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7 1/2 Tipps für eine perfekte Videokonferenz

In diesen Zeiten sind Videokonferenzen unerlässlich. Doch auch für Speaker auf einem Summit sowie Moderatoren sind diese Tipps Gold wert.
Anja Lange | 14.04.2020
7 1/2 Tipps für eine perfekte Videokonferenz © Pexels / Alex Andrews
 

Euch steht eine Online Videokonferenz bevor? Ihr sprecht als Speaker*in auf einem Online Summit oder leitet dieses sogar als Moderator*in? Oder ihr nehmt (wie wir alle momentan) an einem Video Meeting teil? Dann sind meine 7 1/2 Tipps genau das Richtige für euch!

Als Moderatorin stehe ich regelmäßig vor der Kamera und beschäftige mich daher schon lange intensiv damit, wie wir dabei auf andere wirken. Außerdem gebe ich dieses Wissen in Vorträgen und Einzeltrainings zum Thema Auftreten und Präsentieren weiter.

Viel Spaß beim Lesen, Lernen und Umsetzen!

1. Kleidung 


So gemütlich der wuschelige Kuschelpulli und die Jogginghose auch sein mögen, bei einer Videokonferenz im geschäftlichen Bereich haben diese nichts verloren. Kleidet euch so wie auch für’s Büro oder ein analoges Meeting. Ihr werdet meistens vor der Kamera stehen (oder auch sitzen - dazu mehr im nächsten Tipp) und hier gelten einige Besonderheiten: Tragt neutrale Kleidung, die nicht vom inhaltlichen ablenkt. Genau wie im Fernsehen gilt es, keine kleinkarierten oder stark gemusterten Oberteile zu tragen. Kameras mögen das nicht (der professionelle Ausdruck hier lautet Interferenzbildung) und ein flackerndes Bild lenkt andere Teilnehmer*innen von eurem Inhalt ab. Für Frauen gilt es zudem, auf einen großen Ausschnitt oder nackte Schultern zu verzichten. Das Tragen von klimperndem Schmuck kann außerdem sehr störend sein. Auch eventuelle Ohrringe sollten auf die Wahl des Kopfhörers abgestimmt sein (mehr dazu in Tipp 4).

2. Sitzen oder Stehen?


Bei einem Videocall mit Kolleg*innen oder Geschäftspartner*innen sitzt ihr am Besten auf einem Stuhl. Vermeidet es auf der Couch zu lümmeln und den Laptop auf den Knien abzustellen. Nehmt euch für die Zeit der Webkonferenz am besten einen stabilen, nicht drehenden Stuhl, ohne zu hohe Lehne. Soll heißen: Ein klassischer Bürostuhl mit Rollen verführt euch dazu hin und her zu drehen und die hohe dunkle Lehne hinter euch wirkt..wie soll ich es ausdrücken... etwas bedrohlich.

Seit einiger Zeit werden immer mehr Konferenzen digital durchgeführt. Die Teilnehmer*innen schalten sich in einen virtuellen Raum und verfolgen die Inhalte über ihren Bildschirm, ohne selbst gesehen oder gehört zu werden. Wenn du Speaker*in oder Moderator*in eines solchen Summits bist, dann liegt die komplette Aufmerksamkeit auf deinem Bild. Ich persönlich rate dazu den Vortrag im Stehen zu halten. Genau wie bei realen Keynotes wirkst du so souveräner, fühlst dich selbstsicherer und kannst mit deinen Händen gestikulieren (schaue dazu in Tipp 6). Ich höre schon eure Einwände! “Das passt nicht!”. “Die anderen sitzen doch auch.” “Ich kann doch nicht die ganze Zeit stehen.” Ja, ihr habt vielleicht Recht, aber bei manchen Themen und Vorträgen kann ein stehend gehaltener Vortrag wirklich sehr förderlich sein. So zum Beispiel bei einem Coaching zu Stimme und Körperhaltung. Hier macht ihr vielleicht Übungen mit euren Teilnehmer*innen und müsst euch bewegen. Ihr habt es selbst in der Hand. Nur weil alle anderen sitzen, könnt ihr ja stehen. So bleibt ihr definitiv in Erinnerung.

3. Hintergrund 


Wie oft habt ihr euch bei Video Calls mit Kollegen im Home Office schon versucht vorzustellen, wie wohl der Raum, in dem er oder sie gerade sitzt wohl aussieht? Oder wart abgelenkt von den Familienbildern oder den Büchern im Regal hinter eurem Gesprächspartner? Vielleicht lief auch eine süße Katze durchs Bild oder der Partner? Na, erwischt?! Ich bin mir sicher fast jeder und jede von euch hat solche oder ähnliche Situationen bereits erlebt. Um professionell zu wirken, solltet ihr also bei der Wahl des Raumes auf den Hintergrund achten. Am besten eine neutrale Wand mit ausgewählten Bildern, die nicht ablenken. Wenn ihr eine Konferenz organisiert und moderiert, dann hängt doch das Logo oder ein Plakat von der Konferenz hinter euch.

Das Licht spielt natürlich ebenso eine große Rolle. Achtet auf eine gute Ausleuchtung, am besten befindet sich das Fenster vor euch oder leicht seitlich. Abends schaltet ihr möglichst viele Lichter an, natürlich ohne das Bild zu überstrahlen.

4. Kamera & Ton 


In Zeiten von Insta-Stories und FaceTime wissen die meisten von euch wie das Smartphone am besten ausgerichtet wird, damit das Gesicht möglichst schmeichelhaft wirkt. Trotzdem kennen wir Videokonferenzen, bei denen die Kamera des Gesprächspartners weit unterhalb des Gesichts steht und damit mehr Kinn als alles andere zu sehen ist. Bei professionellen Online-Meetings müssen wir das vermeiden, weil wir überzeugen wollen.

