print logo

Über eine Million Arbeitsplätze in der Bitkom-Branche

Verband: Branche ist dank einem Plus von 30.000 Jobs binnen Jahresfrist erstmals größter Industrie-Arbeitgeber in Deutschland.
BITKOM | 25.10.2017
©
 
Die Bitkom-Branche schafft 2017 deutlich mehr neue Arbeitsplätze als zunächst erwartet und steigt damit zum größten industriellen Arbeitgeber auf. In der Informationstechnik, Telekommunikation und Unterhaltungselektronik werden zum Jahresende voraussichtlich 1,077 Millionen Menschen beschäftigt sein. Das entspricht einem Plus von 30.000 Jobs binnen Jahresfrist (+2,9 Prozent) und übertrifft die Erwartungen der Frühjahrsprognose (21.000). Dies teilte Bitkom-Präsident Achim Berg am Mittwoch auf der Herbst-Pressekonferenz des Digitalverbands mit. Schon 2016 fiel das Beschäftigungswachstum mit 37.000 Arbeitsplätzen sehr viel stärker aus als in jeder anderen industriellen Branche. Auch die Umsätze entwickeln sich positiv. Der deutsche Markt für Informationstechnik, Telekommunikation und Unterhaltungselektronik wird im laufenden Jahr voraussichtlich auf 160,8 Milliarden Euro zulegen. Damit hebt der Bitkom seine Wachstumsprognose um 0,6 Prozentpunkte auf 1,9 Prozent an.

„Die Bitkom-Branche geht jetzt in den Endspurt eines starken Jahres 2017“, kommentierte Achim Berg die neuen Konjunkturdaten. „Noch stärker als der Umsatz wächst die Beschäftigung. Allein in den vergangenen drei Jahren sind fast 100.000 neue Jobs entstanden, die Bitkom-Branche ist mittlerweile der größte industrielle Arbeitgeber in Deutschland – vor Leitindustrien wie dem Maschinen- oder dem Automobilbau.“ Zugleich mahnte Berg zu mehr Tempo bei der digitalen Transformation. „Im internationalen Vergleich ist die deutsche Wirtschaft bei Investitionen in digitale Technologien noch eher zurückhaltend. Der Aufbruch in eine datengetriebene digitale Plattformökonomie ist eine Schicksalsfrage für Deutschland, die sich innerhalb weniger Jahre entscheidet. Neben der Politik ist hier vor allem das Management gefordert.“

In der Informationstechnik (IT) verzeichnet die Branche weiter das größte Wachstum und absolute Marktvolumen. Die Umsätze steigen laut aktueller Prognose um 3,4 Prozent auf 85,8 Milliarden Euro. Am besten laufen die Geschäfte im Software-Segment bei einem Plus von 6,3 Prozent auf 23,0 Milliarden Euro. Nach einem zwischenzeitlichen leichten Rückgang im vergangenen Jahr legen die Umsätze mit IT-Hardware wieder überdurchschnittlich zu und steigen um 2,6 Prozent auf 23,9 Milliarden Euro. Im Segment IT-Services, in dem sich die Aufträge aus der Digitalisierung der Unternehmen neben dem Software-Markt besonders stark abbilden, wächst das Volumen um 2,3 Prozent auf 39,0 Milliarden Euro.

Die Telekommunikation (TK) stabilisiert sich nach dem deutlichen Rückgang im Vorjahr voraussichtlich mit einem leichten Minus von 0,1 Prozent bei 65,5 Milliarden Euro. Positiv entwickeln sich die Umsätze mit TK-Endgeräten bei einem Plus von 3,6 Prozent auf10,4 Milliarden Euro, wovon 9,8 Milliarden Euro (+4,4 Prozent) auf Smartphones entfallen. „Im Jahr zehn nach dem ersten iPhone werden wieder mehr Smartphones verkauft. Allein mit Smartphones wird mehr umgesetzt als mit der gesamten Unterhaltungselektronik inklusive Flachbildfernsehern. Das Smartphone hat unser Leben tiefgreifend verändert und wird immer mehr zur universellen Steuerungszentrale für Kommunikation, Inhalte und Dienste“, sagte Berg. Weiterhin rückläufig entwickeln sich die Umsätze mit Festnetz- und Mobildiensten, die um 1,0 Prozent auf 48,5 Milliarden Euro zurückgehen. Das Geschäft mit TK-Infrastruktur steigt um 0,5 Prozent auf 6,6 Milliarden Euro. „Die Netzbetreiber investieren Milliarden in den Erhalt und Ausbau der Netze. Zugleich schrumpfen die Umsätze mit Festnetz- und Mobildiensten“, sagte Berg.

In der klassischen Unterhaltungselektronik entwickelt sich der Markt nach einer Phase schwächerer Jahre positiv. Die Umsätze steigen erstmals wieder um 2,6 Prozent auf 9,4 Milliarden Euro. „Gute Geschäfte mit Spielkonsolen und Fernsehern tragen das Wachstum. Weniger gefragt sind dagegen Digitalkameras, deren Markt weiter schrumpft“, sagte Berg.

Für 2018 erwartet der Bitkom für den ITK-Gesamtmarkt ein Wachstum um 1,3 Prozent auf 162,9 Milliarden Euro. Mit Blick auf die bevorstehenden Koalitionsverhandlungen zur Bildung einer neuen Bundesregierung mahnte Bitkom-Präsident Berg zu mehr Tempo bei der Digitalisierung der Wirtschaft. Berg schlug ein bundesweites Vor-Ort-Programm „In 10 Schritten digital“ vor. Mit ihm solle kleinen und mittelständischen Unternehmen praktische Digitalisierungshilfe geboten werden. Zudem solle der Bund ein Förderprogramm auflegen, das den Ausbau der German Digital Hubs und die Programme vor Ort unterstützt. Jeder Standort solle mit jeweils 40 Millionen Euro über einen Zeitraum von fünf Jahren gefördert werden. Zudem müsse der Regulierungsrahmen für datenbasierte Geschäftsmodelle angepasst und eine in sich konsistente Datenpolitik entwickelt werden. Sie müsse den Schutz von Privatsphäre und die Möglichkeit der Datennutzung in eine funktionierende Balance bringen, erklärte Berg. „In digitalen Schlüsseltechnologien wie der Künstlichen Intelligenz, Blockchain, 3D-Druck und Internet of Things hat Deutschland eine sehr gute Ausgangsposition. Um das Potenzial auszuschöpfen, müssen die öffentliche Forschungsförderung stärken auf die Digitalisierung ausgerichtet und jeder zweite Euro für Digitales eingesetzt werden.“ Allein für die Künstliche Intelligenz etwa sollten pro Jahr eine Milliarde Euro zur Verfügung gestellt werden.