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Finanzierung durch Kryptowährungen: ICOs made in Germany

Kryptowährungen noch immer am Boden. Spannende Ideen mitfinanzieren. Vorsicht ist geboten.
Kerstin Dreesen | 28.11.2018
Finanzierung durch Kryptowährungen: ICOs made in Germany © Łukasz Stefański / 123RF
 
Nachdem Kryptowährungen lange Zeit ein Nischendasein geführt haben, waren sie in den vergangenen zwölf Monaten mehrfach ein großes Thema in den Medien. Ende 2017 hatte die Wertsteigerung von Bitcoin & Co. schwindelerregende Ausmaße erreicht, dass sich viele Anleger dachten: Habe ich hier etwa eine Chance verpasst, ein Vermögen aufzubauen? Kurze Zeit später der Crash und die Erkenntnis: Man muss nicht jeden Trend mitmachen.

Kryptowährungen noch immer am Boden


Trotz des massiven Kurseinbruchs, von dem sich die Bitcoin & Co. bislang nicht erholen konnten, kommen immer neue Token auf den Markt für Kryptowährungen - durch ICOs, also Initial Coin Offerings. In der Regel wollen die Firmen mit der Erstplatzierung neuer Währungen Geld einsammeln, um zu wachsen und ohne Geschäftsanteile abgeben zu müssen, wie es bei klassischen Finanzierungsrunden mit Venture Capital der Fall ist. Ist ihre Geschäftsidee ein Hit, steigt auch der Wert der vom ICO ausgegebenen Kryptowährung.

Freilich gab es auch Gewinner, aber die mussten - wie immer bei hochspekulativen Anlageformen - zum richtigen Zeitpunkt ein- und wieder ausgestiegen sein. Aktuell liegt der Wert eines Bitcoins bei rund 5.600 Euro und hat damit seit dem Allzeithoch im Dezember letzten Jahres rund zwei Drittel verloren. Doch wer vor Oktober 2017 gekauft und den Crash ausgesessen hat, ist noch immer im Plus.

Spannende Ideen mitfinanzieren


Auch in Deutschland gibt es Firmen, die diesen Weg gehen. Einige davon sind durchaus spannend und einen Blick wert. Dazu gehört beispielsweise der OiCOiN. Dahinter steckt das Osmium Institute. Es erforscht Osmium, das seltenste und dichteste Edelmetall der Welt. Der Rohstoff ist giftig, doch ein Kristallisationsprozess ändert das. Das Osmium Institute hat ihn entwickelt und das Patent darauf. Niemand sonst kann Osmium ungiftig machen. Einen Presale und zwei Verkaufsrunden für den OiCOiN gab es bereits, der auf der Ethereum-Blockchain basiert. Tokenbesitzer werden am weltweiten Osmium-Umsatz beteiligt.

Ein weiteres ICO aus Deutschland ist TrustedCarsFlex. Hier soll der Trend zum Carsharing auf eine neue Ebene gehoben werden. Die Idee: Fahrzeuge von Autohäusern mieten. Der Nutzer geht dabei keine langfristigen Verträge ein und kann das Auto solange fahren, wie er es benötigt. Weil TrustedCars bereits Erfahrungen mit dem Thema Fahrzeugvermittlung hat, ist bereits ein großes Netzwerk an Partnern vorhanden.

Da wohl erste deutsche Initial Coin Offering war Wysker. Ende 2017 kam das Unternehmen mit der Ankündigung um die Ecke, das Onlineshopping zu revolutionieren. Firmen können mit den erworbenen Wys Token ihre Produkte auf der Plattform präsentieren, Endkunden mit den Coins Rabatte erhalten. Die Waren werden im Schnelldurchlauf angezeigt und der Kunde entscheidet, ob er sie sich näher anschauen möchte. Bei Kaufinteresse wird er zum eigentlichen Shop weitergeleitet.


Vorsicht ist geboten


In innovative Geschäftsideen zu investieren klingt zunächst weniger riskant als der direkte Kauf von Kryptowährungen. Eine sichere Sache sind ICOs dennoch nicht. Die Wirtschaftsprüfer von EY haben die Entwicklung der Unternehmen über einen längeren Zeitraum beobachtet.

Das Ergebnis: Ein Großteil der ICOs hat auch Monate nach dem Crypto Crowd Funding kein funktionierendes Produkt auf dem Markt. Letztendlich ist es wie bei den meisten Start-Ups: Die Frühphasenfinanzierung ist immer hochriskant und eigentlich nur etwas für Venture Capital-Profis - und das sind in der Regel keine Privatpersonen.