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Deutsche kaufen lieber Kleidung statt zu sparen oder Geld anzulegen

Verbrauchervertrauen auf Höchststand seit 2011. Deutschland legt um vier Punkte zu, starkes Gefälle in Europa. Globaler Trend insgesamt positiv.
Zum dritten Mal in Folge starten die Deutschen optimistisch in das erste Quartal des Jahres. Mit einem Anstieg um vier auf 91 Punkte im Vergleich zum letzten Quartal 2012 ist das Verbrauchervertrauen in Deutschland auf einem Höchststand seit Beginn 2011. Damit liegt es deutlich über dem EU-Durchschnitt von 71 Punkten. Dies ist das Ergebnis der aktuellen weltweiten Umfrage zum Thema Vertrauen und Einkaufsgewohnheiten von Nielsen, einem führenden Anbieter von Informationen und Erkenntnissen zum Medien- und Konsumverhalten von Verbrauchern. Alle drei Komponenten des Verbrauchervertrauensindexes – Persönliche Finanzen, Anschaffungsneigung und Berufsaussichten – haben sich im ersten Quartal 2013 positiv entwickelt.

„Als Grund für die anhaltende Zuversicht der Deutschen sehen wir unter anderem die gute Verfassung des Arbeitsmarktes“, erklärt Ingo Schier, Geschäftsführer von Nielsen Deutschland. Insbesondere im europäischen Vergleich entwickle sich dieser in Deutschland solide. Auch an den Kapitalmärkten sei derzeit eine Beruhigung erkennbar, was sich nicht zuletzt am Aufwärtstrend des Deutschen Aktienindexes DAX zeige. Dieser erreichte Ende März mit 7.795 Punkten seinen höchsten Stand seit Juli 2007; zuvor hatte er im gleichen Monat sogar die 8.000er-Marke überschritten. „Mit der Staatsschuldenkrise bleibt allerdings der größte Risikofaktor im Euroraum bestehen. Negative Auswirkungen auf die künftige Verbraucherstimmung sind nicht auszuschließen“, so Schier. Die aktuelle Krise in Zypern spiegele sich in den Daten noch nicht wider.

Deutsche kaufen lieber Kleidung statt zu sparen oder Geld anzulegen

Fast die Hälfte aller Deutschen beurteilt ihre Jobaussichten für die kommenden zwölf Monate als gut oder ausgezeichnet (48 Prozent). Das Gleiche gilt für die persönliche Finanzlage (47 Prozent). Entsprechend gaben nur 24 Prozent der Befragten an, ihr Geld zu sparen. Auch im internationalen Vergleich sind die Deutschen eher konsumfreudig: Sie geben ihr Geld lieber für neue Kleidung, Urlaub und das Begleichen von Schulden aus, während für die Mehrheit der EU-Bürger das Sparen an erster Stelle kommt. Sorgen für das kommende Jahr bereiten den Deutschen steigende Nebenkosten, gefolgt von Sorgen um ihre Gesundheit.

Über die Hälfte der Befragten ist der Meinung, dass Deutschland sich in einer Rezession befinde. Dennoch sind sie zunehmend optimistisch: Immerhin 21 Prozent glauben, dass die rezessive Phase in den kommenden zwölf Monaten enden werde. Zum Vergleich: Im zweiten Quartal 2012 waren dies nur 13 Prozent. Nur fünf europäische Länder sind in Bezug auf eine Rezession in ihrem Land optimistischer (Norwegen, Schweden, Schweiz, Finnland und Österreich), während die Europäer im Durchschnitt mit nur 11 Prozent insgesamt sehr pessimistisch über ihre wirtschaftliche Zukunft denken.

Europa zerfällt in unterschiedliche Zonen

Europa hält sich im Durchschnitt mit unveränderten 71 Punkten stabil, die Unterschiede zwischen den Ländern sind jedoch enorm. In Zentral- und Nordeuropa steigt das Verbrauchervertrauen und übertrifft die Höchstwerte der Vorjahre. Neben Deutschland verzeichnet auch Frankreich in allen Bereichen eine positive Entwicklung.

