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Aktuelle Studie: Corporate Blogging

Im Vergleich zu anderen Ländern spielen Weblogs in Deutschland eine noch geringe Rolle/Qualitative Erwartung an Corporate Blogs ist hoch/Umfangreiche Studie von Proximity Deutschland
Michael Schipper | 12.10.2005
Gut jeder vierte Konsument in Deutschland weiß inzwischen, was ein Weblog ist. Doch nur eingefleischte Weblog-Fans nutzen den Kanal zur Informationsbeschaffung und Meinungsbildung. An Interaktivität sind User weniger interessiert. Corporate Weblogs werden von Weblog-Usern nicht unbedingt erwartet. Wenn ein Unternehmen jedoch über ein Corporate Weblog verfügt, ist der Anspruch der User an die Qualität der Seite sehr hoch. So lauten die Kernergebnisse einer aktuellen und qualitativen Studie von Proximity Deutschland, der internationalen CRM-Agentur der BBDO-Gruppe. Im März 2005 wurden über 2.700 Internetnutzer im Alter von 14 bis 65 Jahren nach ihrem Umgang mit Weblogs befragt.

Weblogs, also regelmäßig aktualisierte Websites mit informativen und persönlich geprägten Beiträgen zu bestimmten Themen, sind im Ausland – allen voran in den USA – ein Massenphänomen. Derzeit gibt es in den USA bereits über 10 Millionen Weblogs. Großunternehmen wie SAP, Sun, Microsoft, Google und General Motors nutzen das Medium schon in größerem Umfang. Auch in Europa sind Weblogs auf dem Vormarsch. In Deutschland schätzt man eine momentane Verbreitung von ca 150.000 Weblogs. Tendenz: weiter steigend. In Deutschland ist der Markt zur Zeit noch geprägt von privaten und journalistischen Weblogs. Viele Unternehmen sind noch unsicher, ob und wie sie mit dem Thema Corporate Blogging umgehen sollen.

Immerhin jeder vierte deutsche Internet-User (27%) weiß, was man unter dem Begriff Weblog beziehungsweise Blog versteht. 41% dieser Gruppe lesen regelmäßig Weblogs – also insgesamt jeder Zehnte. 4% schreiben eigene Blogs und 8% haben bereits konkrete Pläne, ein eigenes Weblog zu starten. Beruflich nutzen nur 1% das Medium.

Die Ergebnisse im Detail

Bei den Themen Informationssuche und Meinungsbildung werden E-Mail-Newsletter (81%), andere Websites (75%) und Diskussionsforen (68%) bei Weblog-Kennern momentan noch wesentlich intensiver genutzt als Weblogs. Bei Internet-Usern allgemein zeichnet sich die gleiche Rangfolge ab. E-Mail-Newsletter nutzen sie mit 71%, es folgen andere Websites mit 64% und Diskussionsforen mit 44%. Eklatant unterschiedlich ist die Nutzung von Weblogs. Während Internet-User nur zu 8% dieses Medium nutzen, beziehen Weblog-Fans immerhin mit 42% ihre Informationen und Meinungen über diese speziellen Websites. Bei Webblog-Usern spielen Blogs somit als flankierende Informationsquelle schon eine relevante Rolle.







54% der Weblog-Nutzer bilden sich aufgrund dieser Seiten eine Meinung über ein Produkt, eine Marke und ein Unternehmen. 53% von ihnen haben aufgrund von Blogs schon mit anderen über die Seite diskutiert. Und über die Hälfte der Weblog-Fans (51%) besucht aufgrund von Weblogs gezielt Unternehmens- und Produktseiten.

Als Grund, warum sie Weblogs lesen, nannten 68% der User, daß sie sich über die neuesten Trends, News und Meinungen informieren wollen. Weit über die Hälfte (58%) gab an, in Weblogs Informationen zu bekommen, die sonst nirgends zu finden sind. Und 57% zeigten Interesse an der persönlichen Meinung des Autors. Weniger als die Hälfte der Web-Nutzer (43%) ist allerdings an Diskussionen interessiert.

