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Mehr Wachstum in kürzerer Zeit

Wirkungsvolle Schritte zum innovativen Unternehmen
Uwe Techt | 28.09.2015
Ohne Innovation und Weiterentwicklung wird auch das stärkste Unternehmen irgendwann von der Konkurrenz abgehängt. Doch wie schaffen etablierte Firmen die nötigen Voraussetzungen für Innovation, um wirklich neue und bessere Produkte für den Markt zu entwickeln?

Innovationen sind in ihrem Ergebnis etwas „Neuartiges“, sie unterscheiden sich merklich vom vorangegangenen Zustand. Der deutsche Wirtschaftswissenschaftler Jürgen Hauschildt, einer der Pioniere auf dem Gebiet der betriebswirtschaftlichen Innovationsforschung, meint, es genüge nicht, eine Idee hervorzubringen – erst Verkauf und/oder Nutzung unterscheide eine Innovation von der Erfindung. Innovative Produkte erzeugen Wachstum und letztlich mehr Gewinn, aber es gibt auch eine Reihe an Herausforderungen, die Unternehmen in diesem Prozess bewältigen müssen:

- Die Ressourcen sind knapp. Mit den vorhandenen Ressourcen kann nicht genug entwickelt werden. Mehr Mittel werden von der Forschungs- & Entwicklungsabteilung erbeten, die Finanzabteilung kann keine weiteren Belastungen aufnehmen.

- Die Kosten für Ressourcen in der Forschungs- & Entwicklungsabteilung sind hoch, da es sich um äußerst gebildete und fähige Wissenschaftler/Ingenieure handelt, die Probleme in Lösungen und kommerziell realisierbare Produkte verwandeln. Hinzu kommen Kosten für Maschinen und Apparate, welche von den Ressourcen in Forschung & Entwicklung eingesetzt werden.

- Es vergeht viel Zeit zwischen einer Idee für die Entwicklung eines Produkts bis zur erfolgreichen Einführung am Markt. Umso länger die Entwicklungsphase dauert, desto größer die Gefahr, dass ein Wettbewerber die Entwicklung zuerst auf den Markt bringt, was einen Verlust an Marktanteilen und Ertrag mit sich bringt. Außerdem steigen mit der Länge der Entwicklungsdauer die Kosten und es wird zunehmend schwieriger, ein Projekt anzuhalten, selbst wenn es nicht vorankommt.

- Jede Innovation bringt Risiken mit sich: Viele Entwicklungsprojekte werden nicht zu Ende geführt. Andere kommen am Markt nicht an und verkaufen sich nicht. Die wenigen Projekte, die erfolgreich sind, müssen die Verluste der nicht erfolgreichen Innovationen kompensieren.

- Innovationsprojekte lassen sich schlecht planen, sie sind unzuverlässig und es gibt Verzögerungen. Sicherheitspuffer werden eingeplant, um die Projekte zuverlässiger zu machen.

- Die Führungskräfte beschweren sich, dass das Unternehmen zu wenige kreative Marktideen erzeugt. Die kreativsten Ideen bringen oft enorme Veränderungen mit sich. Diese werden deshalb als risikoreicher eingestuft als kleinere oder schrittweise Neuerungen. Durch den deutlichen Fokus auf das Risikomanagement wird die Kreativität gedämpft. Hohe Kosten für Misserfolge bremsen das kreative Potential ebenfalls aus.

Um mit diesen Herausforderungen umzugehen, müssen Unternehmen einen wirksamen und besseren Prozess entwickeln. Hierbei ist es wichtig, die Geschwindigkeit, Erfolgswirksamkeit und Zuverlässigkeit von Innovationsprojekten zu adressieren. Doch welche Einschränkungen müssen von Forschungs- & Entwicklungsabteilungen überwunden werden?

Die Anzahl von Misserfolgen am Markt reduzieren
Um ausreichende Mittel und gute Ressourcen zu beschaffen, muss eine Organisation einen stetigen und hohen Durchsatz von erfolgreichen Projekten haben. Verschiedene Leistungskennzahlen zeigen an, ob das Ziel erreicht wird:
• Anzahl von erfolgreichen Innovationen gemessen an Umsatz oder Durchsatz innerhalb eines Zeitraums
• Verhältnis zwischen Erfolgen/Misserfolgen am Markt
• Pünktliche Markteinführung besonders bei saisonabhängigen Innovationen etc.

