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Verkehrstelematik ist ein Milliardenmarkt

Forum von ZVEI und BITKOM: 250 Branchenexperten in Berlin
BITKOM | 30.05.2006
Berlin, 30. Mai 2006: "Mit Verkehrstelematik könnten bis zu 20 Prozent der Staus auf deutschen Straßen vermieden werden. Dem Einzelnen würde das eine Menge Ärger und Zeit ersparen. Wesentlicher noch ist jedoch der volkswirtschaftliche Nutzen, wenn sich die Zahl der Unfälle und die Umweltbelastung signifikant verringern." Darauf wies ZVEI-Präsident Prof. Dr. Edward G. Krubasik bei der Eröffnung des 3. Deutschen Telematikforums in Berlin hin. An der gemeinsamen Veranstaltung von ZVEI und dem Bundesverband Informationswirtschaft Telekommunikation und neue Medien (BITKOM) nahmen mehr als 250 Branchenexperten teil.


Wie wichtig das Thema Verkehrstelematik ist, zeigt sich schon beim Blick auf die Statistik. Allein an einem einzigen Tag bewegen sich bis zu 55 Millionen Autos auf deutschen Straßen - hinzu kommen über 2,5 Millionen Lastwagen und der Transitverkehr. "Und es ist davon auszugehen, dass die Zahl der Verkehrsteilnehmer auch in den kommenden Jahren stärker steigen wird als das Verkehrsnetz ausgebaut wird", sagte BITKOM-Vizepräsident Heinz Paul Bonn. "Zwar haben die Deutschen eines der dichtesten Autobahn-, Schienen- und Wasserstraßennetze aller großen EU-Staaten. Doch mit der EU-Osterweiterung und dem Wirtschaftswachstum in den neuen EU-Ländern steigt der Druck auf dieses Netz immer weiter an."
Nicht zuletzt deshalb müsse Verkehrstelematik in Deutschland entwickelt und ohne Verzug angewandt werden, forderte Krubasik. Hier sieht er weltweit einen Markt von 30 Mrd. Euro entstehen. In einem ersten Schritt solle die bundesweite Verknüpfung vorhandener Verkehrsdaten in Angriff genommen werden, etwa von den zwölf regionalen Verkehrsmanagementzentralen. "Zur Fußball-Weltmeister-schaft haben wir zwei richtungsweisende Telematikanwendungen realisiert: Das umfassende telematische Informationsangebot über die Verbindung der WM-Städte und der heute in Betrieb gehende 'Ruhrpilot' in Nordrhein-Westfalen zeigen beispielhaft, wie Lösungen aussehen könnten", so Krubasik. Beim Ruhrpilot habe man zwei Erfolgsfaktoren für maßgeschneiderte Telematiklösungen in Einklang gebracht: Erstens erfasse der Ruhrpilot sämtliche aktuellen Verkehrsdaten des Individualverkehrs und biete gleichzeitig alle verfügbaren Informationen des öffentlichen Verkehrs an. Zweitens sei das Projekt in einer Public-Private-Partnership (PPP) entstanden, zu der fast alle Landkreise und Städte des Ruhrgebiets sowie die Verkehrsunternehmen gehörten. Dieses Finanzierungsmodell hält Krubasik für geeignet, um die erforderlichen Investitionen für ein flächendeckendes Telematik-System in Deutschland aufzubringen.


Einig waren sich die Referenten des Forums darin, dass zukünftig die Kommunikation zwischen Fahrzeugen (Car2Car Communication) und Fahrzeugen und Infrastruktur (Car2Infrastructure Communication) wie Ampeln und Verkehrszeichen zunehmen werde, was die Sicherheit im Straßenverkehr und den Verkehrsfluss verbessern werde. Bereits Erfolg versprechende Anwendungen seien u. a. Warnung des nachfolgenden Verkehrs bei Vollbremsung, Kollisionen an Kreuzungen, Nebel oder Unfällen an unübersichtlichen Stellen. Übereinstimmung herrschte auch darin, dass optimales Routing und Stauvermeidung eine verlässliche Verkehrslageermittlung einschließlich Prognose erfordere. Innovative und kostengünstige Wege zur Verkehrsdatenerfassung z.B. durch Floating Car Data via Car2Infrastructur Communication seien hierzu Vorraussetzung.


