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Fashion-Websites auf dem Vormarsch - Mode auf Mausklick wird immer beliebter

Der Online-Handel mit Mode wird weiter an Bedeutung zunehmen - durch neue Features & Services, die Ware zu präsentieren sowie über Nutz- u. Mehrwerte
Jennifer Apitz | 04.07.2008
Der Textilhandel im Internet ist im Kommen. Obwohl in den Anfangsjahren des E-Commerce Mode und Bekleidung nicht zu den online-affinen Sortimenten zählten, hat sich dieses Segment in der Zwischenzeit zu dem umsatzstärksten Bereich im Online-Shopping entwickelt:
rund ein Drittel der gesamten Online-Umsätze werden inzwischen in diesem Segment getätigt. 2007 wurde Bekleidung im Wert von mehr als 3,9 Milliarden Euro im Internet bestellt, während auf Medien 2 Milliarden entfielen. Immerhin 42 Prozent der deutschen Internetuser kauften in den letzten drei Monaten ein Kleidungsstück oder Accessoires Online ein.

Auch die Marktforscher von Forrester Research warten für den europäischen Modehandel im Web mit beeindruckenden Zahlen auf. So stieg die Zahl der Fashion-Onlineshopper in Europa in den vergangenen knapp zwei Jahren von fünf auf mehr als sechzehn Prozent. Das sind über 39 Millionen Europäer. Bis zum Jahr 2009 sollen es laut dem Marktforschungsunternehmen 73 Millionen Onlinekäufer werden, die über das Web Bekleidung, Schuhe und Sportausrüstung einkaufen wollen. Auch in den USA hat 2006 der Online-Mode-Verkauf erstmals die Verkaufszahlen von Computer- und Software übertroffen. Während mit Kleidung 18,3 Milliarden Dollar umgesetzt wurden, erreichte der Verkauf von PC, Drucker und Software nur 17,2 Milliarden Dollar.
Fazit: Mode wird zunehmend über das Internet bestellt und der Handel mit Textilien nimmt inzwischen einen Status im Online-Handel ein, den man ihm noch vor wenigen Jahren nicht zugetraut hätte.

Mode Online-Shops

Immer mehr Textilfirmen verstärken ihr Engagement im Web. So gab gerade erst der schwedische Textilkonzern Hennes & Mauritz bekannt, sein Online-Geschäft massiv auszubauen. Neben Ebay – der populärsten Site beim Onlineshopping, auf der bereits ca. 30 Prozent der Internet-Nutzer Modeartikel eingekauft haben - könnte bald auch Amazon Deutschland den Bekleidungsbereich weiter forcieren. So bietet Amazon in den USA unter der Rubrik "Apparel" seit einiger Zeit bereits erfolgreich Bekleidung für Männer, Frauen und Kinder an.

Von den positiven Geschäftsaussichten werden in Zukunft vor allem die großen Versandhäuser wie Otto, Neckermann oder Quelle und die bekannten Mode-Filialisten wie H&M, Esprit, s.Oliver oder Mexx profitieren. Das Besondere am Onlinehandel mit Textilien ist das benötigte Know-how über Logistik- und Bestellprozesse sowie das Retouren-Problem bzw. -Risiko, welches je nach Produktsegment bis zu 20 Prozent ausmacht und für das zumeist der Anbieter die Kosten trägt.
Während zwar die großen Anbieter den Bekleidungsmarkt dominieren, sind immer mehr kleinere Händler in Nischen erfolgreich. Beispiel hierfür sind Net-A-Porter oder My Wardrobe, die eine Menge raffinierter Features entwickelt haben, um ihre Kunden eng an sich zu binden. So kann man sich dort beispielsweise ansehen, wie ein Kleidungsstück angezogen aussieht. Daneben gibt es Videos von Prominenten oder Models, die die Stücke tragen und dem User präsentieren. Das deutsche Mode-Portal Stylebop geht sogar noch einen Schritt weiter und zeigt jeden Artikel in aufwendiger 3-D-Ansicht. Diese Webshops bedienen zwar lediglich Marktnischen, zeigen jedoch mit neuen Ideen, dass der Verkauf von Textilien im Web noch zahlreiche Möglichkeiten bietet und fordert so die großen Modehäuser dazu heraus, ihr Angebot weiter zu verbessern.

