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Ideenklau ist kein Kavaliersdelikt

Lassen wir doch einfach einmal drei Agenturen antanzen, Top-Ideen präsentieren, suchen uns den besten Ansatz raus und machen es dann inhouse selber.
Holger Bartl | 09.04.2014
Perfekte Vorgehensweise. Spart viel Geld und wir haben keine Arbeit. So soll es sein.

Nein. So soll und darf es eben nicht sein. Doch leider die Realität. Ja, fast schon ein Sport ist es geworden. Und wir Betroffenen fragen uns, warum ist das eigentlich so? Liegt es an uns? Wehren wir uns nicht genug? Warum sind wir so wenig dagegen gesichert? Verstehen wir unsere Kunden nicht mehr? Agenturgeschäft ein Auslaufmodell?

Oder sind es die handelnden Personen in den Unternehmen, die anscheinend so stark unter Druck stehen, dass sie gar nicht anders können? Ist die Unternehmenskultur schuld? Die fehlenden Absprachen untereinander? Wissen die einladenden Damen und Herren überhaupt, was Sie wollen? Briefing? Quatsch. Brauchen wir nicht, denn dann müssten wir uns ja vorher mit dem Thema beschäftigen. Dafür haben wir nun wirklich keine Zeit! Vielleicht aber auch sind die immer jünger werdenden Entscheider schuld und aufgrund der gesellschaftlichen Entwicklung und ihrer Erziehung nicht mehr in der Lage, „Geistiges Eigentum“ zu respektieren. Ist nicht alles irgendwie gläsern und über das Netz zu beziehen? Anonymität, keine Auseinandersetzung mehr mit Inhalten. Na also. Warum sich Gedanken machen? Die Agenturen ziehen doch sowieso alles nur aus der Schublade und wollen viel zu viel Geld für alte „Hüte“. Tragen nicht alle die schwarzen Rollkragenpullover und fahren Porsche?

Ist das so? Muss man das verstehen und hinnehmen? Ich meine nein. Natürlich gibt es immer Agenturen, schwarze Schafe, die alte Konzepte für überzogenes Geld anbieten. Aber das sind aus meiner Sicht die wenigen Ausnahmen. Vielmehr ist es heute so, dass kein Kunde mehr etwas von der Stange haben möchte. Jede Ausarbeitung einer Idee muss der strategischen Ausrichtung der Marke folgen.

Es steckt also in jeder Ideenfindung immer viel Arbeit, Kreativität und Know-how. Und das alles soll nichts wert sein?

Wir machen da nicht mehr mit. Stellen Sie uns doch einmal fünf ausgearbeitete Ideenkonzepte vor. Dann schauen wir mal. Nein, nein und nochmals nein. Sie bekommen keine fünf ausgearbeiteten Konzepte, besten Falls zwei oder drei Ideenansätze. Und wenn wir etwas ausarbeiten sollen, dann kostet das Geld. So einfach ist das. Wir müssen lernen und den Mut haben, unsere Kunden zu erziehen und notfalls auch einmal Aufträge ablehnen. Ich will mich nicht permanent ärgern und davon Bauschmerzen bekommen.

Kreativität ohne Preis gibt es nun mal nicht.

Ihr Holger Bartl
feinefluchten