Aktuelle Verkehrsinformationen bieten schon heute verkehrsfunkfähige Navigationsgeräte, wenn auch mit deutlich geringerer Informationstiefe als die "Navis" der nächsten Generation. Auch die heutige Technologie erfreut sich bereits großer Beliebtheit. Dem ZVEI zu Folge wurden 2005 in Westeuropa rund 2,5 Mio. Geräte verkauft (+28 Prozent im Vergleich zum Vorjahr), 2010 sollen in Deutschland mindestens 50 Prozent aller neuen Fahrzeuge mit Navigationssystemen ausgerüstet sein.


Der Einsatz von Informationstechnik und Telekommunikation im Verkehrswesen verbindet beispielhaft ökonomischen und ökologischen Nutzen. Die deutsche Automobilindustrie, die ITK-Branche und die Logistikunternehmen sind schon heute in vielen Bereichen Vorreiter und Vordenker. Der Anteil von Elektronik und Software am Fahrzeugwert wird von heute ca. 20 Prozent auf 35 bis 40 Prozent im Jahre 2010 steigen", sagte Heinz Paul Bonn. "Fortschrittliche Fahrzeugtechnik, innovative Verkehrsleitsysteme und die digitale Vernetzung der einzelnen Verkehrsträger sichern Arbeitsplätze, Lebensqualität und letztlich auch den Standortvorteil des Transitlandes Deutschland."


Zitate der Referenten des 3. Deutschen Telematikforums


"Die Aufgabenteilung zwischen öffentlicher Hand und Wirtschaft hat sich bewährt. Der Staat schafft die erforderlichen Rahmenbedingungen für Anwendungen und Betrieb durch Private. Telematik ist ein Erfolgsbeispiel für Public Private Partnership", erläuterte Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee. "Alle Industriegesellschaften investieren in erheblichem Umfang in Infrastrukturen. Mobilität bedeutet individuelle und ökonomische Chancen und ist ein Standortfaktor. Der erfolgreiche Einsatz von Telematik entscheidet damit ganz wesentlich über die Entwicklungsperspektiven Deutschlands. Der Erfolg der Verkehrstelematik wird durch die Entwicklung und praktische Anwendung von Diensten und Dienstleistungen und ihrer Etablierung im Markt entschieden. Wir müssen unsere Technologieführerschaft behaupten und ausbauen. Das muss das gemeinsame Ziel sein und die Bundesregierung wird in diesem Sinne die Telematik auch weiter unterstützen."


Dr. Matthias Ruete, Generaldirektor Energie und Verkehr der Europäischen Kommission: "In den letzten 15 Jahren wurden bedeutende Fortschritte bei der Entwicklung von Informations- und Kommunikationstechnologien im Verkehr erzielt. Wir können mit Stolz sagen, dass die Intelligenten Transportsysteme erfolgreich aus den Phasen der Forschung und Entwicklung in die Phase der Anwendung eingetreten sind. Die wesentlichen Rahmenbedingungen für den Einsatz von ITS im Verkehr befinden sich dabei auf gutem Wege. Hinsichtlich der Interoperabilität sind von der EU für alle Verkehrsträger wesentliche Maßnahmen eingeleitet, u. a. das einheitliche europäische Zugleit- und Sicherungssystem ERMTS sowie eine einheitliche europäische Infrastruktur für das Flugverkehrsmanagement, SESAR. Die erforderliche Normung kann im Interesse der Industrie nur von ihr selbst geleistet werden. Die Einbeziehung potenzieller Verbraucher sollte durch entsprechende Marketinganstrengungen der Anbieter verbessert werden. Ein Hemmschuh ist die starke Fragmentierung der ITS-Aktivitäten. Die EU-Kommission ist bereit, hier eine Moderatoren- bzw. Koordinatorenrolle auf europäischer Ebene zu übernehmen. Dabei sollten alle interessierten Kreise in einer gemeinsamen Bestandsaufnahme zunächst klären, wo genau die Hindernisse für den Einsatz Intelligenter Transportsysteme in der Gemeinschaft liegen."


