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Digitalisierung im Südwesten über dem Bundesdurchschnitt

Wirtschaftsindex Digital: 59 Prozent der Unternehmen in Rheinland-Pfalz nutzen das Internet der Dinge, bundesweit erst 51 Prozent.
Kantar | 16.03.2017
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Laut Wirtschaftsindex Digital: Rheinland-Pfalz, den Kantar TNS und das rheinland-pfälzische Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau als Auftraggeber im „Monitoring Report Wirtschaft Digital: Rheinland-Pfalz” heute veröffentlicht haben, erreicht die gewerbliche Wirtschaft in Rheinland-Pfalz beim Digitalisierungsgrad 51 von 100 möglichen Indexpunkten.

„Die Ergebnisse des Reports zeigen, dass die Nutzung innovativer Anwendungsbereiche, wie das Internet der Dinge und Smart Services, in Rheinland-Pfalz über dem Bundesdurchschnitt liegen”, sagt Dr. Sabine Graumann, Kantar TNS, die die Gesamtverantwortung für die Studie trägt. Mit 59 Prozent nutzen deutlich mehr Unternehmen in Rheinland-Pfalz bereits das Internet der Dinge als bundesweit, wo dies erst zu 51 Prozent der Fall ist. Auch werden „Smart Services”, den über das Internet nach den Vorlieben der Kunden bedarfsgerecht zugeschnittene Angebote mit 38 Prozent leicht stärker als im Bundesdurchschnitt nachgefragt. „Und die Nutzung wird weiter zunehmen: Acht Prozent der rheinland-pfälzischen Unternehmen planen die Nutzung des Internet der Dinge, elf Prozent beabsichtigen den Einstieg in Smart Services in Kürze”, so Graumann.

Die Prognose der befragten Unternehmen sieht den Digitalisierungsgrad im Jahr 2021 in Rheinland-Pfalz bei 54 Punkten liegen. Das Verarbeitende Gewerbe ist und wird bis 2021 mit 42 Punkten im Wirtschaftsindex Digital stärker digitalisiert sein als es dieser Teilbereich im Bundesdurchschnitt (2021: 38 Punkte) sein wird. Um in der Digitalisierung voranzukommen haben 2015 zehn Prozent der rheinland-pfälzischen Unternehmen digital besonders geschulte Mitarbeiter eingestellt. Bis Ende 2018 planen 15 Prozent der Unternehmen digitalisierungsspezifische Neubesetzungen vorzunehmen.

Drei Digitalisierungsdimensionen – Große Unterschiede zwischen den Branchen
Der Wirtschaftsindex Digital zeigt, dass sich die gewerbliche Wirtschaft hauptsächlich in drei Digitalisierungsdimensionen zwischen „hoch”, „durchschnittlich” und „niedrig” digitalisiert aufteilen lässt. 19 Prozent der gewerblichen Unternehmen in Rheinland-Pfalz sind „hoch” digitalisiert (>= 70 Indexpunkte), 50 Prozent „durchschnittlich” (40 bis 69 Punkte im Index) und 31 Prozent sind „niedrig” (< 40 Punkte) digitalisiert. Betrachtet man die Kernbranchen der gewerblichen Wirtschaft innerhalb dieser Dimensionen werden große Unterschiede deutlich.

„Hoch” digitalisiert: Die IKT-Branche ist und bleibt in Rheinland-Pfalz digitaler Vorreiter mit 72 Indexpunkten. Damit liegt sie weit über dem durchschnittlichen Digitalisierungsgrad des Landes, der 51 Punkte erreicht.

„Durchschnittlich” digitalisiert sind vier von sieben Kernbranchen der gewerblichen Wirtschaft. Mit 59 Punkten positionieren sich die Wissensintensiven Dienstleister auf Rang zwei (2021: 61 Punkte). Mit 52 Punkten und einem sehr hohen Digitalisierungstempo bis 2021 auf 60 Punkte folgt der Handel auf Rang drei. Die Bereiche Verkehr und Logistik verbessern sich von 44 auf 49 Punkte bis 2021 und schieben sich auf Rang vier vor. Der Maschinen- und Fahrzeugbaus verbleibt für beide Zeiträume auf Rang fünf.

„Niedrig” digitalisiert sind und bleiben das Sonstige Verarbeitende Gewerbe mit 38 Punkten (2021: 39 Punkte) und das Gesundheitswesen (2016: 37 Punkte, 2021: 38 Punkte).

Wo gibt es Verbesserungsbedarf?
Aus Sicht der befragten Unternehmen sollte die Landespolitik einen besonderen Fokus auf die Infrastrukturpolitik legen. 93 Prozent sehen im Breitbandausbau einen unverzichtbaren Wegbereiter der Digitalisierung. Aber auch die Schaffung digitalisierungsfreundlicher Rahmenbedingungen, wie klare Datenschutzregeln (91 Prozent) oder Standards zum sicheren Datenaustausch beim elektronischen Geschäftsverkehr (85 Prozent) stellen für sie wichtige infrastrukturpolitische Schwerpunktthemen dar. Zum anderen betonen die Befragten die Wichtigkeit einer digitalisierungsfördernden Bildungs- und Forschungspolitik. 90 Prozent fordern einen freien Zugang zu mit öffentlichen Mitteln produziertem Wissen. Dieser Zugriff erleichtere Innovationen. Jeweils 86 Prozent nehmen die Landespolitik auch in die Pflicht, wenn es um Maßnahmen zur Stärkung des Gründergeists oder zur Unabhängigkeit des Landes von globalen IKT-Konzernen geht.


Studiensteckbrief: Kantar TNS führte von Oktober bis Dezember 2016 eine repräsentative Befragung unter den rheinland-pfälzischen Unternehmen zum Stand und zu den künftigen Perspektiven der Digitalisierung in Rheinland-Pfalz durch. Es wurden 724 Interviews durchgeführt. Es kann ein direkter Vergleich zur Bundesstudie gezogen werden. Kantar TNS und ZEW, Mannheim, haben 2016 auch im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie 924 Interviews mit deutschen Unternehmen durchgeführt. Beide Befragungen sind für die gesamte gewerbliche Wirtschaft repräsentativ, das heißt für die folgenden elf Branchen: den Maschinenbau, den Fahrzeugbau, die chemisch-pharmazeutische Industrie, das sonstige verarbeitende Gewerbe, die Informations- und Kommunikationswirtschaft, die Energie- und Wasserversorgung, den Handel, den Bereich Verkehr und Logistik, die Finanz- und Versicherungswirtschaft sowie für die wissensintensiven Dienstleister und die Gesundheitswirtschaft.