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„Journalisten müssen bei ihrer Arbeit in Sicherheit sein“

BDZV-Präsident Mathias Döpfner eröffnet Zeitungskongress in Berlin.
Mathias Döpfner © BDZV / B. Ausserhofer
 
„Ich erwarte von der Polizei, von Spezialkräften, von Hundertschaften, von einzelnen Beamten auch unter dem größten Stress und Druck im Einsatz, wie auch von ihren Vorgesetzten und Behördenleitungen, selbst von Geheimdiensten – und ganz besonders von der Politik, die hier die Spielregeln aufstellt – dass Reporter und Journalisten bei der Recherche nicht aufgehalten werden. Bei der Arbeit nicht behindert werden. Ganz im Gegenteil: dass ihnen geholfen wird. Dass sie geschützt werden.“ Das sei eine ganz konkrete Forderung, sagte der Präsident des BDZV, Dr. Mathias Döpfner, am 25. September 2018 in seiner Eröffnungsrede vor den über 400 Teilnehmern des Zeitungskongresses im Berliner ewerk. „Journalisten müssen bei ihrer Arbeit in Sicherheit sein.“

Er verwies auf das Europäische Zentrum für Presse- und Medienfreiheit, das allein für die ersten achteinhalb Monate des laufenden Jahres über 22 tätliche Angriffe mit insgesamt 28 angegriffenen Journalisten und Medienarbeitern berichtet habe. Mit Ausnahme von zwei Fällen hätten sich alle Taten im Umfeld von rechtspopulistischen oder rechtsextremen Versammlungen ereignet.

Der Vorstandsvorsitzende der Axel Springer SE formulierte in seiner Rede das „Prinzip Zeitung“, das aus dem gedruckten Medium entstanden ist, heute aber längst darüber hinaus reiche. Zu den wichtigsten Eigenschaften des Prinzips Zeitung gehöre „zu allererst die Suche nach der Wahrheit“.

In diesem Zusammenhang forderte Döpfner, Lehren aus den jüngsten politischen Vorfällen wie beispielsweise in Chemnitz oder Köthen zu ziehen. Er selbst habe sich bei diesen Fällen nicht immer gut informiert gefühlt. Die Presse in Deutschland sollte deshalb mutiger, kritischer und unberechenbarer werden: „Wer als Journalist die Regierung nicht hinterfragt, angreift, kritisiert, spielt das Spiel derjenigen, die das Regierungssystem abschaffen wollen. Wer sich hinter formalen Kriterien verschanzt, um Berichterstattung über Mörder und Terroristen unter den Flüchtlingen zu umgehen, spielt all jenen in die Hände, die das Märchen der ‚Lügenpresse‘ verbreiten.“ Es sei an den Verlegern, die Rahmenbedingungen zu schaffen, die den Journalistinnen und Journalisten diese Arbeitsweise ermöglicht.

Das Prinzip Zeitung sei, so der BDZV-Präsident weiter, im Gegensatz zu den einschlägigen Netzwerken und Plattformen im Internet, weder beliebig noch anonym. Es sei „nicht denkbar ohne die Verantwortung, die der klar erkennbare Absender übernimmt“, betonte Döpfner, und brachte seine Besorgnis darüber zum Ausdruck, dass streitbare Redakteure zunehmend unter dem Druck der Leser von den eigenen Vorgesetzten kritisiert werden: „Ohne starken Binnenpluralismus drohen wir, selbst eine Blase zu werden, statt jene auf Facebook, Twitter und vielleicht auch im Berliner Regierungsviertel zu zerstören“, warnte der BDZV-Präsident.

Systemwettbewerb mit China bedroht Informationsfreiheit



Zugleich machte Döpfner deutlich, dass Zeitungsjournalismus essentiell für die Demokratie selbst sei – und fest verbunden mit den Errungenschaften freie Rede und Informationsfreiheit. Beides gebe es jedoch nicht überall: „Es sind ausgerechnet einige der größten Märkte auf der Welt, die weder an Informationsfreiheit noch an freie Rede glauben. Ihr Erfolg macht sie attraktiv für den Westen und ihr Geld macht sie mächtig. Deshalb sind Informations- und Meinungsfreiheit zu Gradmessern ethischer Verantwortung geworden, zur Gretchenfrage des Medienkapitalismus: Wer kämpft für sie? Wer pfeift auf sie - und kassiert im Gegenzug?“.

China sei, so Döpfner, in vielen Zukunftstechnologien führend auf der Welt. Wir befänden uns in einem Wettbewerb der Systeme: „Die westliche Marktwirtschaft, die liberale Demokratie und der starke Rechtstaat sind in dieser Kombination bislang erfolgreicher gewesen als jede andere Gesellschaftsordnung“, stellte der Springer-Vorstandsvorsitzende fest und fragte: „Kann sie auch gegen den chinesischen Staatskapitalismus und seine Überwachungsökonomie bestehen? Ist es nicht vielmehr so, dass wir uns langsam an China gewöhnen, anstatt der lang gehegten Hoffnung, dass sich China langsam unseren Standards im Hinblick auf Menschenrechte und Pressefreiheit anpassen würde?“


„Die besten Zeiten liegen noch vor uns“



Umso wichtiger sei es, das Prinzip Zeitung weiter zu stärken, forderte Döpfner. Durch konsequente, unabhängige, nie voreingenommene und immer mutige Suche nach der Wahrheit. Der BDZV-Präsident zeigte sich überzeugt: „Die besten Zeiten liegen noch vor uns. Nie zuvor war Journalismus so vielfältig, so schnell, so präzise wie heute. Und seit langem war er nicht mehr so wichtig für den Fortbestand unserer offenen Gesellschaft“.

Hier finden Sie die Rede von Dr. Mathias Döpfner zum Herunterladen:
https://www.bdzv.de/fileadmin/bdzv_hauptseite/aktuell/pressemitteilungen/2018/assets/Pressefassung_Rede_D%C3%B6pfner.pdf