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Interne Kommunikation kann für ein Start-Up Leben oder Tod bedeuten

In vielen Start-Ups wird die interne Kommunikation missverstanden, vernachlässigt oder ist sogar unbekannt.
Felipe Pires | 28.08.2013
Interne Kommunikation kann für ein Start-Up Leben oder Tod bedeuten

In vielen Start-Ups wird die interne Kommunikation missverstanden, vernachlässigt oder ist sogar unbekannt. Aber diese Disziplin sollte jedem Gründer am Herzen liegen, da sie die Fortsetzung seines Handels und einer der größten Treiber einer gelungenen Geschäftsstrategie sein kann.



Wie alles anfängt

Jedem Geschäft liegt eine gute Idee zugrunde. Der Gründer, oft allein, hat einen Traum und arbeitet hart, um diesen zu verwirklichen. Er hat Disziplin, Durchhaltevermögen und ein Ziel vor den Augen. So wird aus seiner Idee eine Firma.

Die Firma ist klein, der Gründer arbeitet mit, um seinen Mitarbeitern seine Idee zu verkaufen. Sie müssen einen Traum teilen. Und dabei meistens mit viel Arbeit und wenig Geld motiviert bleiben. Warum sollte es anders sein, wenn die Firma noch größer wird?

Diese erste Zeit, in der der Gründer selbst präsent ist, mit den Mitarbeitern direkt kommuniziert und vorlebt, wie dort gearbeitet wird, wird in der Wissenschaft die „Gründungsphase der Unternehmenskultur“ genannt.


Vom Traum zum Albtraum

Das Unternehmen schreibt nur schwarze Zahlen, die Presse berichtet über die geniale Geschäftsidee, es kommen immer mehr Kunden und Mitarbeiter. Der Traum geht in Erfüllung.

Die Firma braucht daraufhin immer mehr Leute. Sie braucht Experten. Diese bringen zwar die Fachkenntnisse, aber passen sie auch in die Unternehmenskultur? Oder: Wie können sie diese Firmenkultur verinnerlichen? Der Gründer kann nicht mehr überall präsent sein.

Genau an diesem Punkt beginnt der Stern vieler erfolgreicher Start-Ups zu sinken. Experten und Sachbearbeiter kommen ins Team, die nur für sich selbst arbeiten. Und nicht miteinander. Das führt zu internen Streitigkeiten, zur Doppelerledigung von Aufgaben, zu Kommunikationsfehlern und Unzufriedenheit. Alles Sachen, die viel Geld kosten. Und wo bleibt der Traum?


Der Übergang zum nachhaltigen Denken

Ein kleines Start-Up denkt meistens nicht nachhaltig. Und es kann sich so etwas auch nicht leisten. Ob die Gründungsidee Erfolg haben wird, ob nächsten Monat noch Aufträge kommen werden? Hier geht es um den Kampf um Aufmerksamkeit und ums Überleben. Alle Kanäle, die für Sichtbarkeit sorgen, müssen permanent eingeschaltet werden; ausgegeben wird nur für Wachstum. Und wenn es nicht klappt, kann man immer noch mit wenigen „Verletzungen“ mit einer anderen Idee neu beginnen.

Jedoch wachsen mit dem Unternehmen auch die Herausforderungen. Dauerhaft kann ein Betrieb nur erfolgreich bleiben, wenn er nachhaltig arbeitet: Die Unternehmenskultur
erarbeiten, konsequent weitergeben und vorleben, strukturiert neue Mitarbeiter integrieren, Ziele und Träume fließend und effektiv kommunizieren.

Es gibt vielleicht schon Konkurrenz, manche Kunden beschweren sich. Das Unternehmen muss sich von der Masse abheben und von innen nach außen funktionieren, sonst drohen Imagekratzer, Shitstorms, hohe Fluktuations- und Krankenquoten und weitere Schäden, die nicht mehr durch Marketingoffensiven zu beseitigen sind.


Was ist die Lösung?

