print logo

Interviews leben von Dialog und gesprochenem Wort

Der Deutsche Journalisten-Verband hat aus gegebenem Anlass die Bedeutung des Wort-Interviews als journalistisches Genre betont.
Anlass sind zwei schriftlich geführte Interviews mit internationalen Spitzenpolitikern, die am heutigen Donnerstag in wichtigen Leitmedien erschienen sind. „Das Interview lebt vom gesprochenen Wort, vom Dialog zwischen dem Journalisten und dem Interviewten“, sagte DJV-Bundesvorsitzender Michael Konken. „Es wird erst dadurch interessant und lebendig.“ Bei schriftlich geführten Interviews hätten die Journalistinnen und Journalisten nicht die Möglichkeit, nachzuhaken oder auf Aspekte verstärkt einzugehen, die sich im Lauf des Interviews erstmals ergäben. Außerdem sei davon auszugehen, dass schriftliche Antworten von den Mitarbeitern des Interviewten so geschliffen und geglättet worden seien, dass sie mögliche kritische oder widersprüchliche Passagen nicht mehr enthielten. „Bei schriftlichen Interviews ist die Gefahr groß, dass die Antworten nichts anderes als eine Liste offizieller Pressestatements sind“, merkte Konken an.

Wenn es nicht möglich sei, mit Spitzenpolitikern oder prominenten Persönlichkeiten Wort-Interviews zu führen, solle die Redaktion überlegen, auf das Interview zu verzichten. Konken: „Schriftliche Fragen und Antworten müssen die Ausnahme bleiben. Sonst ist irgendwann kein Politiker mehr bereit, sich kritischen Journalistenfragen zu stellen.“