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Corporate Blogs

Business Blogs bieten neue Chancen in der Online-Kommunikation. Immer mehr Unternehmen nutzen Blogs, um auf ihre Themen aufmerksam zu machen.
Klaus Eck | 14.10.2005
Kleine und mittelständische Unternehmen haben in ihrer Pressearbeit inzwischen manchmal das Problem, dass sie nur noch selten in den Medien auftauchen, weil ihre Themen zu speziell sind oder nicht den Bedürfnissen der Massenmedien entsprechen. Sicher liegt es auch daran, dass die Zahl der Publikationen und deren Umfänge in einigen Branchen zurückgegangen ist. Das macht die Unternehmenskommunikation gerade für Mittelständler schwer. Doch jetzt gibt nach Ansicht von Experten neue Chancen für eine effektive Unternehmenskommunikation, von der auch Mittelständler profitieren können: Wer selbst ein Online-Journal einrichtet, kann dadurch schnell und effizient auf sich und seine Themen aufmerksam machen.

Mit dem Weblog können große wie kleine Unternehmen ihre Kunden zielgruppengerecht ansprechen. Durch diese Form der Online-Kommunikation erreichen Weblogs außerdem Journalisten, die die Blog-Inhalte bei einer Online-Recherche entdecken und für ihre Arbeit nutzen.

Den direkten Draht zum Kunden möchte Friederike Ahlers nicht mehr missen. Ende Juni hat ihr Arbeitgeber - der Tiefkühlkosthersteller Frosta - ein Corporate Blog gestartet, in dem mehr als zehn Mitarbeiter ein gemeinsames Online-Tagebuch führen. „Jeden Tag erzielen wir rund 2.500 Zugriffe auf unserem Frosta-Weblog – und das mit steigender Tendenz“, freut sich die PR- Verantwortliche und Leiterin des Blog-Projekts. Am meisten überrascht hat sie, wie positiv das Frosta-Blog in der Bloggerwelt aufgenommen worden ist. „Statt negativer Kommentare oder Spam-Beiträge, erhalten wir auf jeden veröffentlichen Beitrag im Durchschnitt zehn Kommentare, die sich mit unserem Unternehmen und unseren Produkten auseinandersetzen. Das ist mehr als wir erwartet haben. Denn im Vergleich zu anderen Corporate Blogs auch in den USA ist schon sehr viel.“

Dem Frosta-Blog ist es gelungen, eine Fan-Gemeinde zu finden. In dem Weblog heißt es sehr deutlich: „Wir möchten auf diese Weise offen, ehrlich und aus erster Hand über die Marke FRoSTA berichten und mit Ihnen über aktuelle Themen aus dem Bereich Ernährung diskutieren. Frostas "Blogger" kommen aus den Abteilungen Forschung und Entwicklung, Produktion, Einkauf, Marketing, Verbraucherservice, Öffentlichkeitsarbeit und der obersten Geschäftsleitung. Alle "Blogs" sind unzensiert und ungefiltert.“

Ursprünglich ist der Begriff „Weblog“ aus den Worten „Web“ und „Log“ entstanden – und dem Logbuch verwandt. In den meisten Online-Journalen werden jeden Tag chronologisch Texte eingestellt, die meistens eher privater Natur sind. Laut einer Studie des Pew Internet & American Life Projects gehören Blogs in den USA als Informationsquelle längst zum Mainstream. So sollen bereits 32 Millionen Amerikaner regelmäßig Weblogs lesen. Immerhin 11 Millionen US-Bürger bloggen sogar selbst. Die Zahl der Blogs soll weltweit laut Perseus Development Corp. allein in den ersten drei Monaten des Jahres 2005 um 10 Millionen zugenommen haben. Die US-Marktforscher gehen in ihrer Analyse davon aus, dass es zurzeit 31,6 Millionen gehostete Weblogs in aller Welt gibt. Bis zum Jahresende erwartet das Institut sogar 53,4 Millionen Blogs.

