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Zielkostenrechnung: Kosten und Preise von Kunden und Wettbewerbern ableiten

Mit der Zielkostenrechnung oder Target Costing wird ermittelt, was wettbewerbsfähige und kundenorientierte Kosten sind.
Jürgen Fleig | 16.07.2009
Was ist Zielkostenrechnung bzw. Target Costing?

Die Zielkostenrechnung oder Target Costing ist eine Methode des Kostenmanagements. Mit ihr wird ermittelt, was ein Produkt oder ein einzelnes Bauteil kosten darf, um am Markt wettbewerbsfähig zu sein. Ausgangspunkt ist der Preis eines Produkts, der sich aus einem Vergleich mit den Angeboten und Preisen des Wettbewerbs ergibt. Ist dieser Preis festgelegt, werden daraus retrograd, also in einer Rückrechnung, die erlaubten Kosten für das Produkt und alle seine Bauteile bestimmt. So ist das Target Costing Beispiel für eine grundsätzlich andere Betrachtung der Kostenrechnung. Klassische Modelle und Methoden ermitteln den Produktpreis aus den tatsächlich anfallenden Kosten plus entsprechenden Zuschlägen (Gewinn). Mit dem Target Costing wird der umgekehrte Weg beschritten.

Stellen Sie nicht die Frage: „Was kostet mich die Herstellung des Produktes xy?“ Sondern fragen Sie sich: „Was darf die Herstellung des Produktes kosten?“

Das Target Costing wurde zuerst bei Toyota in den 1960er Jahren entwickelt und hat sich vor allem in den 1990er Jahren in anderen Ländern und Branchen weit verbreitet. Im deutschen Sprachraum wird es auch als Zielkostenrechnung bezeichnet.

Wofür Zielkostenrechnung bzw. Target Costing?

Die klassische Methode der Kostenrechnung und Preisbestimmung über einfache Addition und Zuschlagskalkulation vernachlässigt die Gegebenheiten und Anforderungen des Marktes an das jeweilige Produkt. So kann es in wettbewerbsintensiven Märkten mit hohem Preisdruck und Kostendruck dazu kommen, dass der ursprünglich über die Kosten berechnete Preis zulasten der Gewinnspanne reduziert werden muss, damit das Produkt am Markt noch erfolgreich verkauft werden kann.

Um dieser Problematik aus dem Wege zu gehen, wird im Target Costing auf der Basis von Marktforschungsdaten und Kundenanalysen von einem am Markt realisierbaren Preis ausgegangen und die zulässigen Kosten (Allowable Costs) für ein Produkt daraus abgeleitet. Mit dem Target Costing wird so eine konsequent marktorientierte Sichtweise der Kostenrechnung erzielt. Das führt in den Unternehmen zu einer strengen Kostenorientierung. Sie hilft, Einsparpotenziale und Optimierungsmöglichkeiten zu erkennen und systematisch auszuschöpfen.

Alle an der Wertschöpfungskette beteiligten Unternehmensbereiche richten sich an den vorgegebenen Zielkosten aus. So werden die Markteinflüsse schon in der Planungs- und Entwicklungsphase eines Produktes berücksichtigt und zudem in den nachfolgenden Phasen der Konstruktion und Produktion. Darüber hinaus können auch Lieferanten in dieses System der marktorientierten Kostenrechnung eingebunden werden. Dazu macht das Unternehmen klare Vorgaben zu den zulässigen Kosten.

Ziele des Target Costing sind:
- eine umfassende Marktorientierung des Unternehmens zu gewährleisten,
- den Absatz der Produkte durch marktgerechte Preise zu sichern,
- Kosten für die Produkte zu reduzieren und
- flexibel auf Marktveränderungen reagieren zu können.

Target Costing ist sehr wirkungsvoll bei der Entwicklung neuer Produkte, da hier der Leistungserstellungsprozess und somit die Kosten noch nicht festgelegt wurden, der Handlungsspielraum also sehr groß ist. Darüber hinaus kann es bei der Optimierung bestehender Produkte aufzeigen, wo Stellhebel für Kosteneinsparungen sind; Stichwort: Wertanalyse.

Der Prozess des Target Costing lässt sich in drei Phasen gliedern:
1. Bestimmung der Target Costs durch Marktanalysen (Zielkostenbestimmung);
2. Herunterbrechen der Target Costs auf einzelne Produktkomponenten (Zielkostenspaltung);
3. Realisation der Zielkosten.

Mehr zum Target Costing und viele Arbeitsvorlagen zum Herunterladen unter: Target Costing - der Prozess