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Messewirtschaft wieder auf dem Wachstumspfad

AUMA - Jahres - Pressekonferenz
Die internationalen Messen in Deutschland sind im Jahr 2005 wieder auf den Wachstumspfad zurückgekehrt. Ausstellerzahlen und vermietete Fläche sind erstmals seit Jahren wieder gewachsen. Das verbesserte Investitions- und Konsumklima in diesem Jahr lässt erwarten, dass sich das Wachstum der Branche noch etwas beschleunigt. Dies betonte Thomas H. Hagen, Vorsitzender des AUMA_Ausstellungs- und Messe-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft auf der Jahres-Pressekonferenz des Verbandes am 15. Mai 2006 in Berlin.

Die Ausstellerzahlen der 141 internationalen Messen des Jahres 2005 sind um 2,6 % gewachsen, verglichen mit den jeweiligen Vorveranstaltungen; im Jahr 2004 war noch ein Rückgang um 0,7 % zu verzeichnen.

Die Erholung erstreckt sich fast über die gesamte Breite des Messeprogramms: Rund drei Viertel der Messen verzeichneten ein Plus ihrer Ausstellerzahlen. Bemerkenswert ist, so Hagen, vor allem die Stabilisierung der Zahl deutscher Aussteller; noch im Jahr 2004 sei ein Minus von 4 % registriert worden. Im Jahr 2005 sei dagegen mit + 0,5 % erstmals wieder eine leicht positive Entwicklung der Inlandsbeteiligungen zu verzeichnen gewesen. Offensichtlich erkennen die Unternehmen, dass ihnen eine weitere Reduzierung ihrer Messebeteiligungen eher schaden würde.

Mittelfristig werde der wachsende Wettbewerb in allen Industrie- und Dienstleistungsbranchen den Messen nützen, denn für die Unternehmen steige die Notwendigkeit, Flagge zu zeigen. Die Präsenz auf Branchentreffpunkten wie Messen werde zum Maßstab für die Wahrnehmung durch potentielle Kunden und Medien. Der AUMA-Vorsitzende: „Wer sich dem direkten Vergleich mit seinem Wettbewerber entzieht, wird leicht übersehen. Oder er muss ganz massiv in andere Kommunikationsmaßnahmen investieren“.

Dazu komme, dass die Zahl ausländischer Aussteller unvermindert weiter wachse. Für 2005 habe der AUMA ein Plus von 4,5 % im Vergleich zu den Vorveranstaltungen registriert.

Vermietete Standfläche wieder im Plus
Die vermietete Standfläche, die den Inlandsumsatz der Messeveranstalter bestimmt, ist erstmals seit dem Jahr 2000 wieder leicht gewachsen. Ein Plus von 0,6 % im Vergleich zu den Vorveranstaltungen lasse, so Hagen, erkennen, dass der Trend zur Verkleinerung der Standflächen gestoppt ist. Die Aussteller stellten fest, dass eine Mindeststandgröße notwendig ist, wenn man alle Möglichkeiten der Messebeteiligung ausnutzen wolle.

Bei den Besucherzahlen sei der Plusbereich noch nicht erreicht. Das Mi-nus ist mit 2,2 % im Vergleich zu 2004 (- 1,4 %) sogar wieder gewachsen. Die Hauptgründe dafür sind allerdings, wie der AUMA-Vorsitzende betonte, nicht in einem verringerten Interesse an Messen generell zu finden; vielmehr schlage sich hier der langsame, aber stetige Rückgang der durchschnittlichen Aufenthaltsdauer nieder. Viele Firmen versuchten, durch Einsparung von Übernachtungen die Reisekosten zu reduzieren. Vor allem aber wurden einzelne große Publikumsausstellungen durch ungünstige Wetter- und damit auch Verkehrsbedingungen stark beeinträchtigt. Ansonsten verzeichneten aber fast alle Messetypen weitgehend konstante Besucherzahlen, so dass das Minus des Jahres 2005 nicht überbewertet werden sollte.

Insgesamt wurde auf den internationalen Messen eine Standfläche von 6,24 Mio. m² vermietet. Die Gesamtzahl der Aussteller umfasste 158.060, davon kamen 74.058 aus dem Inland und 84.002 aus dem Ausland, das sind 53 % Auslandsanteil. Die 141 internationalen Messen re gistrierten 9,59 Mio. Besucher.

Der Umsatz der in Deutschland ansässigen Messeveranstalter erreichte 2005 nach vorläufigen Ergebnissen 2,35 Mrd. Euro nach 2,45 Mrd. Euro im Jahr 2004. Hauptgrund für diesen Rückgang ist die turnusbedingt geringere vermietete Fläche. Andererseits stabilisiert die stark wachsende Zahl eigener Auslandsmessen den Umsatz der deutschen Veranstalter.