Dr. Alois Rhiel, Hessischer Verkehrsminister: "Der künftige Mobilitätsbedarf lässt sich nicht allein durch den Bau weiterer Straßen lösen. Die Notwendigkeit, eine hohe Mobilität vorzuhalten, zwang Hessen dazu, neue Wege zu gehen. Dem Stau wurde der Kampf angesagt. Ideen mussten kreiert werden, um dieses Ziel zu erreichen. Das Ziel: Staufreiheit in Hessen bis 2015. Die Regierung nutzte die im Land vorhandenen Ressourcen in Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft, um ein innovatives Verkehrsmanagement aufzubauen. Von Januar 2005 bis heute haben wir zukunftsweisende Projekte zur Verbesserung der Verkehrslageanalyse/-prognose und der Verkehrssteuerung/-information sowie Projekte zur Vermeidung von unfall- und baustellenbedingten Staus, wie z.B. Baustellenmanagement und verbesserte LKW-Sicherheit, z.B. Fahrzeug bezogener Stauwarner in der Erprobung. Intelligente Straßen sollen den Verkehrsfluss optimieren.


Dr. Uwe Thomas, Vorsitzender der Geschäftsführung der Blaupunkt GmbH: "Im Automotive-Bereich schreitet die zunehmende fahrzeugseitige Vernetzung von verkehrstelematischen und Fahrerassistenz-Funktionen mit großen Schritten voran. Und die wachsende Vielfalt an fahrzeugspezifischen und verkehrstechnischen Informationen wird den Arbeitsplatz des Fahrzeugführers nachhaltig verändern. Dies erfordert in Automobilen komfortable Endgeräte für Verkehrstelematik. Dabei gilt es vor allem, die Mensch-Maschine-Schnittstelle stärker gemäß der Anforderung 'sicheres Autofahren' auszurichten. Dazu wiederum bedarf es schnell einer weit reichenden Standardisierung von verkehrstelematischen Basisfunktionen und Schnittstellen - und zwar sowohl in der Infrastruktur als auch bei den Endgeräten."


Hans H. Demant, Geschäftsführung der Adam Opel GmbH: "Opel steht mit seinen Produkten für die individuelle, selbstbestimmte Mobilität und damit für eines der Grundbedürfnisse unserer Gesellschaft. Wir sind uns der hohen Verantwortung bewusst, die damit einhergeht. Unser Ziel ist es deshalb, die Mobilität zu erhalten und mit intelligenten Lösungen einen entscheidenden Beitrag zur Verbesserung der allgemeinen Verkehrssituation zu leisten. Mehr Komfort und Sicherheit bieten hier intelligente Fahrerassistenzsysteme. Es kommt nun darauf an, vorhandene Informationen so aufzubereiten, dass sie einen zusätzlichen Nutzen für den Fahrer bringen. Dabei liegt die Lösung darin, vorhandene autonome Funktionen intelligent miteinander zu vernetzen."


Robert Simmeth, Vorsitzender der Geschäftsführungen DB Telematik / DB Systems: "Innovative Telematik-Lösungen sind im Schienenverkehr der Schlüssel zu mehr Service, Verlässlichkeit und Sicherheit. Als Deutsche Bahn erschließen wir daher die Vorteile moderner Telematik-Systeme für unsere Kunden."


http://www.zvei.org/news oder unter bitkom.org.


Ansprechpartner:


F. Rainer Bechtold
Pressesprecher
ZVEI - Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie e.V.
Stresemannallee 19
60596 Frankfurt
Fon: 069 6302-255
Fax: 069 6302-351
Mail: presse@zvei.org

Stephan Kahl
Pressesprecher
Bundesverband Informationswirtschaft Telekommunikation und neue Medien (BITKOM) e.V.
Albrechtstraße 10
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Fon: 030 27576-119
Fax: 030 27576-51-119
Mail: s.kahl@bitkom.org