt sich wiederum nur realisieren, wenn die Übersetzer über einen hohen Sensibilisierungsgrad für die jeweilige Sprache verfügen und sich an intern definierten, einheitlichen Übersetzungs- und Korrekturrichtlinien orientieren können. Der Einsatz von CAT-Tools kann dabei helfen, um bei Wiederholungen identischer Textsegmente (zum Beispiel Preis- und Größenangaben) die Konsistenz zu wahren und Einsparungspotenziale für den Kunden zu realisieren.

Um den strengen Zeitplan der Katalogproduktionen einzuhalten, empfiehlt es sich, alle zu übersetzenden Styles eines Kataloges mit Artikelnummer, Liefertermin und der Katalogbezeichnung in einer Excel-Datei aufzulisten, die täglich aktualisiert wird. Anhand dieser Liste kann der Sprachdienstleister exakt ermitteln, wie viele Übersetzungen zu welchem Datum zu bearbeiten sind. Nur so lässt sich die Beauftragung der Übersetzungen exakt koordinieren. Nach Fertigstellung einer Übersetzung wird diese gespeichert, abgeschickt und dem Kunden als "abgeschlossen" angezeigt. Werden nach Lieferung der Übersetzung nachträglich noch Änderungen durch den Kunden am Ausgangstext vorgenommen, oder kommt nachträglich noch eine neue Farbe eines Artikels hinzu, sollte der jeweilige Style am nächsten Tag noch einmal in die täglich zu aktualisierende Excel-Datei zur Vorlage beim Sprachdienstleister aufgenommen werden. So können die Übersetzer kurzfristig reagieren und ihre Übersetzungen anpassen.

Sind alle Übersetzungen eines Kataloges abgeschlossen, wird das Layout erstellt. Wenn die Übersetzungen eingearbeitet und final gesetzt sind, sollte das Layout dem Übersetzer noch einmal vorgelegt werden, der dann noch einmal den kompletten Katalog im Layout überprüft. Dabei vergewissert er sich, dass alle Umbrüche korrekt sind, die Übersetzungen richtig in die Seite eingeflossen sind und überprüft, ob sich möglicherweise noch deutsche Ausgangstexte auf den Seiten befinden. Sind keine Korrekturen mehr auf einer Seite notwendig, wird die Seite mit dem Status "Seite geprüft" versehen. Nach Abschluss der Korrekturen eines Objektes bekommt der Kunde eine kurze Information darüber, um die Seiten für den Katalogdruck freizugeben.