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Deutsche wollen lieber protzen statt Klima retten

Pkw-Absatz grüner Effizienzklassen geht weiter zurück. CO2-Emissionen neuzugelassener Pkw um fast 2 Prozent erhöht. SUV mit höchsten Steigerungsraten.
© dena - Deutsche Energie-Agentur GmbH
 
Trotz Klimaschutz-Debatte setzen sich emissionsärmere Pkw auf dem deutschen Neuwagenmarkt nicht ausreichend durch, um die CO2-Emissionen im Automobilbereich zu senken. Der Anteil von Fahrzeugen mit den besten Effizienzklassen sank 2018 um rund 5 Prozent, während die Anzahl der neu zugelassenen Autos mit insgesamt über 3,4 Millionen auf dem Niveau des Vorjahres blieb. Gleichzeitig ist der Trend zu den verbrauchsstarken SUVs und Geländewagen ungebrochen. Diese führen auch im Jahr 2018 die Neuzulassungsstatistik an. Dies ist ein Grund dafür, dass sich die durchschnittlichen CO2-Emissionen von neuzugelassenen Pkw um fast 2 Prozent erhöhten. Damit setzt sich die negative Entwicklung bei den CO2-Emissionen und der Verteilung der CO2-Effizienzklassen fort. Dies sind die zentralen Ergebnisse des dena-Monitoringberichts zur Entwicklung der Neuzulassungen CO2-effizienter Pkw im Jahr 2018.

"Inmitten einer intensiv geführten gesellschaftlichen Debatte um Klimaschutz stellen wir fest, dass der Absatz grüner Effizienzklassen sinkt und die durchschnittlichen CO2-Emissionen von Neuwagen weiter zunehmen. Das sollte Politik, Herstellern und Verbrauchern zu denken geben und ein Weckruf sein", sagt Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der dena-Geschäftsführung. "Um die Klimaschutzziele im Verkehr zu erreichen, müssen dringend Rahmenbedingungen geschaffen werden, die den Kauf emissionsarmer und emissionsfreier Fahrzeuge attraktiv machen. Gleichzeitig muss dem Trend nach verbrauchsstarken Fahrzeugen entgegengewirkt werden. Die Koppelung der Dienstwagenbesteuerung und des Privatkaufs von Pkw an deren CO2-Emissionen kann dabei ein wirksamer Schritt sein. Allerdings sollte dieses System aufkommensneutral, gegebenenfalls durch die Einbeziehung von Bonus-Malus-Regelungen, ausgestaltet werden. Auch die Kraftstoffe sollten stärker in Abhängigkeit ihrer CO2-Intensität besteuert werden. Denn die verbrauchsarmen Fahrzeuge, die heute neu in den Markt kommen, sind auch ein Garant für die bezahlbare Individualmobilität der Zukunft."

Anteil energieeffizienter Pkw sinkt auf unter 70 Prozent


Im Jahr 2018 gehörten nur 69 Prozent aller neuzugelassenen Pkw einer der grünen Effizienzklassen (A+, A, B) an. 2017 waren es noch 72,8 und 2016 noch 74,4 Prozent. Die Betrachtung der Neuzulassungen nach Segmenten bestätigt den negativen Trend: 2017 hatten die Effizienzklassen A+, A und B noch bei fünf Segmenten einen Anteil von über 80 Prozent. 2018 ist der Anteil im Segment der Großraumvans mit 76 Prozent am höchsten, gefolgt von der Mittelklasse mit 71,9 Prozent und der oberen Mittelklasse mit 71,6 Prozent.

SUVs erreichen mit 21 Prozent die höchste Steigerung


Zusammen führen die verbrauchsstarken SUVs und Geländewagen wieder die Neuzulassungsstatistik an. SUVs erreichen mit 21 Prozent die höchste Steigerung, Geländewagen nur zwei Prozent. Bei der Kompaktwagenklasse setzt sich der negative Trend mit einem Rückgang um weitere 5,9 Prozent (755.498 Pkw, -47.501 ggü. 2017) fort.

CO2-Emissionen und Verbrauch: Deutlicher Anstieg im Vergleich zum Vorjahr


Insgesamt verbrauchten neu zugelassene Pkw 2018 nach dem Neuen Europäischen Fahrzyklus (NEFZ) auf 100 Kilometer durchschnittlich 5,7 Liter Benzin bzw. 5,1 Liter Diesel. Damit stiegen die durchschnittlichen CO2-Emissionen der neu zugelassenen Pkw um 1,9 Prozent auf 130,3 g CO2/km (2017: 127,9 g CO2/km). Ein Grund dafür sind die auch hohen Zulassungszahlen von SUVs und Geländewagen, die im Durchschnitt 134,3 g CO2/km (2017: 133,2 g CO2/km) bzw. 163,1 g CO2/km (2017: 159,2 g CO2/km) emittierten. Darüber hinaus werden seit dem 1. September 2018 die NEFZ-Werte aus dem neuem Prüfverfahren WLTP zurückgerechnet, was im Durchschnitt zu erhöhten Werten führt. Die durchschnittlichen CO2-Emissionen der deutschen Neuzulassungen liegen mit 9,9 g CO2/km erneut über dem europäischen Flottendurchschnitt von 120,4 g CO2/km.

Trend setzt sich 2019 fort


In den ersten fünf Monaten 2019 wuchs das Segment der SUVs und Geländewagen nochmals um 17,5 bzw. 12,7 Prozent. Im gesamteuropäischen Mix soll im Jahr 2020 ein durchschnittlicher Emissionswert der Neuwagenflotte von 95 g CO2/km erreicht werden. Dies entspräche einem durchschnittlichen Verbrauch von 3,6 Liter Diesel bzw. 4,1 Liter Benzin auf 100 Kilometer. Angesichts der steigenden Beliebtheit emissionsintensiver Fahrzeuge ist dieses Ziel nach Einschätzung der dena ohne veränderte politische Rahmenbedingungen sowie entsprechender Absatzstrategien der Hersteller kaum zu erreichen.