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Überstunden, Prokrastinieren, Rauchen

So gingen die Deutschen 2016 mit der steigenden Arbeitsbelastung um.
Wrike Inc | 04.01.2017
Arbeitsbelastung im Vergleich zu 2015 deutlich angestiegen
Stresslevel der Deutschen höher als in Frankreich und Großbritannien
Freizeit und Familienzeit stark zurückgegangen
41 Prozent würden Teilzeit arbeiten, wenn es finanziell machbar wäre



Die Arbeitsbelastung in deutschen Büros ist 2016 deutlich angestiegen und führte dazu, dass sich deutsche Büroangestellte gestresster fühlten und weniger Zeit für sich und die Familie zur Verfügung hatten. Das ergab der Digital Work Report von Wrike. Der Experte für Arbeitsmanagement hat in einer repräsentativen Studie 3.000 Büroangestellte in Deutschland, Frankreich und Großbritannien befragt, welche Gründe sie für die erhöhte Arbeitsbelastung sehen und wie sie damit umgehen.

Steigende Belastung aufgrund von fehlendem Personal

„Unser Arbeitsaufkommen ist höher, es werden aber keine neuen Mitarbeiter eingestellt.“ Für 57 Prozent der Befragten ist dies die Hauptursache für die gestiegene Arbeitsbelastung im Vergleich zu 2015. Als weiteren Grund geben 29 Prozent Befragten in Deutschland an, dass auch am Bestandspersonal Kürzungen vorgenommen wurden. Für 26 Prozent ist eine höhere Erwartungshaltung auf Seiten der Kunden die Ursache für das Mehr an Belastung.

Europäer reagieren unterschiedlich auf die steigende Arbeitsbelastung

Der Anstieg des subjektiv wahrgenommenen Stresslevels ist für 66 Prozent der Befragten die deutlichste Folge der gestiegenen Arbeitsbelastung. Damit fühlen sich die Deutschen im europäischen Vergleich mehr gestresst als die Franzosen (60 Prozent) und Briten (62 Prozent).

Die weitere Reaktion auf das Mehr an Arbeit fällt ebenfalls sehr unterschiedlich aus: Während 61 Prozent der Deutschen versuchen, mit Überstunden gegenzusteuern, sind es bei den Briten nur 47 Prozent (Frankreich 56 Prozent). In Deutschland und Großbritannien schieben viele Angestellte Aufgaben vor sich her, weil sie mit ihrer Arbeit nicht nachkommen: „Prokrastinieren“ landet als Reaktion auf das hohe Arbeitsaufkommen auf Platz vier beziehungsweise drei von 13. In Frankreich ist dieses Phänomen vergleichsweise wenig präsent. Prokrastinieren steht im Ranking der Antworten auf Platz 12. In puncto Gesundheit scheinen die Briten Europas Musterschüler zu sein: Nur etwa jeder Zehnte (13 Prozent) reagiert auf starke Arbeitsbelastung mit dem Griff zur Zigarette, in Deutschland und Frankreich ist es jeder vierte (26 beziehungsweise 25 Prozent).

Immer weniger Freizeit und Familienzeit

Als sehr gravierend empfinden die deutschen Teilnehmer der Umfrage die Einschnitte in ihr Privatleben: 51 Prozent geben an, dass die Zeit, die sie mit ihrer Familie verbringen, gegenüber 2015 deutlich weniger geworden ist. Auch die Zeit, die allgemein zuhause verbracht wird, ist für 53 Prozent spürbar geschrumpft. Es verwundert daher nicht, dass 41 Prozent der Befragten angeben, dass sie gerne Teilzeit arbeiten würden, wenn sie es sich finanziell leisten könnten. Überraschend dabei ist, dass sich Männer und Frauen in dieser Frage recht nahestehen: Bei den Männern würden 37 Prozent reduzieren, bei den Frauen sind es 45 Prozent.

Technologischer Fortschritt als Ausweg?

Neben der Arbeitsbelastung untersucht der Digital Work Report, wie produktiv Büroangestellte arbeiten und welche Hilfsmittel sie im Büro nutzen. Dabei zeigt sich, dass digitale Technologien von der großen Mehrheit der Befragten (74 Prozent) begrüßt werden, weil sie zu einem besseren Aufgabenmanagement, einfacherem Zugang zu Informationen, besseren Voraussetzungen für flexible Arbeitszeitmodelle und zu mehr Produktivität verhelfen.

"Das Problem ist, dass die Arbeitsbelastung stark zunimmt, unsere aktuell genutzten Systeme und Tools aber nicht mithalten. Für die Mitarbeiter ist das auf Dauer frustrierend. Sie benötigen bessere Werkzeuge, um die schiere Menge an Arbeit, Anfragen und Anforderungen zu bewältigen. Gleichzeitig brauchen Führungskräfte einen Überblick über die Arbeitsbelastung des Teams – und realistische Erwartungen dazu, wie viel die Mitarbeiter schaffen können, ohne überlastet zu sein“, sagt Andrew Filev, Gründer und CEO von Wrike. "Eine Maschine würde man ja auch nicht überlasten und dann erwarten, dass alles störungsfrei weiterläuft. Dieses Prinzip gilt umso mehr für den Menschen, vor allem, wenn qualitativ hochwertige Arbeit und gute Ideen erwartet werden", so Filev weiter.
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