Im Vergleich dazu gilt Deutschland eher als Entwicklungsland. Zuverlässige Zahlen gibt es zwar nicht, aber die Schätzungen der Marktanalysten variieren zwischen 70.000 und 280.000 Weblogs in Deutschland. Entscheidend ist hierbei eher die rasante Entwicklung der vergangenen Monate und die Zahl der täglichen Veröffentlichungen, die zurzeit bei rund 7.000 liegt. Es gibt inzwischen mehr als 100 Blogs, die sich allein mit der Bundestagswahl auseinandersetzen.

Kein Wunder also, dass man heute bei einer beliebigen Online-Recherche immer häufiger auf Weblogs stößt. Je beliebter deren Inhalte sind, desto mehr Links ziehen sie in der Regel auf sich. Das verbessert das Google Ranking einer Website und führt dazu, dass die Inhalte prominent bei einer Suche erscheinen. Das gegenseitige Verlinken wird dadurch erleichtert, dass jeder einzelne Blog-Beitrag einen eigenen Link hat: den so genannten Permalink. Dieser verweist immer auf denselben Beitrag und gewährleistet, dass die Web-Adresse ständig erreichbar ist. Unter der URL wird der gesamte Beitrag mit allen Kommentaren und weiteren Infos angezeigt. Permalinks sind sehr praktisch, weil sich die Artikel mit „ständiger Web-Adresse“ sehr leicht via Copy and Paste verlinkt werden können.

Daraus resultiert ihre besondere Bedeutung in der Online-Kommunikation. Denn mit Hilfe eines Corporate Blogs können sich Unternehmen in ihren Themenfeldern sehr gut positionieren und auf ihre Kompetenzen verweisen. „Sind die Beiträge gut geschrieben, unterhaltsam und informativ, spricht sich das herum und führt zu einer größeren Verlinkung des Online-Angebots, was sich wiederum im Google Ranking positiv auswirkt“, erläutert der Münchner hhS-Geschäftsführer Siegfried Hirsch. Mit seinem mittelständischen IT-Unternehmen hat er sehr positive Erfahrungen mit seinem Weblog RSS-Blogger.de gemacht: „Darüber sind zahlreiche neue Business-Kontakte entstanden. Viele Kunden finden uns inzwischen via Google, weil wir uns online sehr gut mit dem Thema Really Simple Syndication (RSS) als Experten positioniert haben. Außerdem werde ich durch das Bloggen zu Fachvorträgen eingeladen und erhalte immer häufiger Anfragen von Journalisten.“ Darüber wundert sich Nico Lumma, Chief Executive Blogger der New Media Management GmbH, gar nicht: „Wer die richtigen Themen besetzt, profitiert davon unmittelbar; denn durch ein gut gemachtes Corporate Blog kann man Journalisten und Kunden auf das eigene Business aufmerksam machen.“

Ein Weblog ermöglicht Unternehmen eine direktere Kundenansprache als eine normale Firmen-Website. Es fördert sein Image und die Attraktivität durch aktuelle Inhalte, die jederzeit online abrufbar sind. Das zieht neue und alte Kunden an und verbessert insgesamt die Kundenbindung. Darüber hinaus lenkt das Weblog die Aufmerksamkeit auf die jeweiligen Aktionen und Produkte des Unternehmens.

Im Vergleich zu den klassischen Printmedien und den meisten Online-News-Angeboten haben sich die Weblogs hierbei als schnelle und flexible Informationskanäle erwiesen. In wenigen Minuten können die Blogger bei einem der deutschen Weblog-Hoster ein eigenes Online-Journal einrichten. Hohe Kosten sind damit in der Regel nicht verbunden. Die meisten Weblog-Hosting-Angebote kosten zwischen 5 – 15 Euro im Monat, einige sind sogar kostenlos erhältlich.

„Für kleine und mittelständische Unternehmen stellen Weblogs daher eine interessante Low-Budget-Alternative zur klassischen Firmen-Website dar und können jene ideal ergänzen. Die Kosten für die technische Implementierung und die jeweilige Aktualisierung eines Weblogs sind dabei gering“, meint Heiko Hebig, deutscher Geschäftsführer beim Blog-Hoster Six Apart.

