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Arbeitswelt 4.0 ist in vielen Personalabteilungen noch nicht angekommen

Neugier und Kreativität sind die unwichtigsten Zukunftskompetenzen.
Die Bonner AGENTUR ohne NAHMEN führt alljährlich den "HR Future Trend" durch, eine Befragung unter Personalverantwortlichen deutscher Unternehmen, um die Trends und Themen zu erfassen, mit denen sich Corporate Germany aktuell befasst. „Als Veranstalter der women&work haben wir schon vor sechs Jahren auf Zukunftstrends gesetzt", sagt Melanie Vogel, Geschäftsführerin der Agentur. „Uns interessierte in der diesjährigen Befragung, wie Personalverantwortliche die Veränderung der Arbeitswelt im Windschatten von Industrie 4.0 und einer weiter zunehmenden Digitalisierung bewerten."

Am „HR Future-Trends 2015“ haben insgesamt 91 Unternehmen aus Deutschland teilgenommen. Von den 91 teilnehmenden Unternehmen gaben 50% an, über 5.000 MitarbeiterInnen zu haben. Die Belegschaftsgröße bei 37% der Befragten liegt zwischen 1.000 und 5.000, bei 10% zwischen 500 und 1.000 und bei 3% zwischen 100 bis 500 MitarbeiterInnen. Die teilnehmenden Unternehmen sind in verschiedenen Branchen tätig. Schwerpunktmäßig waren jedoch die Branchen „Chemie, Pharma, Biotechnologie“ und „Dienstleistungen allgemein“ vertreten. Von den HR-Verantwortlichen, die die Umfrage „Future-Trends 2015“ beantworteten, waren 87% weiblich, 13% männlich. Der Großteil gab an, jünger als 30 Jahre alt zu sein (37%), 27% waren zwischen 31 und 40, 19% zwischen 41 und 50 und 17% zwischen 51 und 60 Jahre alt.

Die diesjährige Umfrage fokussierte sich auf den Schwerpunkt „Change“ und die Frage, wie gut die Unternehmen auf die kommenden (Arbeitsmarkt-)Veränderungen – hervorgerufen nicht nur durch „Industrie 4.0“, sondern auch durch den demografischen Wandel – vorbereitet sind.

Demografischer Wandel und Krankenstände

Auf die Frage, wieviel Prozent der Belegschaft aus den jeweiligen Unternehmen in den kommenden fünf Jahren in den Ruhestand gehen würden, wurde deutlich, dass ein Großteil der Unternehmen in den kommenden Jahren verstärkte Abgänge verzeichnen wird. Auffällig ist, dass 17% der befragten Unternehmen angaben, keine Ahnung zu haben, wie sich ihre Belegschaft in den kommenden fünf Jahren verändern wird.

Zusätzlich wurde abgefragt, wie hoch der durchschnittliche Krankenstand in den Unternehmen sei, denn bei vielen Menschen bleiben Change Management-Prozesse und eine VUCA (volatil, ungewiss, komplex und mehrdeutig ) gewordene Welt nicht ohne Nebenwirkungen. Auch bei dieser Frage ergab sich ein eindeutiges Bild: In 40% der befragten Unternehmen liegt der Krankenstand unter 5%, bei 50% der befragten Unternehmen liegt er jedoch zwischen 5 und 10% und auch hier gaben immerhin 10% der Personalverantwortlichen an, über die Höhe der durchschnittlichen Krankenstände nicht informiert zu sein.

Neugier und Kreativität sind die unwichtigsten Zukunftskompetenzen


Die HR-Verantwortlichen wurden gebeten anzugeben, welche fünf Kompetenzen ihrer Meinung nach in Zukunft an Bedeutung und Relevanz im Arbeitsleben gewinnen werden. Dazu konnten sie aus einer vorgegebenen List von insgesamt 17 Kompetenzen auswählen. Wenig überraschend führt die Veränderungskompetenz mit 87% die Liste der Zukunftskompetenzen an, gefolgt von interkultureller Kompetenz (77%) und Kooperationsfähigkeit (60%). Ganz überraschend unwichtig sind jedoch auf der anderen Seite die “körperliche Fitness” (3%), aber auch die „geistige Fitness“ wurde nur von 27% der Befragten als wichtige Kompetenz angesehen. Aber auch Neugier wurde nur von 6% der befragten als wichtige Zukunftskompetenz angesehen.

Doch ein weiterer Punkt ist auffällig: Gefragt wurde nämlich auch, welche Eigenschaften den Unternehmen bei Führungskräften wichtig sind. Und wenn als wichtigste Zukunftskompetenz die Veränderungsbereitschaft ganz oben steht, hätte man annehmen können, dass sich das auch in den gewünschten und erwarteten Eigenschaften der Führungskräfte wiederspiegeln müsste. Doch dem ist nicht so. “Veränderungsbereitschaft” landet in der Liste der Eigenschaften, die als „sehr wichtig“ erachtet werden, nur auf Platz 6. Und „Kreativität“ – eine der Kernkompetenzen der „Kreativwirtschaft“ und eine elementare Voraussetzung für Innovationsfähigkeit in einer wettbewerbsorientierten VUCA-Welt – ist auf dem 19. und damit auf dem letzten Platz gelandet.

Industrie 4.0 ist nicht flächendeckend im Bewusstsein


Dass „Industrie 4.0“ noch nicht flächendeckend in den HR-Abteilungen angekommen ist, darauf lassen die Antworten auf eine weitere Frage schließen. Abgefragt wurde, wie die Befragten persönlich das Thema „Industrie 4.0“ bewerten. Ein Drittel der Befragten stuft „Industrie 4.0“ als bedrohlich ein bzw. hat von dem Thema noch nie etwas gehört. Das darf angesichts der rasanten Entwicklung, die Industrie 4.0 bereits im Ausland nimmt, Anlass zur Sorge sein. „Ich glaube, dass hier noch ein großer Informationsbedarf von Nöten ist, um Chancen und Risiken der neuen Arbeitswelt in die Unternehmen zu transportieren“, ist sich Melanie Vogel sicher. „Unternehmen, die diesen Wandel verschlafen, dürften in wenigen Jahren nicht mehr wettbewerbsfähig sein und unter massivem Veränderungs- und Innovationsdruck leiden.“