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Berufliche Ausbildung verlagert sich immer stärker in den Mittelstand

Anzahl der Azubis in Deutschland seit Jahren rückläufig. Mittelstand stemmt sich gegen den Trend und hält Auszubildendenzahl zumindest konstant.
KfW Bankengruppe | 31.08.2015
Die betriebliche Ausbildung verliert weiter an Zulauf und verlagert sich gleichzeitig immer stärker in die mittelständische Wirtschaft, wie eine aktuelle Analyse auf Basis des repräsentativen KfW-Mittelstandspanels ergibt. Die Zahl der Auszubildenden hierzulande ist seit Jahren rückläufig und liegt aktuell bei 1,36 Millionen (2014; zum Vergleich 2008: 1,61 Millionen). Den kleinen und mittleren Unternehmen ist es jedoch gelungen, die Zahl ihrer Auszubildenden in den letzten fünf Jahren zumindest konstant bei ca. 1,2 Millionen zu halten. Damit absolvieren mittlerweile 85 % aller Nachwuchskräfte ihre Berufsausbildung in einem mittelständischen Betrieb – ein Rekordwert!

„Die Mittelständler müssen bei sinkenden Schülerzahlen und gleichzeitig zunehmender Studierneigung nicht nur mit großen Konzernen, sondern auch immer stärker mit den Hochschulen um die Absolventen konkurrieren“, sagt Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW. „Dass es ihnen gegen den gesamtwirtschaftlichen Trend gelingt, die Zahl ihrer Azubis wenigstens konstant zu halten, ist überlebenswichtig: Für kleine und mittlere Unternehmen ist die betriebliche Ausbildung das zentrale Instrument zur Fachkräftesicherung!“

Für etwa zwei Drittel der mittelständischen Ausbilder sind laut aktueller KfW-Analyse attraktivere Ausbildungsplätze eine wichtige Wettbewerbsstrategie. 28 % haben bereits Maßnahmen ergriffen, weitere 35 % haben entsprechende Pläne. Und die Unternehmen lassen sich einiges einfallen, um den jungen Leuten die Berufsausbildung schmackhaft zu machen: Sie nutzen beispielsweise soziale Netzwerke für das Personalmarketing, bieten eine Ausbildung in Teilzeit an oder integrieren zusätzliche Lehrinhalte. Auch materielle Anreize werden gesetzt, etwa durch Prämienzahlungen, Mietzuschüsse, Jobtickets oder Diensthandys.

„Im Zuge des demografischen Wandels werden der deutschen Wirtschaft immer weniger Schulabsolventen zur Verfügung stehen. Flankierend zu den Bemühungen der Unternehmen ist es daher wichtig, das Ausbildungssystem zukunftsfest zu machen, um drohende Fachkräfteengpässe in nichtakademischen Berufen abzufedern“, sagt Dr. Jörg Zeuner. Ansätze seien etwa eine verbesserte Kompetenzfeststellung und Nachqualifizierung von jungen Menschen ohne Berufsabschluss und Zuwanderern. „Auch eine höhere Durchlässigkeit zwischen Studium und Berufsausbildung ist notwendig. Denn die hohe Studierneigung bringt Reibungsverluste mit sich – mehr als jedes vierte Bachelor-Studium wird abgebrochen.“