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women&work-Umfrage zum Thema „Homeoffice”

Nachlassende Identifikation mit dem Arbeitgeber, Lethargie überwiegt.
women&work-Umfrage zum Thema „Homeoffice” © freepik / rawpixel
 

Der durch das Corona-Virus ausgelöste Shutdown hat viele Unternehmen im März 2020 dazu gezwungen, ihre Mitarbeitenden ins Homeoffice zu schicken. 7 Monate später ist die Situation fast unverändert. Nach wie vor arbeiten viele Menschen remote. Vom 21. bis zum 30. September haben die Veranstalter der women&work, Europas Leitmesse für Frauen und Karriere, in einer Blitzumfrage wissen wollen, wie es der women&work-Community im Homeoffice geht. 162 Frauen haben an der Umfrage teilgenommen.

Angekommen in der neuen Realität

In den letzten Monaten wurde medial viel darüber spekuliert, ob sich die Arbeitswelt nachhaltig verändern würde. Das „neue Normal” ist in aller Munde, ohne allerdings genau zu wissen, wie die Ära Post-Corona tatsächlich aussehen wird. Die befragten Frauen sind sich jedoch einig: 94,3% sind der Überzeugung, dass die Pandemie die Arbeitswelt nachhaltig und irreversibel verändern wird.
Dauerhaft möchten übrigens nur 20,8% im Homeoffice verbringen. Der Rest wünscht sich die hybride Lösung aus Homeoffice und Bürozeit. 35,8% bevorzugen die Lösung, 1-2 Tage pro Woche im Homeoffice zu verbringen, 43,4% können sich eine 3-4 Tage-Regelung vorstellen. 

„Erste Unternehmen melden uns, dass sich eine gewisse ‚Dekadenz der Homeoffice-Privilegierten‘ bei Männern und Frauen breitmacht. Je länger die 100%-Homeoffice-Maßgabe aufrechterhalten wird, und je weniger vor allem die Menschen abgeholt werden, denen es im Homeoffice nicht gut geht, umso stärker dürften sich die bereits jetzt schon abzeichnenden Gräben vertiefen“, kommentiert Melanie Vogel, Initiatorin der women&work, die Umfrageergebnisse. 

Auch die Frage nach der Produktivität wurde gestellt. Wenig überraschend gaben etwas mehr als die Hälfte (54,7%) an, im Homeoffice produktiver zu sein. Für knapp ein Drittel (28,3%) macht es allerdings keinen Unterschied, ob sie zu Hause oder im Büro arbeiten, während 21,1% mit der Homeoffice-Lösung Probleme haben und angaben, zu Hause deutlich weniger produktiv sein zu können.

Nachlassende Identifikation

Ein Problem, das sich nach 7 Monaten Homeoffice und „Pandemie-Working” allerdings schon deutlich abzeichnet, ist die veränderte Identifikation mit dem Arbeitgeber. Nur 36,6% gaben an, dass sich das Gefühl der Identifikation mit dem Arbeitgeber nicht verändert habe. Der Rest (63,4%) verzeichnete eine nachlassende Identifikation, die vermutlich auch damit zusammenhängt, dass über 50% der Befragten der tägliche persönliche Kontakt mit den KollegInnen fehlt. Auch kurze Absprachen und kurze Kommunikationswege werden von 45,3% der Befragten vermisst. Und knapp 25% haben nicht mehr das Gefühl, gemeinsam an einem Strang zu ziehen. 

Der Rückgang der Identifikation mit dem Arbeitgeber ist besorgniserregend. Mehr denn je werden Programme zur Mitarbeiterbindung notwendig, um die Fachkräfte bei der Stange zu halten,“ ist sich die Female Recruiting-Expertin Vogel sicher. 

Lethargie überwiegt

Auch emotional hinterlässt das Homeoffice bei vielen Befragten Spuren. 43,2% beklagen ein Gefühl von Lethargie, 33,3% klagen über Demotivation, ein weiteres knappes Drittel (29,4%) fühlt sich einsam und 23,5% fühlen sich deutlich gestresst. Auf der emotionalen Haben-Seite überwiegen Erleichterung (43,1%) und Freude (35,3%). 

Eine Blitzumfrage über Instagram, die wir bereits im August 2020 durchführten, um den Grad der Motivation zu erfassen, zeigte bereits ähnliche Tendenzen. Damals gaben 81% der Befragten an, sich träge zu fühlen,“ sagt Vogel und empfiehlt auch vor dem Hintergrund eine fürsorgende Haltung von Seiten der Arbeitgeber.

Insbesondere den Personalabteilungen falle laut Vogel eine essenzielle „Wächter-Funktion” zu, um frühzeitig psychologischen Support anzubieten, bevor die Menschen emotional wegbrechen.