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Siemens weltweit führend bei Patentanmeldungen

Deutschland ist bei Patentanmeldungen weltweit die Nummer 2 der Länder hinter den USA und Siemens die Nummer 1 der Unternehmen vor Huawei und Samsung.
© Europäisches Patentamt
 
Deutschland ist bei Patentanmeldungen aus Europa Spitzenreiter und zugleich Wachstumstreiber. Das zeigt der Jahresbericht 2018 des Europäischen Patentamts (EPA), der heute veröffentlicht worden ist. Insgesamt stiegen die Patentanmeldungen um 4,6 Prozent auf einen neuen Höchstwert von 174 317. Deutschland zeichnete maßgeblich für den stärksten Zuwachs aus den 38 EPO-Mitgliedstaaten seit 2010 (+3,8 Prozent) verantwortlich, dank einem Plus von 1 195 Anmeldungen (+4,7 Prozent) auf 26 734 europäische Patentanmeldungen. Damit erzielte die Bundesrepublik zugleich das stärkste Anmeldewachstum seit 2010. Dies ist vor allem auf den Aufwärtstrend im Fahrzeugsektor und in angrenzenden Bereichen wie Sensoren und andere Messgeräte zurückzuführen. Im Bereich Elektrofahrzeuge gab es gar 71 Prozent mehr Patentanmeldungen. Daneben verzeichneten auch die Anmeldungen in der Computertechnik (mit einem Schwerpunkt im Bereich Digitale Datenübertragung) und der Biotechnologie eine starke Zunahme aus Deutschland. Im Unternehmensranking der Top-Patentanmelder steht Siemens nach 2011 wieder an Platz 1, gefolgt von Huawei und Samsung.

Im Vergleich der europäischen Technologieregionen steht Bayern mit fast doppeltem Anmeldewachstum (+8,8 Prozent) gegenüber 2017 das dritte Jahr in Folge an erster Stelle, bei den patentaktivsten Bundesländern hält es bereits seit 2015 die Führungsposition inne.

Europäer im eigenen Markt gut positioniert


Mit einem Anteil von 47 Prozent aller europäischen Patentanmeldungen waren die europäischen Unternehmen 2018 in ihrem Heimatmarkt erneut stark vertreten. Das anmeldestärkste Land beim EPA war wie im Jahr 2017 die USA, gefolgt von Deutschland, Japan, Frankreich sowie China. Mit der Ausnahme Frankreichs (-2.8 Prozent) und Finnlands (-3.8 Prozent) verzeichneten alle Top 20 der Anmeldeländer beim EPA ein Wachstum.

"Die Zunahme der Patentanmeldungen ist eine sehr positive Botschaft für die europäische Wirtschaft. Die Zahlen belegen, dass sich Innovation in Europa auf ein konkurrenzfähiges und wirksames Patentsystem stützen kann. Das ist für Unternehmen entscheidend, um wirklich gewichtige Patentportfolios aufzubauen - was wiederum der europäischen Wirtschaft zugutekommt", sagt António Campinos, Präsident des EPA. "Als Wachstumstreiber bei europäischen Patentanmeldungen hatte Deutschland 2018 maßgeblich Anteil am stärksten Anmeldezuwachs seit 2010. In der EU beschäftigen Branchen mit einer hohen Nutzung von Patenten, Marken und Designrechten etwa 60 Millionen Menschen. Sie erbringen rund 42 Prozent Wirtschaftsleistung und zeichnen für mehr als 90 Prozent der Exporte verantwortlich."

Europa als Wachstumstreiber - Zuwachs aus China und USA langsamer


Laut Jahresbericht 2018 ist das positive Gesamtergebnis auf einen Anstieg der Patentanmeldungen in allen wichtigen Industrieregionen - darunter die fünf größten Anmelderegionen Europa, die USA, Japan, China und Südkorea - zurückzuführen. Während allerdings die 38 EPO-Mitgliedstaaten ihren Zuwachs im Vergleich zu 2017 weiter steigerten, hatten neben China auch die USA ihre Zuwachsraten mehr als halbiert. Infolgedessen lag Deutschland, gemessen an den absoluten Anmeldezuwächsen, gleichauf mit den USA.

Europäische Patentanmeldungen aus China legten zwar um 8,8 Prozent zu, dies war jedoch die niedrigste Rate seit fünf Jahren. Dafür ist hauptsächlich ein langsameres Wachstum in einigen der patentintensiven Technologiefelder des Landes verantwortlich, wie Computertechnik, Elektrische Maschinen, Geräte und Energie sowie Audiovisuelle Technologie. Die meisten europäischen Länder, die USA und Japan weisen ein breit abgestütztes Patentportfolio auf. China und Südkorea dagegen wachsen besonders stark in ihren Spezialgebieten der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT).

Sechs Bundesländer unter den ersten 10 Regionen Europas - Niedersachsen in die Top-Riege vorgerückt


In der Rangliste der Bundesländer belegte Bayern den ersten Platz vor Nordrhein-Westfalen (2.), das mit einem Wachstum von 3,9 Prozent Baden-Württemberg (+2,2 Prozent) überholt hat. Hessen konnte trotz leichtem Rückgang (-0,5 Prozent) den vierten Rang behaupten, während Niedersachsen mit einem großen Plus von 16,6 Prozent Rheinland-Pfalz (+0,9 Prozent) von Position 5 verdrängte.