In Sachen Funktionalität nutzen Weblog-User weniger die interaktiven Möglichkeiten. Ein hoher Informationsgehalt der Seiten ist für sie weit wichtiger als Interaktivität und Diskussionen. 77% der Weblogger selektieren nach bestimmten Themen und Kriterien, die gleiche Anzahl von Usern nutzt die Suchfunktion, 69% die Kommentarfunktion. Über die Hälfte nutzt Download-Möglichkeiten (54%), 53% lassen sich sogar per E-Mail bei einem neuen Eintrag benachrichtigen.

Die Erwartungen der Weblog-Nutzer an private und an Corporate Weblogs sind zwar relativ ähnlich. Bei Corporate Weblogs wird jedoch der Maßstab an die Qualität der Weblogs noch mal deutlich höher gelegt. So halten es 95% aller Weblog-User für wichtig, daß die Corporate-Seiten regelmäßig aktualisiert werden. 91% erwarten von Unternehmens-Weblogs eine schnelle und angemessene Reaktion auf Fragen und Kommentare. Über 90% wollen eine klare Kennzeichnung von freien beziehungsweise kommerziellen Angeboten. Über 84% halten einen freien Zugang zum Corporate Weblog für wichtig. Nur 60% der Weblog-Nutzer erwarten jedoch überhaupt ein eigenes Corporate Weblog. Wichtiger finden die Weblog-Fans, daß Unternehmen Weblogs zu ihrer Marke und ihren Produkten beobachten und auf Fragen und Kommentare offen reagieren (in beiden Fällen über 90%). Weblogs für interne Kommunikation einzusetzen, hält über die Hälfte (55%) für relevant.

Fazit:

·Deutschland steckt in puncto Weblogs noch in den Kinderschuhen.
·Das Thema gewinnt jedoch zunehmend an Bedeutung.
·Internet-User nutzen Weblogs flankierend zu anderen Informationsquellen.
·Die Erwartung an die Qualität der Corporate Weblogs ist hoch. Unternehmen, die eigene Weblogs starten, tun also gut daran, in die Qualität der Inhalte zu investieren und Weblogs professionell umzusetzen.
·Transparenz ist ein wichtiges Thema für die Weblog-Community. Es zeigt sich eine gewisse Grundskepsis gegenüber kommerziellen Weblogs. Um so wichtiger ist es für Unternehmen, offen, transparent und authentisch mit ihren Weblogs umzugehen.
·Mit dem Weblog steht Unternehmen ein flexibles, kostengünstiges und durch individuelle, persönliche Kommentare geprägtes Tool zur Unternehmenskommunikation – nach innen und außen – zur Verfügung.
·Als Start in das Thema sollten Unternehmen, relevante und unternehmensfremde Weblogs beobachten und dort auf Kritik und Fragen angemessen reagieren.
·Im nächsten Schritt ist die aktive Betreibung eines eigenen Weblogs empfehlenswert. Dabei muß ein Unternehmen entscheiden, ob das Weblog situativ, permanent, intern oder extern eingesetzt werden soll.
·In jedem Fall muß ein Weblog branchenspezifisch sein und zur Unternehmenskultur passen.


„Auch wenn zur Zeit die Erwartung an eigene Corporate Blogs noch nicht so hoch ist, wird sich diese Haltung mit Sicherheit mittelfristig auch in Deutschland stark ändern. Was bedeutet, daß Unternehmen sich frühzeitig und professionell mit dem Thema Weblogs auseinandersetzen müssen. Weblogs lassen sich nämlich sinnvoll für den Dialog mit den unterschiedlichsten Zielgruppen wie Konsumenten, Kunden und auch Mitarbeiter nutzen“, kommentiert Martin Nitsche, CEO von Proximity Germany, die Ergebnisse der Studie.



Der Studien-Steckbrief

Im Auftrag von Proximity Germany befragte OMD online im März 2005 2.793 Internet-User im Alter von 14 bis 65 Jahren zu ihrem Umgang mit dem Thema Weblogs. Abgerundet wird die Studie durch eine Befragung von Experten und Entscheidern aus Großunternehmen.



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