print logo

Netzagentur zeigt Angst vor der eigenen Courage

BREKO: Absenkung der Entgelte für die Übergabe von Gesprächen vom Fest- ins Mobilfunknetz bleibt weit hinter den Ankündigungen zurück
Bonn, 8.11.2006. Als herbe Enttäuschung bezeichnet der Präsident des Bundesverbandes Breitbandkommunikation BREKO, Peer Knauer, die heutige Entscheidung der Bundesnetzagentur zu den lange kritisierten Entgelten für die Übergabe von Gesprächen ins Mobilfunknetz. Knauer: „Alles sprach eigentlich dafür, auf eine Größenordnung 5 Cent herunterzugehen: der europäische Vergleichsmarkt, das Gutachten von E-Plus und zuletzt die öffentliche Ankündigung von Regulierungschef Matthias Kurth, rund 6 Cent seien realistisch. Was wir hier jetzt sehen, ist ein völlig unnötiger Kniefall vor den großen Mobilfunkbetreibern und eine Missachtung ökonomischer Notwendigkeiten.“ Mit der aktuellen Festlegung auf 9,9 Cent für kleinere und 8,8 Cent für größere Mobilfunkfirmen bleibt das Ungleichgewicht eklatant zwischen den Ausgaben, die Festnetzbetreiber bei Übergabe ins Mobilnetz haben und den Einnahmen, die sie bei der Gesprächsübernahme in umgekehrter Richtung erzielen. Festnetzbetreiber erhalten in der Regel nur 0,69 Cent je Minute, während sie selbst das 14fache zahlen sollen. BREKO hatte wenigstens mit der Einführung eines so genannten Absenkungspfades gerechnet, also der Festlegung eines Zeithorizonts, bis zu dem eine weitere Reduzierung vollzogen sein muss. Dieses Vorgehen ist in Europa allgemein üblich. Österreich etwa hat eine Frist bis Ende 2008 gesetzt, um ein Entgelt von 6,79 Cent je Minute zu erreichen.

Im Mai hatte das Wissenschaftliche Institut für Infrastruktur und Kommunikationsdienste (WIK) im Auftrag von E-Plus vorgerechnet, dass in den Netzen der großen Mobilfunkanbieter bei Übernahme von Festnetzgesprächen Kosten in Höhe von 4,95 Cent je Minute entstehen. BREKO hatte unabhängig davon seit langem eine Größenordnung von 5 Cent gefordert. Diese orientiert sich an den Kosten der so genannten „effizienten Leistungsbereitstellung“, einem allgemein akzeptierten Bewertungsmaßstab, der die Aufwendungen für Technik, Personal etc. differenziert heranzieht. Peer Knauer kritisiert: „Überhöhte Entgelte für die Mobilfunkterminierung sind ein alter Zopf, der abgeschnitten gehört. Die Mondpreise konnten sich auf so hohem Niveau nur etablieren, weil sie bisher praktisch gar keiner Regulierung unterlagen. Die Bundesnetzagentur hat dieses Versäumnis leider nicht behoben.“

Siehe auch BREKO-Position: http://www.brekoverband.de/pcg8bnvv8cfubreko-cms_extract.l26319.html?BUTTON_REC_ID=26319