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Mein Chef und ich

Chefs sind auch nur Menschen
Manchmal ist es schon sehr undurchsichtig, warum Unternehmen funktionieren.
Helmut König | 23.10.2007
Warum manche Mitarbeiter überhaupt nicht mitarbeiten wollen und andere für ihren Chef durchs Feuer gehen. In den meisten Betrieben gibt es dabei interessanterweise immer nur die eine oder die andere Kategorie von Arbeitnehmern. Die Voraussetzung dazu hängt sehr wahrscheinlich weniger vom Mitarbeiter als mehr vom Chef ab. Nicht jeder Chef wird vom Mitarbeiter geliebt. Sechs Grundtypen von Chefs kann man unterscheiden, wobei viele Unternehmensführer 2 oder mehr Typen in sich widerspiegeln.

Der Häuptling

Da haben wir zuerst den Häuptling. Er ist der Vater des Unternehmens, er kann alles und er weiß alles über seinen Betrieb. In der Regel hat er sein Unternehmen selbst aufgebaut, er führt es komplett mit allen Facetten. Seine Mitarbeiter haben oft ein vertrauensvolles Verhältnis zu ihm, seine Entscheidungen folgen nicht immer rationalen Gedankengängen. Gute Häuptlinge fragen Mitarbeiter um ihre Meinung, binden sie in den Unternehmensprozess mit ein und organisieren die Unternehmensnachfolge. Mitarbeiter gehen für diese Art von Chefs oft durchs Feuer. Schlechte Häuptlinge entscheiden alles selbst, dulden keine anderen Götter oder Kronprinzen neben sich und bleiben bis zum letzten Atemzug. Sie sind unersetzlich, das Unternehmen hängt einzig und allein von ihnen ab. Alle Probleme, die wir heute mit Unternehmensnachfolge zu tun haben, haben immer auch mit diesen Häuptlingen zu tun, weil sie bis zum letzten Moment nicht von ihrem Unternehmen lassen können.

Der General

Der General kommt normalerweise, wenn es brennt. Wenn ein Unternehmen in eine kritische Situation geraten ist, wird er gerufen. Er ist dann der unumschränkte Führer des Unternehmens und ist dabei spezialisiert auf bestimmte Tätigkeiten. Er kann viel, weiß viel und seine Mitarbeiter haben z.T. Vertrauen zu ihm, aber er entscheidet alles selbst. Er entscheidet schnell und duldet keinen Widerspruch. Er trifft notwendige unangenehme Entscheidungen und bleibt bis zum Sieg oder bis zur Niederlage. Erfahrung ist eine wichtige Voraussetzung für einen General, denn schnelle Entscheidungen müssen oft ohne eine Analyse nur aufgrund von Erfahrung getroffen werden. Es ist manchmal wie auch auf Kriegsschauplätzen, manche Generäle haben mehr Glück als andere. Er kann durch einen anderen General ersetzt werden, denn er kann auf verschiedenen ähnlichen Schauplätzen agieren.

Der Pirat

Dem Piraten ist das Unternehmen vollkommen egal. Er kauft ein Unternehmen mit dem Ziel, es schnell zu zerschlagen und vom Verkauf der einzelnen Sparten zu profitieren. Seine Führung beschränkt sich darauf, Kosten um jeden Preis zu senken, Mitarbeiter zu entlassen, Abfindungen einzusparen und Profit zu maximieren. Die mittel- oder langfristige Entwicklung des Unternehmens ist ihm vollkommen egal. Piraten zerstören Wirtschaftskraft und sind oft genug dabei der Meinung, dass richtig ist, was sie tun. Diese Art von Piraten sind wohl entstanden, weil erfolgreiche Väter ihren Söhnen ein Weltbild vermittelt haben, bei dem so viel Geld wie möglich so schnell wie möglich zu verdienen das höchste Ziel ist, was man erreichen kann. Die Väter haben dabei an den Aufbau von Unternehmen gedacht, die Söhne sind aber zum Spekulieren an die Börse gegangen.

Der Pfarrer

Er ist die Mutter des Unternehmens. Mitarbeiter und Harmonie gehen ihm über alles. Er arbeitet eher nach dem Prinzip Glauben als aufgrund von Auswertungen oder Wissen. Das Unternehmen des Pfarrers ist in reinrassiger Form nicht überlebensfähig – es sei denn, es arbeitet in einem Non-Profit Bereich. In diesem Bereich kommt das Geld zum Überleben durch andere Bereiche und Mittel. Das Prinzip, welches er vertritt, ist aber gerade heute für alle Unternehmen lebensnotwendig. Er gehört nicht an die Spitze, wohl aber ins mittlere Management.

Der Manager

Der Manager führt einen Bereich eines Unternehmens. In seiner Reinform braucht er nicht viel Wissen und Kenntnisse über die Produkte und Märkte, für die er zuständig ist. Er weiß dafür sehr genau, wer was im Unternehmen gut kann, und er versteht es, die Fähigkeiten seiner Mitarbeiter gut einzusetzen. Er fügt Menschen zu Teams zusammen, die sich gegenseitig ergänzen. Er vertritt das Team nach außen und delegiert Maßnahmen, die durchgeführt werden müssen, nach innen. Der Manager kennt seine Mitarbeiter sehr genau und hat zu jedem ein gutes Vertrauensverhältnis. Er bleibt, solange es ihm gefällt. Er ist nur gleichwertig austauschbar. Die meisten Probleme, die man heute mit Managern hat, liegen in der Tatsache, dass diese sich zuviel in die Arbeit ihrer Mitarbeiter einmischen, anstatt das Team zu kontrollieren und zu führen.

Der Vorstandsvorsitzende

Last but not least der Typ, der viel zu oft in der Zeitung steht. Er steht dem Unternehmen vor und ist allein seinen Shareholdern verantwortlich. Wenn der Hauptaktionär zufrieden ist, verdient er viel Geld. Wenn der Shareholder Interesse am Fortbestand des Unternehmens hat, wird ein Vorstandsvorsitzender zum Häuptling oder zum Manager. Wenn kein Interesse vorhanden ist, bekommt er Eigenschaften des Piraten. Ein solcher Vorsitzender weiß dann wenig, der Kontakt zu Mitarbeitern ist eher zufällig, er entscheidet im Sinne von Shareholder value. Er bleibt dann zumeist kurz und wechselt zu einem anderen Schauplatz. Er ist relativ leicht auszutauschen.

Mein Chef und ich

Natürlich findet man die vorgenannten Typen nur sehr selten in Reinform. Aber wenn man sich seine Vorgesetzten unter diesen Prämissen anschaut, wird das ein oder andere Erkennen im Auge des Betrachters aufblitzen. Cheftypen, die ein Unternehmen voranbringen und entwickeln, findet man am ehesten unter den Häuptlingen, Managern oder Vorstandsvorsitzenden. Man findet sie aber nur dann, wenn dem Besitzer des Betriebes die mittel- und langfristige Entwicklung seines Unternehmens wichtiger ist als der kurzfristige Profit. Und manchmal steckt einer dieser vorgestellten Typen auch in uns selbst.
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Über Helmut König

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