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Attacken auf deutsche Industrie: Chemie und Automobilbau am stärksten betroffen

74 Prozent der Chemie- und Pharmaunternehmen sind Opfer von Sabotage, Datendiebstahl oder Wirtschaftsspionage.
BVDW | 30.11.2018
Attacken auf deutsche Industrie: Chemie und Automobilbau am stärksten betroffen © Fotolia / Michael Traitov
 
Deutsche Industrieunternehmen sind beliebte Ziele für Sabotage, Datendiebstahl oder Wirtschaftsspionage. Vor allem die Chemie- und Pharmabranche trifft solche Attacken hart: Drei von vier Chemie- und Pharmaunternehmen (74 Prozent) wurden in den vergangenen zwei Jahren Opfer, weitere 22 Prozent waren vermutlich betroffen. Das ist das Ergebnis einer Studie des Digitalverbands Bitkom, für die 503 Geschäftsführer und Sicherheitsverantwortliche quer durch alle Industriebranchen repräsentativ befragt wurden. Mit 68 Prozent leiden Unternehmen aus dem Automobilbau am zweithäufigsten unter Attacken – von Hackerangriffen bis Aktendiebstahl. Aber auch der Maschinen- und Anlagenbau (67 Prozent) sowie die Hersteller von Kommunikations- und Elektrotechnik (63 Prozent) sahen sich in den Jahren 2016 und 2017 einer Vielzahl an Attacken ausgesetzt. „Deutsche Industrieunternehmen verfügen über einmaliges Spezialwissen. Das macht sie erfolgreich und gleichzeitig attraktiv für Angriffe“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. Insgesamt ist der Industrie durch Sabotage, Datendiebstahl oder Spionage in den vergangenen zwei Jahren ein Gesamtschaden von 43,4 Milliarden Euro entstanden. Sieben von zehn Industrieunternehmen (68 Prozent) sind in diesem Zeitraum Opfer geworden, jedes fünfte Unternehmen (19 Prozent) vermutet dies zudem.

Die Spur führt häufig nach Osten


Woher stammen diese Angriffe? Mehr als ein Drittel der Attacken (36 Prozent) kommt aus Deutschland. Abgesehen davon führt die Spur häufig nach Osten. Ein Viertel der betroffenen Industrieunternehmen (24 Prozent) gibt an, dass Russland der Ursprung für Angriffe war. Fast jedes fünfte betroffene Unternehmen (18 Prozent) sagt, China war Ausgangsort. Dahinter folgen Japan (17 Prozent) und Osteuropa ohne Russland (17 Prozent). 15 Prozent der Betroffenen sahen die Herkunft der Attacken in den USA. Für 13 Prozent war unklar, von welcher Region die Attacken ausgingen. „Um den globalen Cyberspace sicherer zu machen, müssen Regierungen und Unternehmen noch besser zusammenarbeiten“, so Berg. „In Deutschland sind der Nationale Cyber-Sicherheitsrat, die Allianz für Cybersicherheit und die Sicherheitskooperation Cybercrime gute Beispiele dafür, wie durch die Kooperation von Staat und Wirtschaft mehr Cybersicherheit entstehen kann.“

Erst kürzlich hatte Bitkom die Studie „Wirtschaftsschutz in der Industrie 2018“ vorgestellt. Die gesamten Ergebnisse sind zum Download verfügbar unter: https://www.bitkom.org/Bitkom/Publikationen/Wirtschaftsschutzstudie-2018.html

Hinweis zur Methodik: Grundlage der Angaben ist eine Umfrage, die Bitkom Research durchgeführt hat. Dabei wurden 503 Industrieunternehmen ab 10 Mitarbeitern telefonisch befragt. Die Interviews wurden mit Führungskräften durchgeführt, die für den Schutz ihres Unternehmens verantwortlich sind. Dazu zählen Geschäftsführer sowie Führungskräfte aus den Bereichen Unternehmenssicherheit, IT-Sicherheit oder Risikomanagement. Die Umfrage ist repräsentativ für das produzierende Gewerbe.