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Social Media Marketing – ist nur eine Luftblase?

Als Unternehmer wird man sich beim Social Media Marketing an neue Rollen gewöhnen müssen, die auch an den potenziellen Kunden neue Rollen vergeben.
Laura Mogyoros | 22.10.2010

Für manch einen Marketer ist „Social Media Marketing“ der Begriff des Jahres, während andere es eher zur Luftblase des Jahres küren würden. Stetig mehr Unternehmen scheinen auf Facebook und Twitter, auf Blogs und andere Social Media – Plattformen zu setzen. Aber die verschiedenen Unternehmen tun es auf sehr unterschiedliche Art und Weise und nicht jeder eingeschlagene Weg scheint für Social Media Marketing ideal zu sein und dessen Potenzial optimal zu nutzen. Wer hier falsche Wege geht, wird Social Media Marketing wohl bald für einen Irrweg halten und resignieren. Wer dagegen gutes Social Media Marketing betreiben möchte, muss Social Media und seinen Einfluss auf die Beziehung zwischen Unternehmen und Kunden beziehungsweise potenziellen Kunden erst einmal verstehen.

 

Social Media Marketing ist beliebt

 

Im Rahmen einer „Social Media Governance 2010“ genannten Studie gab die Hälfte der befragten Unternehmen und Organisationen an, Social Media inzwischen für Kommunikationsaufgaben zu nutzen. Initiiert und durchgeführt wurde diese Studie von der Universität Leipzig, dem Public Relations – Unternehmen Fink & Fuchs sowie dem Magazin „Pressesprecher“.

 

Knapp fünfzig Prozent der Social Media nutzenden Unternehmen waren, so die Studie weiter, allerdings erst seit maximal einem Jahr auf Social Media – Plattformen aktiv.

 

Vielen der Unternehmen fehlen also noch eigene Erfahrungswerte bei ihren Social Media Aktivitäten und die Planung scheint bisweilen Erfahrungen anderer Unternehmen zu ignorieren. Erst langsam setzt sich die Erkenntnis durch, dass gutes Social Media Marketing auch veränderte Strategien für die Kommunikation mit potenziellen Kunden verlangt, um Vorteile gegenüber klassischen Medien auszuspielen.

 

Die veränderte Rolle des potenziellen Kunden Bei klassischer Werbung wie etwa durch eine Zeitungsannonce kommt dem potenziellen Kunden im Allgemeinen eine relativ einfache Rolle zu: Er soll die Werbebotschaft verstehen und ihr entsprechend handeln, also etwa das beworbene Produkt kaufen oder die beworbene Dienstleistung in Anspruch nehmen. Beim Social Media Marketing ist die Kommunikation mit ihm vielschichtiger und verändert auch seine Rolle: Je nach Strategie wird er beispielsweise auch zum Verteiler werbender Information oder zum Beteiligten an Prozessen für Ideenfindung und Marktforschung.

 

Der potenzielle Kunde als Verteiler im Social Media Marketing

 

Auf die Weitergabe werbender Information setzt das Virale Marketing und soziale Netzwerke sind für Virales Marketing wie geschaffen. Die Information über ein witziges Werbevideo auf YouTube oder ein gelungenes Werbespiel verbreiten sich in solchen Netzwerken bestenfalls mit rasender Geschwindigkeit. So beweist etwa der deutsche Baumarkt Hornbach mit seinem Kurzfilm „Das grenzenlose Haus“ im Internet: Man kann auch mit einem Video, das mit fast zehn Minuten weitaus länger ist als ein normaler TV-Spot, 8.000 Facebook-Fans gewinnen, die wiederum andere Menschen auf die Baumarkt-Kampagne aufmerksam machen. Auf YouTube hat das Onlinevideo mittlerweile 185.000 Aufrufe. Um viral verbreitet zu werden, muss Werbung unterhaltende Qualitäten beweisen, was dem Baumarkt scheinbar gelingt. Nur dann ist der potenzielle Kunde im Netzwerk auch bereit, zur Verbreitung von werbend gemeinten Filmen sowie Videospots im Netz beizutragen und seine passive Rolle zu verlassen.

 

Der potenzielle Kunde als Ideengeber im Social Media Marketing

 

Neben seiner Rolle als Verbreiter kommt dem Konsumenten in sozialen Netzwerken auch die Rolle eines Mitgestalters und Ideengebers zu, wenn es um Produkte und Angebote eines Unternehmens geht. Die mögliche Interaktivität von Social Media lässt sich ideal dafür nutzen. Schauen wir uns Beispiele an:

 

• Ein Beispiel für eine passende Strategie ist der längst über reine Kaffee-Angebote hinausgehende Kaffeeröster Tchibo. Unter Tchibo-ideas.de können Konsumenten angeben, welche Produkte sie sich für konkrete Alltagsaufgaben wünschen, und Tüftler können passende Lösungen präsentieren, die in der Community diskutiert und bewertet werden. Natürlich winken beim Mitmachen Preise. Tchibo erhält durch seine Community und die Bewertungen Hinweise auf mögliche Produkte, die im eigenen Angebots-Portfolio voraussichtlich gute Chancen haben. Tchibo-ideas.de ist also so etwas wie Social Media Marketing als Ersatz oder zumindest wertvolle Ergänzung für teure Marktforschung und Ressource für innovative Produktideen.

 

• Ein anderes Beispiel ist das VersaLab des Unternehmens für Telekommunikation Versatel. Es versteht sich als Ideenportal für Ideen rund um die Telekommunikation, wobei Nutzer Ideen für verbesserten Service und bessere Produkte des Unternehmens ins Portal einstellen und andere Nutzer die Ideen bewerten. Das Unternehmen erhält durch seine Social Media Aktivität also Ideen, wie sich das eigene Angebot optimieren lässt.

 

Social Media Marketing und ein kleines Fazit Als Unternehmer wird man sich beim Social Media Marketing also an neue Rollen gewöhnen müssen, die auch an den potenziellen Kunden neue Rollen vergeben. Beim gelungenen Social Media Marketing wird der Unternehmer zum Entertainer, ohne seine Marketingziele außer Acht zu lassen. Er initiiert Diskussionen und tritt in einen aktiven Dialog mit dem potenziellen Kunden ein. Es reicht nicht, einfach tausend Fans auf Facebook zu sammeln, die irgendwann einmal durch Klicken eines Buttons zu Fans wurden und ansonsten inaktiv bleiben. Social Media Marketing ist keine Zeitungswerbung. Sie ist auch kein Radiospot. Sie hat ihre eigenen Vorteile und nur, wer die kennt und nutzt, erhält mit Social Media Marketing einen wertvollen Baustein einer gelungenen Marketing-Strategie. Wer diese Vorteile nicht kennt und nutzt, für den bleibt Social Media Marketing die eingangs erwähnte Luftblase.

 

Über den Autor: Christian Arno ist der Gründer und Geschäftsführer des Lingo24 Übersetzungsbüro. Lingo24 wurde im Jahr 2001 gegründet und beschäftigt rund 4.000 professionelle freiberufliche Übersetzer, die zusammen einhundert unterschiedliche Sprachkombinationen abdecken. Folgen Sie Christian Arno auf Twitter: @Lingo24chr.