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Reif für die Insel

Der Stresslevel zur Weihnachtszeit ist schlimmer als sein Ruf. Zu dieser Aussage kommen Studenten nach einer entsprechenden Untersuchung.
Helmut König | 12.11.2015
Stress und Zeitmanagement

Die Technische Hochschule Mittelhessen bietet für angehenden Bauingenieure unter anderem eine Vorlesung zum Thema Zeitmanagement an. Stress und Stressvermeidung sind wichtige Faktoren bei der persönlichen Zeitplanung. Im Rahmen des Wintersemesters haben die Studenten zusammen mit ihrem Dozenten Helmut König einen Fragebogen entwickelt und Menschen in einer nicht repräsentativen Umfrage zu ihrem Stressverhalten, gerade in der Weihnachtszeit befragt. Insgesamt wurden ca. 800 Personen befragt, davon 40% online und 60% persönlich.

Wenig Stress zu Weihnachten

Der größte Anteil der Befragten kommt aus dem Berufsbild Schüler und Studenten, der zweitgrößte sind Angestellte und der öffentliche Dienst. Generell fühlen sich die meisten Befragten nicht gestresst, sind also noch nicht reif für die Insel. Bei einer Einstufung von 1 kein Stress bis 5 sehr viel Stress liegen über 80% in der Einstufung 1-3, wobei die Stufe 1 mit 232 Nennungen den Spitzenplatz hält. Das kann aber auch daran liegen, dass die stärkste Altersgruppe mit über 300 Nennungen in der Klasse 19-27 Jahre liegt und 60% die Frage nach eigenen Kindern verneint haben. Jüngere Menschen ohne Kinder haben naturgemäß weniger mit der Organisation von Weihnachten zu tun, und Geschenke besorgen allein, scheint den Stresslevel nicht so stark zu beeinflussen.

Festvorbereitung

85 % feiern Weihnachten mit der Familie, 10% mit Freunden, nur 2 % feiern kein Weihnachtsfest. Mit den Einkäufen beginnen 60% zwischen 2 Wochen und 2 Monaten vor dem Fest, hier liegt auch eine Ursache für den geringen Stresslevel, weil die Einkäufe frühzeitiger begonnen werden. 50% wissen zumindest schon zum Teil, was sich ihre Lieben wünschen und ein großer Teil merkt sich über das Jahr hinweg die Wünsche der Angehörigen. Beim Einkaufsverhalten kaufen nur 3% der Befragten ausschließlich im Internet, aber auch nur 15% ausschließlich im Geschäft. Der Rest kauft in unterschiedlichen Ausprägungen über beide Kanäle ein. Die meisten Befragten brauchen 2-4 Anläufe, bis alle Geschenke besorgt sind. Sie packen alles selbst ein und geben zwischen 50 und 200 Euro für ihre Geschenke aus.

Umgang mit Stress und Konflikten

Generell scheint der gemeinschaftliche Einkauf kein Konfliktpotential zu bieten. Mehr als die Hälfte der Befragten kauft mit mehreren Personen ein, weil dieser Einkauf „mehr Spaß“ macht. Auf die Frage „Wie reagieren Sie, wenn Sie erfahren, dass Ihr Geschenk zurück gegeben wird?“ antworteten 50% „Es wäre ok“ und 30% „Ich wäre gekränkt, würde es mir aber nicht anmerken lassen“. Nur 10% würden die Flinte ins Korn werfen und sich zukünftig nicht mehr so viel Mühe beim Einkauf geben. Die größten Stressfaktoren liegen bei Geschenkideen finden und besorgen, ca. 30% sind trotzdem auch hier nicht gestresst.
Fast 20% halten Weihnachtsfeiern für den größten Stressfaktor. Da liegt ein interessantes Verbesserungspotential für Unternehmen und Vereine, um diese Veranstaltungen weniger formalistisch und mehr auf Entspannung ausgerichtet zu organisieren.

Über 50% gehen bei der Möglichkeit der Mehrfachnennung bei dieser Frage nicht aktiv mit ihrem Stresslevel um, mehr als 30% planen ihren Einkauf zur besseren Stressvermeidung und fast 30% geben Sport als Ausgleich für zu viel Stress an. Speziell die erste Gruppe ist sicher dem relativ hohen Anteil der jüngeren Befragten geschuldet. Lehre und Beruf müssen hier frühzeitig Wissen und Ausgleichsmöglichkeiten für diese Gruppe anbieten, damit das Wegstecken von Stress nicht irgendwann zu einem verstecken und anschließend zu einem möglichen Krankheitsbild wie Burnout werden kann.

Kommentare und Hinweise

Immer wieder schön sind die Kommentare und Hinweise, wo bei speziell bei den online Fragebögen eine größere Kreativität festzustellen ist, weil der Befragte anonym antworten kann. Die Kommentare lauten vom „Stressfaktor Arbeit: Das muss vor Weihnachten noch fertig werden“ über „Es ist immer wieder dasselbe“ bis zu „Ich genieße es, mit meiner Familie zusammen zu sein“. Aber auch „Weihnachten ist schön“ und „was mich am meisten gestresst hat, war das Ausfüllen dieses Fragebogens“ waren dabei. Auf jeden Fall war es eine schöne Aktion, die den Studenten den spielerischen Umgang mit dem Thema Zeit und Stress ermöglicht hat. Spielerischer Umgang ist einer der wichtigsten Faktoren, um neue Dinge aufzunehmen, zu verarbeiten und dabei für sich selbst die richtigen Schlüsse zu ziehen.