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Der Elektronik-Schrott-Skandal

Wer Elektrogeräte in Verkehr bringt, muss Elektroschrott entsorgen. Dabei kommt es zu Ungereimtheiten bei Ämtern und Ministerien. Eine Zeitbombe.
Friedrich Oehlerking | 27.02.2008
Jährlich werden in Deutschland circa 1,1 Millionen und mehr Tonnen Elektro- und Elektronikgeräte neu in den Verkehr gebracht. Sie müssen bedarfsgerecht entsorgt werden, im Interesse von Verbraucherschutz, Umwelt und Wettbewerb.

Jährlich sehen sich Gemeinden mit bis zu 400.000 Tonnen Altgeräten konfrontiert. Sie enthalten Stoffe wie Schwermetalle, die Mensch und Umwelt belasten können; oder Edelmetalle wie Silber, Gold und Platin, die zu wertvoll sind, als dass man sie einfach auf den Müll entsorgen sollte.

Hersteller und Importeure solcher Geräte gelten für die Politik als vermeintlich einzige Verursacher und Hauptnutznießer am Geschäft mit den Geräten. Deswegen sollen sie sie entsorgen. Organisiert wird dies von der Stiftung Elektro-Altgeräte-Register; doch ist diese in Fachkreisen nicht unumstritten:

• Die Abholanordnungen der Stiftung Elektroaltgeräte-Register (EAR) in Fürth an Hersteller werden in Fachkreisen kritisiert: Sie bevorzugten Firmen, die große, und benachteiligten solche, die geringe Mengen Neugeräte in Verkehr bringen.
• Führende Wissenschaftler wie das Fraunhofer Institut bezweifeln die gesetzlich vorgeschriebene wissenschaftliche Anerkennung der EAR-Berechnungsmethode.
• Die EAR soll ihrer Publikationspflicht nicht - wie ebenfalls vorgeschrieben - vollumfänglich nachgekommen sein.

Das Fraunhofer Institut rät zu Wachsamkeit bei Abhol- und Gestellungsanordnungen der EAR. An deren Adresse richtet es die Mahnung, die Berechnungsweise offenzulegen und ihre Abholanordnungen auf Plausibilität zu überprüfen. Doch die EAR mauert. Fachleute wie Jochen Stepp vom Hamburger Verein Vere befürchten, dass hier eine Zeitbombe tickt. Geschieht nämlich nichts, müssten sich kleinere und mittelständische Hersteller und Importeure von Elektro- und Elektronikgeräten aus dem Markt zurückziehen und ihn wenigen großen Playern überlassen. Das Nachsehen hätte der Wettbewerb - und mit ihm der Endverbraucher.