Die Lösung ist und bleibt dieselbe wie am Anfang: eine (gelebte) Unternehmenskultur, Mitwirkung an den Geschäftszielen, ein Sinn hinter der täglichen Arbeit, eine offene, fließende und transparente Kommunikation. Nur im größeren Rahmen.

• Eine klare Unternehmenskultur muss erarbeitet oder erkannt werden
• Die Unternehmenskultur muss von allen verinnerlicht und gelebt werden
• Neue Mitarbeiter müssen strukturiert in die Unternehmenskultur integriert werden
• Die Mitarbeiter müssen wissen, wo die Reise hingehen soll und was sie dafür tun können
• Die Mitarbeiter müssen die großen Ziele gemeinsam erreichen wollen.


Was kann die interne Kommunikation dazu beitragen?

Als rechte Hand der Geschäftsführung soll die interne Kommunikation genau das tun, was der Gründer am Anfang tat: den Mitarbeitern klar machen, warum sie da sind.
In enger Zusammenarbeit mit der Abteilung für Human Resources wird die Unternehmenskultur übersetzt und schrittweise festgelegt. Während die Personalabteilung sich überwiegend um die Neuzugänge kümmert (gern mit der Unterstützung der IK), trägt die interne Kommunikation die Verantwortung für die Weitergabe der Werte, der Ziele, der Vision und der zeitnahen Informationen. Von oben nach unten und von unten nach oben!


Wo gehört die interne Kommunikation im Unternehmen hin?

Ein großer Fehler, den viele Unternehmen begehen, ist, die interne Kommunikation beim Marketing zu lassen. Auf der einen Seite haben die Marketingabteilungen erfahrungsgemäß sowieso bereits viele andere Aufgaben, die sie erledigen müssen, die dringend sind und bei denen es sich tatsächlich um Marketing handelt.

Auf der anderen Seite ist das oberste Gebot des Marketing,, Umsatz zu generieren. Und die interne Kommunikation liegt am anderen Ufer des PUK (Profit = Umsatz – Kosten). Es passt einfach nicht in das Konzept des Marketings. So wird die IK oft vernachlässigt und verursacht viele Schäden.

Interne Kommunikation ist Chefsache. Nur der CEO kann die interne Kommunikation steuern, denn nur der CEO kann die Firma selbst steuern. Das oberste Ziel der IK ist, die Mitarbeiter mit der Unternehmensstrategie abzustimmen und die Geschäftsziele herunterzubrechen, sodass sie für jeden Mitarbeiter im Arbeitsalltag verständlich werden.

Also setzt sich das ROI der internen Kommunikation (niemals allein, aber zuverlässig nach mehreren Studien) aus Mitarbeiterzufriedenheit, erhöhter Produktivität, Fehlerminimierung und bewusster Kostenersparnis zusammen. Und wer würde seine Ressourcen dafür einsetzen: der CEO oder der CMO?


Letzter Tipp: Menschen statt Texte


Wer denkt, interne Kommunikation sei die in regelmäßigen Abständen erfolgende Vermittlung von (guten) Nachrichten an die Mitarbeiter, der irrt sich gewaltig. Die Kommunikation wird von Menschen betrieben, und zwar Tag für Tag.

Die modernen Technologien kommen uns zum Glück zu Hilfe und erleichtern in vielen Aspekten die Kommunikation, doch keine von ihnen konnte die face-to-face-Methoden ersetzen.

• Ein (strukturiertes) Meeting ist besser als eine Rundmail
• Ein Workshop ist besser als ein Blatt mit SOPs
• Und: Taten sind besser als Worte

Sorgen Sie für eine offene (von oben nach unten, unten nach oben und auf derselben Ebene), fließende (wo Informationen fehlen, da wachsen die Gerüchte) und transparente (die Wahrheit wird früher oder später bekannt und Glaubwürdigkeit und Vertrauen sind, was zählt) Kommunikation und sie werden kaum Probleme lösen müssen. Ihre Mitarbeiter werden es schon selbst tun.