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Nur jeder dritte "Silver Surfer" fühlt sich im Internet sicher

Eine repräsentative Bevölkerungsbefragung zeigt den großen Bedarf an Unterstützungsangeboten – besonders für die älteren Generationen.
Bertelsmann Stiftung | 06.08.2019
Digitale Kompetenzen im Alter © Bertelsmann Stiftung
 
Souverän mit den unterschiedlichen digitalen Services und Anwendungen umgehen zu können, ist im Zeitalter der Digitalisierung für alle Generationen eine notwendige Kompetenz. Digital souverän handeln zu können, bedeutet mehr als nur zu wissen, wie man eine App auf sein Smartphone herunterlädt oder Onlinebanking anwendet. Kann ich die Folgen meines eigenen Handelns im Netz richtig einschätzen? Weiß ich mit Aktualisierungen und Neuentwicklungen umzugehen?

Die repräsentative Bevölkerungsbefragung "Digitale Kompetenzen im Alter" des Meinungsforschungsinstituts Kantar in unserem Auftrag geht der Frage nach, wie sicher sich die Menschen in Deutschland im Internet und beim Umgang mit Smartphone und Co. fühlen. Die Ergebnisse zeigen: In Sachen digitaler Kompetenzen besteht hoher Handlungsbedarf.

Insgesamt fühlen sich 63 Prozent der Befragten eher sicher bis sehr sicher im Umgang mit dem Internet. Differenziert nach Altersgruppen zeigt sich ein anderes Bild: Während 79 Prozent der 14- bis 29-Jährigen sich eher sicher bis sehr sicher fühlen, gilt das nur für 41 Prozent der 60- bis 69-Jährigen. Und bei den über 70-Jährigen fühlt sich nur jeder Dritte (36 Prozent) eher sicher bis sehr sicher im Umgang mit dem Internet. Das heißt, bei den älteren Generationen besteht Nachholbedarf bei den digitalen Kompetenzen.

Digitale Services und Angebote als Chance der Generation "Silver Surfer"


Digitale Services und Anwendungen bieten gerade den älteren Generationen große Chancen: Sie können dazu beitragen, dass Ältere so lange wie möglich selbstbestimmt im eigenen Zuhause leben können – unabhängig davon, ob sich dieses in der Stadt oder auf dem Land befindet. Zum Beispiel, weil sie die notwendigen Dinge des täglichen Lebens online bestellen, wenn sie nicht mehr mobil sind, oder mit der Familie und Freunden per Smartphone kommunizieren können.

Souverän mit digitalen Angeboten und Services umzugehen, ist dafür eine wichtige Voraussetzung. Bei der Selbsteinschätzung der eigenen Kenntnisse im Bereich digitaler Technologien, Anwendungen und Gefahren zeigt sich: 64 Prozent der Befragten schätzen die eigenen Kenntnisse hier als eher gut bis sehr gut ein. Bei den 14- bis 29-Jährigen sind es 89 Prozent, bei den 60- bis 69-Jährigen 50 Prozent und bei den über 70-Jährigen nur noch 36 Prozent.

Drei Viertel der Bevölkerung sind auf das Internet angewiesen


Fragt man die Bevölkerung, wie stark sie bereits heute auf das Internet und den Einsatz digitaler Technologien angewiesen ist, sagen 76 Prozent, dass sie bei der Suche nach Informationen eher stark bis sehr stark darauf angewiesen sind. 68 Prozent geben an, dass dies bei der Kommunikation mit Freunden, Bekannten oder Familienmitgliedern der Fall ist. Dagegen sind nur 27 Prozent bei behördlichen Angeboten, von denen es online bisher nur eine begrenzte Zahl gibt, eher stark bis sehr stark auf digitale Kanäle angewiesen.

Die Bevölkerung geht davon aus, dass das Internet und digitale Technologien in vielen Bereichen des täglichen Lebens zukünftig noch deutlich wichtiger werden. 78 beziehungsweise 74 Prozent erwarten, dass die Suche nach Informationen sowie die Kommunikation mit Freunden, Bekannten und Familien in Zukunft verstärkt auf digitalem Weg stattfinden werden. Auffällig ist der Bedeutungsgewinn im Bereich behördlicher Angelegenheiten: 62 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass sich künftig mehr Behördengänge online erledigen lassen als heute.

Digitale Daseinsvorsorge für die älteren Generationen


Unser Vorstandsmitglied Brigitte Mohn sieht einen besonderen Handlungsdruck, gerade den vielen älteren Menschen die immer dringender benötigten digitalen Kompetenzen zu vermitteln: "Auch die ältere Generation benötigt digitale Kompetenzen, um sich im Alltag selbständig zurecht zu finden und möglichst lange autonom in der vertrauten Umgebung zu bleiben." Dazu müssten gerade Älteren niedrigschwellige Angebote vermittelt werden, um digitale Kompetenzen zu erwerben. "Hier sind auch die Kommunen gefordert, entsprechende Assistenzinfrastrukturen aufzubauen und zu unterstützen", so Mohn weiter.

Das Spektrum möglicher Lösungsansätze zeigt die Studie "Digital souverän? Kompetenzen für ein selbstbestimmtes Leben im Alter": Zum Beispiel die Initiativen "SeniorenNetz des Netzwerks Märkisches Viertel", die Stadtteilbibliothek Köln-Kalk oder die "Versilberer Partys" des Vereins "Wege aus der Einsamkeit e.V." in Berlin. Diese Möglichkeiten bieten niedrigschwelligen Zugang zu digitalen Lernangeboten oder reale Orte, um persönliche Erfahrungen auszutauschen. Nur durch ein gemeinsames Engagement können Kommunen, Zivilgesellschaft und Bildungsinstitutionen die digitale Souveränität der Älteren stärken.