Nutz- und Mehrwerte immer bedeutender

Vorteile des Onlinehandels mit Bekleidung, Schuhen oder Accessoires sind neben einer schnellen, bequemen und unkomplizierten Bestellung die große Artikelauswahl und Informationsbreite im Web sowie die gute Vergleichbarkeit von Angebot und Preisen. Als Nachteile werden laut Allensbacher Computer- und Technik-Analyse vor allem die fehlende Möglichkeit genannt, die Produkte anzuprobieren. Ebenfalls wird die fehlende persönliche Beratung bemängelt sowie die fehlende haptische Erfahrung mit dem Produkt. Diesen Vorbehalte bzw. Schwierigkeiten beim Online Einkauf von Mode im Web begegnen viele Anbieter durch neuartige Features und vielfältige Beratungs-Tools - wie eine Größen- oder Stilberatung.
Trotzdem gibt es auch beim Onlineverkauf von Bekleidung grundsätzlich Produktgruppen, die sich besser oder schlechter für den Online-Vertrieb eignen. Besonders geeignet sind – so auch das Ergebnis einer Online-Umfrage der BBE Unternehmensberatung unter 2.180 Internetnutzern über den Online-Kauf von Bekleidung - vor allem standardisierte Produkte wie T-Shirts, Jeans, Röcke, Hosen und Pullover, während sich weniger standardisierte oder intimere Produkte wie Bademoden und –Mäntel aus Nutzersicht weniger für den Onlinekauf eignen. Zudem bilden Marken ein wichtiges Orientierungskriterium für den Onlinekauf. Diese lässt sich tendenziell besser online verkaufen, da Marke für den Kunden einen Vertrauensvorsprung genießen und damit teilweise eine schwächere Produktdarstellung ausgleichen können. So bevorzugen 60 Prozent der Befragten Hersteller-Marken, in der unteren Altersgruppe sogar 70 Prozent. Handelsmarken werden von 30 Prozent positiv angenommen, nur zehn Prozent würden markenlose Waren kaufen.

Ein Drittel der Kunden sieht in der fehlenden Möglichkeit der Anprobe das Hauptproblem des Online-Kaufs von Bekleidungsartikeln. Daraus folgt, dass virtuelle Anprobe-Möglichkeiten und professionelle Produktdarstellungen am Model, Vergrößerungsfunktionen, Materialansichten und genauen Maßinformationen beim Verkauf von Bekleidung eine besondere Rolle zukommt, während erst danach die Gewährung einer Rückgabegarantie zum Tragen kommen. Schließlich ist es für beide Seiten, d.h. Kunde und Verkäufer, wichtig, sich über die Website eine möglichst genaue Produktvorstellung machen zu können, um sicher zu stellen, dass das entsprechende Produkt den Kundenerwartungen gerecht wird und kein Grund zur Rückgabe besteht.

Noch zahlreiche Potenziale im Mode-Onlinehandel

Der Onlinehandel mit Mode wird künftig weitere Bedeutung erlangen – nicht nur durch neue Features und Services, die Ware zu präsentieren, sondern auch durch eine breitere Akzeptanz des Mediums und seine einzigartigen Möglichkeiten. Um seine jeweiligen Marktpotenziale optimal auszuschöpfen, wird es immer mehr darauf ankommen, nicht nur einen Onlineshop mit hoher Web Usability d.h. Benutzerfreundlichkeit bzw. Gebrauchstauglichkeit anzubieten, sondern zudem seine Kunden über Nutz- und Mehrwerte zu binden. In der Praxis finden sich zahlreiche Beispiele, wie sich in einem Shop die Gebrauchstauglichkeit erhöhen lässt. Hierbei geht es beispielsweise um strukturelle Probleme im Shop, um Wording-Probleme, um Probleme mit der integrierten Suche, der Produktpräsentation oder auch der Bestellstrecke durch umständliche und nicht transparente Einkaufsvorgänge.