Auch im Europavergleich zeigte sich die Stärke der deutschen Regionen. Bayern lag mit dem satten Plus von (+8,8 Prozent) wieder klar auf Platz 1 vor der Île-de-France - der Region Paris -, die einen Rückgang von -4,4 Prozent verzeichnete. Auf den Rängen 3 und 4 befinden sich ebenfalls deutsche Bundesländer, dort tauschten Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg die Plätze. Hessen (7.) verlor mit leichtem Rückgang (-0,5 Prozent) eine Position. Dafür rückte Niedersachsen (+16,6 Prozent) neu auf Platz 9 in die Top 10 vor, Rheinland-Pfalz (+0,9 Prozent) rutschte auf 10. Bei den deutschen Städten behauptete München klar seine Spitzenposition mit einem Zuwachs von +11,5 Prozent und fast viermal so vielen Patentanmeldungen im Vergleich zum zweitplatzierten Stuttgart, das ein Minus von -14,4 Prozent verzeichnete.

Hidden Champions der Technologiefelder: Digitale Datenübertragung und Elektrofahrzeuge


In den meisten der zehn anmeldestärksten Technologiefelder beim EPA waren deutsche Firmen führend. Die meisten Anmeldungen entfielen auf die Technologiefelder Transport (+15 Prozent), Elektrische Maschinen, Geräte und Energie (+4,8 Prozent) sowie Messtechnik (+15,1 Prozent). Transport umfasst Straßen-, Schienen-, Luft- und Wasserverkehr und zeigte erstmals seit 2014 wieder ein deutliches Plus. Die Zuwächse in diesem Segment lagen hauptsächlich in den Bereichen Bremssteuerung, Reifen und Elektrofahrzeuge, die gar einen Sprung von 71 Prozent machten. Zwei Segmente verzeichneten außerdem große Zuwächse: In der Computertechnik (+18,6 Prozent) erfolgten zwei Drittel der deutschen Anmeldungen im Bereich Digitale Datenübertragung. Die Biotechnologie verzeichnete eine Steigerung von 15,1 Prozent, allerdings von einer vergleichsweise geringen Zahl von Anmeldungen 2017.

Transport: Patentanmeldungen von IKT- oder Telekommunikationsunternehmen


Unter den Top 10 der Unternehmen im Technologiefeld Transport sind Continental (3.), Siemens (5.) und Robert Bosch (8.) vertreten. Sechs weitere deutsche Firmen befinden sich unter den Top 25. Insgesamt kommen 59 Prozent der europäischen Patentanmeldungen im Technologiefeld Transport aus europäischen Ländern. Das spiegeln auch die Ergebnisse einer kürzlich durchgeführten EPA-Studie über die Patentlandschaft bei selbstfahrenden Fahrzeugen wider. Die Studie ergab, dass Europa neben den USA hier führend ist. Weiterhin zeigte die Untersuchung, dass die Patentanmeldestrategien klassischer Automobil- und Transportunternehmen zunehmend denen von IKT-Unternehmen ähneln und viele der Top-25-Patentanmelder in diesem Bereich tatsächlich IKT- oder gar reine Telekommunikationsunternehmen sind.

Siemens führt bei den Patentanmeldern


Nach 2011 steht Siemens wieder an der Spitze des Anmelder-Rankings beim EPA. Mit 2 493 Patentanmeldungen platzierte sich das Münchner Unternehmen knapp vor Huawei (2.). Es folgten Samsung auf Position 3 vor LG und United Technologies. Im innerdeutschen Ranking lag Robert Bosch auf Rang 2 vor BASF; auf den Plätzen 4 und 5 positionierten sich Continental und Bayer. Siemens ist in vier der führendsten Technologiefeldern beim EPA unter den ersten zehn Patentanmeldern vertreten.

Medizintechnik Spitzenfeld Europaweit - Bereich Life Sciences wächst schnell


Die Medizintechnik bleibt auch 2018 das Technologiefeld mit der größten Anzahl Patentanmeldungen beim EPA (+5 Prozent), gefolgt von der Digitalen Kommunikation und der Computertechnologie. Mit einem kombinierten Wachstum von 13 Prozent in den Sektoren Arzneimittel und Biotechnologie legte der Bereich Life Sciences innerhalb der Top10-Gruppe der technischen Gebiete am stärksten zu.

EPA Performance: Erteilung von fast 128 000 Patenten


Durch das große Engagement seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter konnte das EPA der wachsenden Nachfrage nach europäischen Patenten mit einer weiteren Verbesserung seiner Produktion begegnen. So erhöhte das Amt die Zahl aller durchgeführten Patentrecherchen, Sachprüfungs- und Einspruchsverfahren im Berichtsjahr um 4 Prozent (2017: +4,6 Prozent). Durch das Zusammenwirken dieser Produktionssteigerung mit den Effekten verbesserter interner Arbeitsabläufe und der Auflösung von Arbeitsrückständen bei Patentrecherchen konnte das EPA im Berichtsjahr 127 625 erteilte europäische Patente veröffentlichen, was einem Wachstum von 21 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht (2017: +10 Prozent).