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Digitales Recycling 2.0

Fast die Hälfte aller Abfälle werden recycelt, damit ist Deutschland Spitzenreiter in Europa.
susensoftware | 14.11.2012
Bereits die Römer recycelten, indem sie Scherben von Glasgefäßen sammelten und wieder einschmolzen. Kurze Zeit später gab es Lumpensammler, welche brauchbare Materialien sammelten und wiederverwerteten. Während im Mittelalter weniger über die Wiederaufbereitung nachgedacht wurde, wurde die Bevölkerung zur Zeit der Industrialisierung für die Trennung ihres Mülls sogar finanziell belohnt. Oft verdienten sich Kinder mit dem Sammeln und der Abgabe von Wertstoffen ein zusätzliches Taschengeld. Später entstanden sogar spezielle Verbände und Sammelsysteme. So wurde 1961 in der Bundesrepublik der Bundesverband der Deutschen Entsorgungs wirtschaft gegründet. Etwa zur selben Zeit entstand in der DDR das republikweite Sammelsystem SERO für die Sammlung von Abfällen und Wertstoffen. Ab den 1970ern wurden die ersten Gesetze erlassen, welche in ihren detaillierten Vorschriften die Vermeidung, Verwertung und Ablagerung von Abfällen regelten. Ziel war es, Müll zu vermeiden und in den Kreislauf zurückzuführen. In den vergangenen Jahrzehnten rückte das Thema Umweltschutz mehr und mehr in den Vordergrund. So wurden Ministerien für Umweltschutz eingerichtet und 1994 wurde der Umweltschutz in Art. 20 a Grundgesetz fest etabliert.

Heute gibt es zahlreiche Möglichkeiten alte Produkte wiederzuverwerten. Fast die Hälfte aller Abfälle werden recycelt, damit ist Deutschland Spitzenreiter in Europa. So gibt es zum Beispiel Taschen, die aus gebrauchten LKW-Planen, Fahrradschläuchen und Autogurten hergestellt werden. Zur Herstellung dieser Taschen wird kein Rohstoff benötigt, sondern Abfall wiederaufbereitet, welches die Umwelt schont.

Eine weitere Möglichkeit, um Nachhaltigkeit in Unternehmen zu integrieren, ist die Verwendung von gebrauchten Maschinen. Mittlerweile ist es in vielen Unternehmen üblich, gebrauchte Maschinen einzusetzen. So können sie die gute Qualität namhafter Hersteller nutzen und die Maschinen für ein kleines Budget erwerben. Gleichzeit wird Abfall vermieden, Rohstoffe und Energie eingespart und die Umwelt geschont. Dies gilt auch für den Kauf von gebrauchten Mainfraime Computern. Der Handel mit diesen gebrauchten Großrechnern entwickelte sich bereits vor 20 Jahren und war im Bankenumfeld sehr beliebt. Hintergrund dieser Geschäftsabschlüsse waren nicht nur Umweltgesichtspunkte, sondern auch die hohen Kosten, denn damals betrugen die Preise für 512 KB Speicher stolze 10.000 $ und mehr. Bis heute erfreuen sich Transaktionen mit Mainfraime Computern auch international großer Beliebtheit. Hier wurde vorsichtig eine Brücke zur digitalen Welt eröffnet. Aber nun geht’s endlich um Software.

„Das Gesetz der Wirtschaft verbietet es für wenig Geld viel Wert zu erhalten“ ( John Ruskin). „Nur neue Geschäftsmodelle wie der Handel von gebrauchten Softwarelizenzen können den Wettbewerb erzeugen, den es braucht, um Monopole zu verhinden / behindern und Nachhaltigkeit für die Produktkäufer zu gewährleisten.“ (Axel Susen, Geschäftsführer von susensoftware, spezialisierter Händler von gebrauchter Microsoft und SAP Software).

Bei diesem Geschäftsmodell verkaufen Unternehmen ihre, zum Beispiel wegen Umstrukturierung, nicht mehr benötigen Softwarelizenzen an andere Unternehmen. Diese erhalten die Programme und können sie mittels der Lizenzen nutzen. Das bietet den Vorteil, dass die Unternehmen aktuelle Software namhafter Hersteller für einen geringen Preis erhalten. Die weiterveräußerten Softwarelizenzen und Programme belasten nicht die Umwelt, sondern werden weiterhin genutzt. Speziell der Europäische Gerichtshof hat mit seinem Urteil vom 03.07.2012, AZ: C-128/11, entschieden, dass die Weiterveräußerung gebrauchter Software die Urheberrechte des Softwareherstellers nicht verletzt. Dieses Urteil stellte nicht nur ein klares Bekenntnis zur Existenz von online erworbener Software dar, es sendet auch wichtige Signale für mehr Anwender-Freundlichkeit, ein modernes Urheberrecht und das Recycling von Softwarelizenzen, denn in keinem anderen Land gibt es einen so hoch entwickelten Handel mit gebrauchten Softwarelizenzen wie in Deutschland. Die Zeit des Digitalen Recycling 2.0 ist hiermit vom obersten Gericht in Europa gestartet worden.

Die Nutzung von gebrauchten Softwarelizenzen kann in Anbetracht der rasanten Entwicklung der Informationstechnologie und der schnelllebigen Gesellschaft als eine logische Konsequenz betrachtet werden, denn die Weiternutzung dient der Nachhaltigkeit und der Sicherung von Werten. Zugleich kann die Nutzung von gebrauchten Softwarelizenzen als Weiterentwicklung des Recyclinggedankens angesehen werden, denn sie kombiniert die Vermeidung von Abfall und der Einsparung von Rohstoffen und Energie mit der Weiternutzung von Daten namhaften Herstellern zu günstigen Preisen.

Auch die Politik fördert das Recycling. „Spätestens Anfang 2014“, sagt Patrick Wiedemann von der Recycling-Agentur Reverse Logistics Group (RLG), „greift die Direktive der Europäischen Kommission zur Einführung einer Verwertungsquote.“ Ob auch bald Softwarelizenzen von den Herstellern SAP und Microsoft zurückgenommen werden, oder doch besser im freien Markt weiterveräußert werden, das ist derzeit unentschieden. Digitales Recycling 2.0 ist spannend und wichtig für die Zukunft des Recyclingweltmeister´s Deutschland.