Wenn ihr keine externe Webcam habt, sondern die integrierte eures Laptops nutzt, dann baut euch ein paar Bücher darunter, damit die Kamera mittig auf Augenhöhe positioniert ist. Am besten mit etwa einer Armlänge Abstand. Versucht möglichst wenig auf euer eigenes Bild zu schauen, sondern lieber direkt in die Kamera oder in die Mitte des Bildschirms.

Vor allem zuhause kann es passieren, dass viele Nebengeräusche entstehen. Euer Partner hantiert in der Küche, Kinder rufen im Hintergrund oder der Hund bellt. Versucht möglichst allein in einem abschließbaren Raum zu sein. Wenn dies nicht gelingt sprecht kurz mit euren Lieben zuhause, dass ein wichtiger Call ansteht. Moderne Technik kann Umgebungsgeräuschen weitestgehend ausblenden. Nutzt gerne Kopfhörer für eine bessere Soundqualität. Allerdings empfehle ich euch, bei einem Online Summit

kabellose In-Ear-Hörer zu nutzen. So wirkt ihr natürlicher, also wie bei einer realen Konferenz. Ihr könnt aufstehen und seid nicht an euren Laptop “angehängt”. Stellt den Ton nicht zu laut und nicht zu leise, sonst könnte ein nerviges Echo bei den anderen Teilnehmern entstehen.

5. Sprechen & Stimme 


...was mich automatisch zum Thema Sprechen bringt...Nur weil ihr euch nicht persönlich gegenüber sitzt, gibt es keinen Grund lauter oder leiser in die Kamera zu sprechen. Sprecht ganz normal und fragt notfalls nach, ob ihr gut zu verstehen seid.

Eure Stimme ist genauso wie euer Körper ein wichtiges Instrument, um eure Themen und Inhalte überzeugend nach außen zu tragen. Sie drückt aus wie ihr euch gerade fühlt. Wenn ich den ganzen Tag zuhause im Home Office arbeite und plötzlich einen wichtigen Anruf habe, dann bereite ich mich blitzschnell darauf vor, damit die Stimme wach, überzeugend und stark klingt. Das geht in Sekundenschnelle und kann jede*r von euch machen: Ihr atmet durch den Mund aus und lasst dabei die Lippen flattern. Wie ein schnaubendes Pferd. Dann kreist ihr eure Zunge innerhalb des Mundes in alle Ecken. Noch ein paar Grimassen schneiden, um die Gesichtszüge zu locker und dann gähnt ihr in aller Genüsslichkeit. Das öffnet den Rachenraum. Aber Vorsicht: Eure Kamera sollte dabei noch ausgeschaltet sein! :) Um kurz vor dem Sprechen eure natürliche Stimmlage zu finden und gerade bei eventueller Nervosität in der für euch richtigen Tonlage (die sog. Indifferenzlage) zu sprechen, stellt euch euer Lieblingsessen vor: Mmmmmhhhh! Ja genau dieser Laut oder auch ein zustimmendes “Mhm”, wie beim Zuhören - das ist EURE entspannte Sprechstimme, mit der ihr überzeugend loslegen könnt.

6. Körpersprache 


Eure Körperhaltung hat in dem begrenzten Ausschnitt der Kamera eine noch viel größere Wirkung als live. Zusammengesackt auf eurem Stuhl wirkt ihr nicht sehr überzeugend, also sitzt aufrecht und aktiv. Achtet außerdem auf eure Mimik beim Zuhören. Auch wenn ihr vielleicht etwas gelangweilt seid oder gerade etwas an eurem Laptop nachschaut, sollte man euch dies nicht anmerken. Auch der Blick auf’s Smartphone fällt auf, auch wenn er euch noch so unauffällig erscheint.

Beim Sprechen könnt ihr genau wie im realen Leben eure Hände benutzen. Beachtet jedoch, dass eure Gesten nicht zu groß sind und nicht über oder unter den Bildschirm hinausgehen. Auch zu schnelles Gestikulieren funktioniert bei Video nicht.

Sowohl beim Sitzen als auch beim Stehen gilt: stellt euch vor, ihr habt einen Scheinwerfer auf der Brust und richtet diesen direkt in die Kamera.

7. Umgang mit Störungen

“Das Bild ist weg!”; “Ich höre nichts.” Jemand läuft durch das Bild. Eine Katze springt auf den Schoß. Wir alle kennen zumindest eine dieser Situationen. Vor allem technische Probleme können jede Online-Konferenz ins Straucheln bringen.

Egal, um welchen Störfaktor es sich handelt, es gilt: Störungen haben Vorrang! Nehmt sie wahr, sprecht kurz offen darüber und dann geht es weiter. Und wie auch vor Live-Konferenzen: Testen ist das A & O!

7 1⁄2. Tipp

Ihr fragt euch bestimmt schon die ganze Zeit, was es nun mit diesem ominösen halben Tipp auf sich hat?

Nun, ihr solltet nicht gleich alle Regeln der Face-to-Face Kommunikation vergessen, bloß weil man auf einmal nicht mehr persönlich miteinander spricht. Lasst eure Gesprächspartner ausreden, nehmt euch Zeit und wertschätzt die Beiträge der Anderen. Gerade in diesen Zeiten haben wir davon ja mehr als sonst...

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Über Anja Lange

Moderation vor allem bei Veranstaltungen in der Film-, Medien- und Marketingbranche