Gute Aussichten für 2006
Für 2006 erwartet der AUMA bei allen Branchenkennzahlen ein Plus. Die Zuversicht in den deutschen Unternehmen ist, so Hagen, gewachsen, das Konsumklima habe sich leicht verbessert. Auch sei die Wertschätzung der Messe weiter hoch. Zu rechnen sei mit 2 – 3 % mehr Ausstellern und 1 % mehr Besuchern. Auch für die vermietete Fläche sei ein kleines Plus zu erwarten. Die Ausstellerzahl auf den 163 geplanten Messen könnte mit rund 175.000 Beteiligungen sogar das Rekordergebnis des Jahres 2000 übertreffen.

Auslandsmessen deutscher Veranstalter wachsen zweistellig
Erstmals hat der AUMA die Kennzahlen der Auslandsmessen deutscher Veranstalter im Jahresvergleich untersucht. Im Jahr 2005 wurden auf den 166 Veranstaltungen rund 1,35 Mio. m² Standfläche vermietet, 30 % mehr als in 2004. Gründe dafür sind die wachsende Zahl der Messen – 13 mehr als 2004 –, das Wachstum der einzelnen Veranstaltungen, aber auch der Turnus der Messen. Fast 54.000 Aussteller ergeben einen Zuwachs von rund 18 % gegenüber dem Vorjahr. Auch die Besucherzahl ist gestiegen. Nach 3 Mio. in 2004 kamen 2005 bereits 3,4 Mio., das sind + 13 %.

Im Jahr 2006 wollen die Mitglieder des AUMA rund 200 Messen auf allen Kontinenten durchführen. Die wichtigsten Ziel-Länder für deutsche Veranstalter sind China (63), Russland (28), Indien (14) und die Vereinigten Arabischen Emirate (13). Die wichtigsten Städte sind dabei Shanghai mit 37 Messen und Moskau mit 25.

Der AUMA-Vorsitzende: „Mit der hohen Internationalität ihrer Inlandsmessen und dem wachsenden Erfolg ihrer Auslandsmessen gehören die deutschen Veranstalter zu den Gewinnern der Globalisierung. Sie profitieren in hohem Maße vom stark wachsenden Handel zwischen Europa und Asien, aber auch zwischen der EU und Russland“. Außerdem habe die wirtschaftliche Liberalisierung in Osteuropa und Ostasien die Durchführung von Auslandsmessen erheblich erleichtert.

Unterstützung für junge Technologieunternehmen
Hagen kündigte an, dass das Bundeswirtschaftsministerium ab 2007 ein Programm zur Förderung der Messebeteiligungen junger Technologieunternehmen realisieren wolle. Das Marketing für Innovationen sei in Deutschland verbesserungsfähig. Deshalb sei ein solches Programm eine wichtige Starthilfe, vor allem für das Exportgeschäft. Der AUMA werde in die Ausgestaltung der Förderbestimmungen einbezogen.

Dieses Programm geht nicht zulasten des Auslandsmesseprogramms der Bundesregierung. Damit werden die Beteiligungen deutscher Unternehmen auf Auslandsmessen unterstützt. Für dieses Programm sieht die mittelfristige Finanzplanung bis 2009 – wie schon in den letzten Jahren – jeweils 36 Mio. Euro pro Jahr vor.

Position im weltweiten Wettbewerb weiter stark
Nach Auffassung des AUMA-Vorsitzenden ist die deutsche Messewirtschaft stark genug, um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können. Veranstalter-Fusionen und Kapazitätswachstum in anderen Ländern stärkten nicht automatisch deren Position im Messemarkt. Bei der Entwicklung und Pflege international hochklassiger Messen gehe es um die Langfristigkeit von Strategien, um die eigenen Qualitätsansprüche und das Gespür für die weltweite Entwicklung von Märkten. In diesen Kategorien hätten die deutschen Veranstalter weiter einen Vorsprung vor ihren Wettbewerbern.

Eine starke Position im internationalen Wettbewerb sei aber nur dann zu halten, wenn der nationale Wettbewerb nicht zur gegenseitigen Schwächung von Messen und Messeveranstaltern führt. Deshalb sollte vermieden werden, dass in einzelnen Branchen dauerhaft mehrere eher schwache Messen nebeneinander existieren, die Ausstellern und Besuchern wenig nutzen und dadurch andere Marketinginstrumente attraktiver machen.

Zur Frage, ob in Deutschland Überkapazitäten an Messehallen herrschten, betonte Hagen, bisher existiere kein allgemein anerkannter Maßstab dafür, ab wann man von Überkapazitäten oder Unterauslastung sprechen könne. Die Auslastung der deutschen Messeplätze mit internationalen Messen sei vor 20 - 25 Jahren ungefähr genauso hoch gewesen wie heute. Sie sei zwar in den Neunziger Jahren etwas höher gewesen, aber insgesamt relativ konstant.

Entscheidend für die Position eines Unternehmens sei aber ohnehin nicht ein Mengenergebnis wie etwa die Auslastung, sondern vielmehr das Betriebsergebnis, und hier gehe es um die Einnahmen, die stark von der Qualität der Veranstaltungen abhingen, und um die Kostensituation der einzelnen Unternehmen.