In einer aktuellen Analyse der DB Research sind die Marktforscher vor kurzem der Frage nachgegangen, ob "Blogs: ein neues Zaubermittel der Unternehmenskommunikation" sind. In der Kurzstudie heißt es zwar, dass der Einsatzbereich von Corporate Blogs eher begrenzt sei. Dennoch werden die Chancen für die Kundenkommunikation besonders hervorgehoben. Immerhin können Unternehmen über Business Blogs ihre Themen auf die wirtschaftspolitische Agenda setzen und Blogs in der Imagebildung nutzen.

Das DB Research Management zieht das Fazit, dass bei der Erstellung eines Corporate Blogs erst die Hausaufgaben gemacht werden müssen: Die Entscheider müssen sich bereits in der Planungsphase überlegen, ob ein "Blog zu den Zielen und der Kultur des Unternehmens" passt.

Nico Lumma ist der Ansicht, dass man die Bedeutung von Blogs für kleine und mittelständischen Unternehmen auch nicht überschätzen sollte: „Der Nutzen oder die Bedeutung eines Weblogs hängt stark mit den Produkten und der Zielgruppe zusammen. Generell bieten Blogs aber eine einfache Möglichkeit, direkt mit Kunden oder interessierten Lesern in Kontakt zu treten. Nebenbei ist es momentan noch sehr leicht, mit einer Themenfokussierung Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Aus Marketingsicht ist es durchaus von Vorteil, wenn mit der eigenen Firma Expertenwissen assoziiert wird.“

„Das Expertenwissen der eigenen Mitarbeiter kann man mit einem Corporate Blog sehr gut nutzen, um den Dialog mit den Kunden zu verbessern. Gleichzeitig entsteht mehr Transparenz. Die Kunden lernen ihre Ansprechpartner und das Unternehmen besser kennen“, meint Nico Lumma.

Friederike Ahlers kann das bestätigen. „Wir haben unsere Mitarbeiter gefragt, ob sie gerne bloggen würden. Darauf reagierten zunächst viele mit Unverständnis, weil sie nicht wussten, was das überhaupt ist. Doch mit der Zeit hat sich alles sehr gut entwickelt. Wenn heute Mitarbeiter von uns bloggen wollen, richten wir ihnen einen Account dafür ein.“ Eine Unternehmens-Policy für das Bloggen gibt es bei Frosta zwar, aber diese diene in erster Linie dazu, die Mitarbeiter an das neue Medium heranzuführen und ihnen zu erklären, was ein Blog sei und wie es funktioniere. Wenn jemand tatsächlich einmal zu werblich schreibt, reguliert sich das durch die Kommentare in den Blogs beinahe wie von selbst. „Auf Verbote haben wir von vornherein verzichtet. Aber selbstverständlich wissen alle Mitarbeiter, dass unsere Wettbewerber interessiert unser Blog verfolgen. Viele sind beim Schreiben anfangs sehr vorsichtig, tasten sich ans Bloggen heran. Doch nach einer gewissen Zeit findet jeden seinen eigenen richtigen Stil.“ Das scheinen die Leser zu mögen. Jedenfalls hofft die Blog-Projektleiterin, dass die Besucherzahlen weiter wie bisher wachsen.

Corporate Blogs
>> Six Apart: www.sixapart.de
>> Blogg.de : www.blogg.de
>> Blogstats : www.blogstats.de
>> Frosta: www.blog-frosta.de/
>> CRM Blog crm.blogg.de/
>> bLogitech: www.cordless-club.com/blog/
>> akadeMix: blog.akademie.de/
>> Technorati: www.technorati.com
>> hhS: www.rss-blogger.de
>> PR Blogger: www.pr-blogger.de

Klaus Eck
(erschienen in eMarket, September 2005)
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Über Klaus Eck

Klaus Eck ist freier Kommunikationsberater und einer der führenden Corporate-Influencer-Experten in Deutschland.