Die nachfolgenden sechs Technologiefragen von Dr. Eliyahu Goldratt sind ein sehr gutes Instrument, um herauszufinden, wie Unternehmen bestehende Begrenzungen und Einschränkungen erkennen und auflösen können, um dadurch Misserfolge am Markt zu reduzieren:

1. Was ist die Power Ihrer neuen Technologie?
2. Welche heute bestehenden Ein-/Beschränkungen oder Hindernisse werden durch die neue Technologie beseitigt oder erheblich reduziert?
3. Welche Verhaltensmuster, Gewohnheiten und Strategien werden heute angewandt, um die Begrenzung zu umgehen?
4. Welche Strategien, Normen und Verhaltensmuster müssen verändert werden, um die Vorteile der neuen Technologie zu nutzen?
5. Welche Veränderungen/Ergänzungen sollten bei der Technologie aufgrund der obigen Analyse eingeführt werden?
6. Wie kann die Technologie/Neuerung nachhaltig eingeführt werden?

Das folgende Ursachen-Wirkungsdiagramm zeigt den logischen Zusammenhang zwischen der Absicht, eine Innovationsidee zu verfolgen und den daraus möglicherweise resultierenden positiven und negativen Ergebnissen. Dieses analytische Denkwerkzeug hilft dem Innovator sowie der Unternehmensführung zu bestimmen, ob eine Idee verfolgt werden sollte. Es wird von unten nach oben wie folgt gelesen: „Wenn Einheit 1 und Einheit 2 dann Einheit 3 usw.“

Mit Ausführung der ersten sechs Schritte im obigem Ursachen- und Wirkungsdiagramm wird ein Dokument erstellt, das nicht nur die Vorteile der Innovation beschreibt, sondern auch die Einschränkungen, die dadurch aufgelöst werden. Zudem definiert es, warum und wie die Einschränkung aufgelöst wird – eine Analyse, die viel standhafter ist als lediglich eine Innovationsidee. Durch die Handlung im 7. Schritt werden die Ursachen und Wirkungen der möglichen negativen Effekte betrachtet und es entsteht eine ausgewogene Sicht der Vor- und Nachteile der Innovation. Zu diesem Zeitpunkt und auf dieser Basis kann eine Entscheidung getroffen werden: Welche Innovationsprojekte werden verwirklicht und priorisiert (11) oder welche Ideen werden verworfen (12).

Viele andere Ansätze der ständigen Verbesserung fordern, dass alles im Unternehmen ständig verbessert werden muss. Der Verbesserungsansatz der Theory of Constraints dagegen fokussiert die Aufmerksamkeit und Energie auf einen Punkt: den Punkt der größtmöglichen Einflussnahme, den Engpass des Systems.

Fragen sich Unternehmen, was sie noch tun können, um mehr Innovationsprojekte in kürzerer Zeit umzusetzen, gibt es drei Antworten: Erstens den WIP (Work In Process) reduzieren bzw. den Full-Kit sicherstellen, d.h. alles ist vorhanden, was zur Erledigung der Aufgabe mit höchster Priorität benötigt wird, davor wird die Aufgabe nicht begonnen. Zweitens: Arbeitsregeln schaffen, die schädliches Multitasking verhindern. Und drittens: Dünne Ressourcenverteilung vermeiden. Genau so kann durch Innovation mehr gesundes Wachstum in kürzere Zeit erreicht werden.

* Uwe Techt ist Geschäftsführer der VISTEM GmbH & Co. KG und gilt als Vorreiter im deutschsprachigen Raum für die Nutzung der Theory of Constraints (TOC) und des Critical Chain Projektmanagements. Als strategischer Denker für grundlegende Verbesserungen und Durchbruchsinnovationen ist der Topmanagement Coach auch gefragt als Speaker und Autor. Zuletzt von ihm erschienen ist das Fachbuch „PROJECTS that FLOW“. Weitere Informationen unter www.uwetecht.de sowie www.vistem.eu