Auslandsmesseprogramm 2007
Zum Umfang und Struktur des Auslandsmesseprogramms der Bundesregierung für 2007 erläuterte der Geschäftsführer des AUMA, Dr. Peter Neven, das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie werde deutschen Unternehmen voraussichtlich auf 242 Auslandsmessen Exportplattformen bieten. Wichtigste Zielregion sei Ost-/Südost-/Zentralasien mit 96 Messen, davon 53 in China und Hongkong, gefolgt von den europäischen Ländern außerhalb der EU (58, davon 54 in Russland) sowie der Nahe und Mittlere Osten (36) und Nordamerika (23).

Im Jahr 2005 haben rund 6.700 Aussteller, vor allem kleine und mittelständische Unternehmen, die Gemeinschaftsstände genutzt, so viele wie nie zuvor. Mit einem Etat von 36 Mio. Euro konnten 232 Beteiligungen realisiert werden.

Der AUMA hat seit dem Herbst 2005 sein Marketing pro Medium Messe deutlich intensiviert. Unter dem Motto „Optimessmus – Messen: Ihr Weg zum Erfolg“ unterstützt er die Messeveranstalter bei der Gewinnung neuer Aussteller.

Dabei setzt der AUMA u. a. auf Plakate in ICE-Zügen, eine eigene Website – www.messe-start.de – sowie auf Broschüren mit Tipps für den erfolgreichen ersten Messeauftritt. Dr. Neven: „Wir wollen künftig unser Marketing noch stärker auf aktuelle und potenzielle Aussteller und Besucher im Inland konzentrieren, denn hier wird die Akquisition für die Messeveranstalter immer schwieriger und aufwändiger“. Der AUMA unterstützt außerdem die Aussteller bei der Ermittlung des Messe-Erfolges. Der online verfügbare MesseNutzenCheck wird schon von fast 15 % aller deutschen Aussteller genutzt.

Zum Schutz der Aussteller vor der zunehmenden Marken- und Produktpiraterie hat der AUMA Infoblätter veröffentlicht. Sie enthalten Empfehlungen, wie Aussteller sich bereits im Vorfeld einer Messe um den Schutz ihres geistigen Eigentums kümmern können durch Anmeldung von Patenten, Gebrauchs- und Geschmacksmustern. Viele Unternehmen agieren hier immer noch zu leichtfertig.

Erleichterungen bei Visa für russische Messeteilnehmer
Die Verschärfungen bei der Visaerteilung hat im letzten Jahr russische Unternehmen in besonderem Umfang getroffen. Russland wird aber für den Messeplatz Deutschland eine zunehmend wichtige Region. Pro Jahr kommen über 1.000 Aussteller und 30.000 Besucher aus Russland auf deutsche Messen. Der AUMA-Geschäftsführer: „Die Visa-Regelungen erschweren die weitere positive Entwicklung der deutsch-russischen Messebeziehungen. Wir haben deshalb intensive Gespräche mit dem Auswärtigen Amt geführt – durchaus mit Erfolg“. Das Auswärtige Amt hat inzwischen die Deutsche Botschaft in Moskau angewiesen, künftig bei russischen Ausstellern nicht mehr pauschal die Vorlage einer Verpflichtungserklärung zu verlangen, mit der die einladende Stelle eine Art Bürgschaft übernimmt. Eine persönliche Vorsprache bei Erstantragstellern ist allerdings weiterhin notwendig.

Der AUMA hat außerdem darauf gedrängt, Wettbewerbsverzerrungen innerhalb der EU zu vermeiden, denn die entsprechenden EU-Vorgaben werden nicht einheitlich gehandhabt.

Messerecht soll Bundesrecht bleiben
Bei der Föderalismusreform ist geplant, das Recht der Messen im Rahmen eines Tauschhandels künftig auf der Länderebene anzusiedeln, obwohl nicht einmal die Länder selbst dies wollen. Der AUMA hat im Namen der deutschen Messewirtschaft gegenüber Bund und Länder klar gestellt, dass dies zu einer Rechtszersplitterung führe, die sich insbesondere bei internationalen Veranstaltungen für die Aussteller negativ auswirken würde.

Um die internationale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands zu gewährleisten, seien daher ein bundeseinheitliches Recht der Messen und Ausstellungen unerlässlich. Ende Mai wird diese Frage in einer öffentlichen Anhörung von Rechtsausschuss und Bundesrat erörtert. Dr. Neven: „Wir hoffen dringend, dass dieses Paket-Denken im Rahmen der Föderalismusreform beendet wird. Bei einer solch grundlegenden Reform kann es nicht darum gehen, an Dingen, die einmal am Anfang des Verfahrens beschlossen wurden, sklavisch festzuhalten“.

Pressekontakt:
Harald Kötter, Telefon: 030 / 24 00 0-140, Fax: 030 / 24 000-340
E-Mail: h.koetter@auma.de