In Europas Süden jedoch gehören Griechenland (40 Punkte), Italien (44 Punkte) und Spanien (47 Punkte) zu den Ländern mit den niedrigsten Werten für das Verbrauchervertrauen unter den 58 betrachteten Ländern. In Portugal sank das Verbrauchervertrauen im ersten Quartal um sieben Punkte auf einen Index von 31, den niedrigsten verzeichneten Wert für das Land seit Einführung des Verbrauchervertrauensindexes in 2005. „Schwache Arbeitsmarktbedingungen in notleidenden Volkswirtschaften wie Griechenland, Irland, Italien, Portugal und Spanien sowie die jüngste Finanzkrise in Zypern verdeutlichen die Anfälligkeit der europäischen Wirtschaft. Eine vollständige Erholung in der Region ist noch nicht in Sicht“, erklärt Dr. Venkatesh Bala, Chefökonom von The Cambridge Group, einer Tochtergesellschaft von Nielsen.

Trotz der niedrigen Indexwerte in Griechenland, Italien und Spanien zeigen diese Länder dennoch einen steigenden Optimismus im ersten Quartal. „Offenbar fürchteten im ersten Quartal weniger Verbraucher, dass die Schuldenkrise weitere Länder in die Rezession ziehen könnte. Ein Grund hierfür könnten die Maßnahmen zum Aufkauf von Staatsanleihen sein, die die Europäische Zentralbank im September 2012 ergriffen hatte, um den Euro zu schützen“, so Dr. Bala.

Globales Verbrauchervertrauen steigt um zwei Punkte

Getrieben von positiven Indexwerten in den USA, in wichtigen asiatischen Exportmärkten sowie in Nord- und Zentraleuropa, ist der weltweite Durchschnitt im Vergleich zum Vorquartal um zwei Punkte auf 93 gestiegen. Insgesamt haben 60 Prozent der betrachteten Länder verbesserte Vertrauenswerte, verglichen mit 33 Prozent im vierten Quartal 2012. „Alles in allem lässt sich ein positiver Trend erkennen, da sich die Arbeitsmarktperspektiven, die persönlichen Finanzen und die geplanten Ausgaben weltweit gesehen im ersten Quartal 2013 leicht verbesserten“, sagte Dr. Bala.

Führend in Sachen Optimismus ist mit 122 Index-Punkten Indonesien. Ägypten musste hingegen mit minus 20 Punkten den größten Verlust hinnehmen und steht nun bei einem Wert von 74. Lateinamerika zeigte sich mit einem Rückgang um zwei Punkte weniger ausgabenfreudig als zuvor. Das Stimmungsbarometer im Nahen Osten und Afrika sank auf das niedrigste Niveau seit drei Jahren.

Zweistellige Wachstumsraten in einigen asiatischen Ländern

Das Verbrauchervertrauen in den wichtigsten asiatischen Exportnationen ist im ersten Quartal stark angestiegen. Hongkong, Japan, Südkorea und Taiwan verzeichneten allesamt zweistellige Wachstumsraten. Hongkong konnte mit 23 Punkten sogar den weltweit höchsten Anstieg für sich verbuchen, Japan mit 73 Punkten seinen höchsten Wert seit 2006, was den Optimismus bezüglich einer wirtschaftlicher Erholung als Folge der staatlichen Finanzstrategie belegt. Gleichermaßen registrierte Südkorea einen Anstieg um 13 auf 51 Indexpunkte, gestützt durch die Hoffnung, dass ein neues Regierungsprogramm die Wirtschaft aus der Stagnation befreien werde. Die Volksrepublik China liegt seit dem vierten Quartal 2012 stabil bei 108 Punkten.

USA: verhaltener Aufwärtstrend

Die USA führen das Feld derjenigen Nationen an, deren Konsumenten in den kommenden 12 Monaten die höchsten Ausgaben planen. „Dank einer sanft einsetzenden Wiederbelebung des Immobilienmarktes in den USA sowie besseren Arbeitsmarktbedingungen zeigen die Amerikaner wieder eine höhere Konsumbereitschaft“, sagte Dr. Bala. „Höhere Lohnnebenkosten, die Auswirkungen staatlicher Budgetkürzungen sowie ein unsicherer Arbeitsmarkt und stagnierende Einkommen wirken sich jedoch weiterhin negativ auf die Haushalte in den USA aus, was anhaltendes Wachstum weiterhin zu einer echten Herausforderung macht.“