Kundenbindung über einzigartige Nutz- und Mehrwerte lässt sich über verschiedene von der jeweiligen Zielgruppe anhängige Angebote erreichen. Beispiele hierfür sind Features, die den potenziellen Kunden eine genaue Produktvorstellung vermittteln, z.B. über die Darstellung der Produkte aus verschiedenen Blickwinkeln am Model sowie ohne Model, die Möglichkeit nah an Einzelheiten oder das Material bzw. die Verarbeitung heranzuzoomen oder gar das Produkt in 3D-Ansichten darzustellen. Eine solche Funktion findet sich beispielsweise im Webshop von Bogner oder auch bei H&M in der virtuellen Anprobe. Hier werden sogar individuell konfigurierbare Modelle zur Anprobe angeboten, die mit den persönlichen Merkmalen wie Größe, Gewicht, Haar- oder Augenfarbe etc. eine weitgehend real anmutende Anprobe ermöglichen. H&M bietet zudem die Möglichkeit für die User, ein Ganzkörperportrait einschicken. Weitere interessante Optionen sind persönliche Avatare oder auch Laufsteg-Videos, die die Textilien oder Accessoires in Kombinationen und im Trageverhalten zeigen.
Weitere spezifische Nutz- und Mehrwerte können in zusätzlichen Informationen und Services rund um die Produktpalette liegen: Ob über die Möglichkeit, sich Produkt-Kombinationen anzeigen zu lassen - wie dies im virtuellen Kleiderschrank von Brigitte (http://www.brigitte.de/mode/kleiderschrank/start/index.html) möglich ist oder auch für Teile des Sortiments bei Otto (www.otto.de).
Dererlei Features ermöglichen dem Nutzer passende Textil- oder Accessoires-Kombinationen zu ermitteln (entweder über das Stöbern in angebotenen befüllten Kleiderschränken oder über die Inspiration über angebotene Looks) und die Teile selbst zu kombinieren und gleich bestellen zu können. Für den Shopbetreiber bieten solche Angebote eine exzellente Cross-Selling Unterstützung.

Denkbar sind darüber hinaus zahlreiche weitere Nutz- und Mehrwerte, die den Modekauf im Web durch Personalisierung oder individuelle Beratung und Kundenservice unterstützen. Zum Beispiel eine persönliche Beratung über telefonische Experten-Hotlines, Web-Telefonie oder Chat oder auch zusätzliche Einkaufs-Services wie ein erweitertes Rückgaberecht oder der explizite Hinweis auf die Rückgabegarantie (gem. Fernabsatzgesetz) oder ein kostenfreier Versand. Ebenfalls existiert häufig ein Optimierungspotenzial in einer besseren Kommunikation und Darstellung der Sicherheitsvorkehrungen bzw. eingesetzten Verschlüsselungstechniken, da es aus diesen Gründen sehr häufig zu Kaufabbrüchen kommt.
Ein zielgerichtetes Online Marketing mit Suchmaschinen-Marketing, E-Mail-Marketing und (Banner-)Werbung und Affiliate-Marketing ist sicherlich die Vorraussetzung für eine ausreichende Besucherzahl des Online-Shops, entscheidend sind anschließend jedoch immer die Conversion Rate und die Kundenbindung.

netaspect berät zahlreiche Mode-Unternehmen (wie u.a. Heine, C&A, Elégance, Mexx) dazu, welche Potenziale hinsichtlich der Gebrauchstauglichkeit bzw. der Nutz- und Mehrwerte noch in welcher Form ausgeschöpft werden können.

Jennifer Apitz - j.apitz@netaspect.com