print logo

Die Corona Learnings und Trends für 2021

Beziehungspflege, Teambuilding, Großveranstaltungen – aber bitte remote!
Die Corona Learnings und Trends für 2021 © freepik / sitthiphong
 

Das Jahr 2020 endet bald und es stellt sich die Frage, welche Veränderungen 2021 für die Arbeitswelt mit sich bringt. Die Corona-Pandemie hat so ziemlich alle Unternehmen vor eine neue Herausforderung gestellt. 14 ExpertInnen aus verschiedenen Branchen geben einen Einblick in ihre persönlichen Learnings aus dem vergangenen Jahr und wagen einen Ausblick auf die Trends, die 2021 wichtig werden. Sie zeigen, wie sie in der Krise eine Chance erkannt haben und zukünftig agieren werden.

Nachhaltiges Unternehmenswachstum und wertvolle Sicherheit in unsicheren Zeiten

Martin Schumacher – Vermarktungsleiter kicker   “In unsicheren Zeiten von Corona und „Fake News“ sehnen sich Verbraucher nach Sicherheit, Vertrauen und positiven Erlebnissen. Seriöse Quellen werden immer wichtiger. Dies zeigt: Für Unternehmen wird glaubwürdige, vertrauensvolle und zugleich einordnende Kommunikation immer essentieller, insbesondere im digitalen Medien-Dschungel und der immer größer werdenden Distanz zum Produkt eines Unternehmens. Der Kunde sucht nach seinem ganz individuellen, emotionalen Markenerlebnis. Deshalb wird es 2021 für Unternehmen auch darauf ankommen, Kooperationen mit Partnern einzugehen, die ihnen auf der einen Seite die notwendige Glaubwürdigkeit und Haltung verleihen und auf der anderen Seite Nähe durch Vertrauen schaffen. Nicht der kurzfristige Erfolg zählt, sondern die langfristige Kundenbindung mit einem nachvollziehbaren und glaubwürdigen Werteansatz, der nötigen Einordnung und einem konsistenten Markenbild – dies schafft gleichzeitig nachhaltiges Unternehmenswachstum und wertvolle Sicherheit in unsicheren Zeiten.”  

Beziehungspflege im Corona-Zeitalter 

Nora Feist, CEO und HR-Verantwortliche von  Mashup Communications   „MitarbeiterInnen führen in der heutigen Zeit eine Agenturbeziehung mit sozialem Abstand. Deshalb ist es wichtig, das Team auch remote zusammenzuhalten und zu begleiten. Neben täglichen Check-ins mit KollegInnen per Video und digitalen Teamevents wie Zufallslunch oder einem monatlichen gemeinsamen Karma-Frühstück passen wir auch unser Kreativmeeting thematisch an das Corona-Zeitalter an. Hier liegt der Fokus auf Inhalten wie nonverbale Kommunikation oder das richtige Setup für einen professionellen Auftritt in Videokonferenzen. Außerdem haben wir schnell bemerkt, dass unter den gegebenen Umständen noch eine Kompetenz benötigt wird, um gerade neuen MitarbeiterInnen einen optimalen Einstieg zu gewährleisten. Unsere neue „Head of Onboarding“ legt ihr Augenmerk auf die Beziehungspflege im Zoom-Zeitalter und unterstützt die KollegInnen und neue KundInnen mit Expertise und Empathie.“  

Corporate Wellbeing remote: Wie geht es unseren Mitarbeitenden wirklich?

Ralf Aigner, CEO Gympass Deutschland   “Im letzten Jahr wurde viel über Umsätze, Krisenfestigkeit und die dringend nötige Digitalisierung in nahezu allen Branchen gesprochen. Das ist richtig und wichtig, doch hinter den Kulissen werden ganz andere Themen relevant: Wie geht es eigentlich unseren Teams wirklich? Der mentale Stress und die veränderten Arbeitsbedingungen im Homeoffice stellen Personalabteilung und Geschäftsführung vor die Herausforderung, nicht nur die Produktivität remote hochzuhalten, sondern auch die (mentale) Gesundheit der Belegschaft stärker in den Blick zu nehmen. Wir haben 1.000 Arbeitnehmende in Deutschland gefragt, was Corporate Wellbeing für sie bedeutet. Dabei zeigte sich, dass neun von zehn Mitarbeitende ihr Wohlbefinden als wichtig für die eigene Produktivität einschätzen und zwei Drittel diese Verantwortung bei ihrem Arbeitgeber sehen. Das bedeutet auch enorme Chancen für die Mitarbeiterzufriedenheit und das eigene Employer Branding. 2020 hat Unternehmen eindrücklich gezeigt, dass wir ganzheitlich die Verantwortung für die Gesundheit unserer Teams übernehmen müssen und Corporate Wellbeing individuell anpassbar gelöst werden will.”  

Bei externen und internen Schocks: Teambuilding fernab von Clustern 

Wolfgang Kleiner, Geschäftsführer von aspUraclip    „In Zeiten von COVID-19 pflegt das Team einen – zumindest räumlich – distanzierten Arbeitsalltag. Wenn in dieser angespannten Situation noch interne Schocks dazu kommen, kann es schnell unübersichtlich werden. Das haben wir während unseres Relaunches am eigenen Leib erfahren müssen. Deswegen strukturieren wir uns jetzt über die vier Prozesse des Teambuildings: Forming, Storming, Performing und Norming! Nach einer ersten Analyse der Situation wurde klar, dass wir mitten in der Storming-Phase, also der Neustrukturierung von Aufgaben und Rollen innerhalb des Teams, stecken. Um unsere Mitarbeitenden bestmöglich zu unterstützen, ist es dann vor allem wichtig interne Maßnahmen zu treffen, die auch remote umsetzbar sind, um die mentale Gesundheit zu wahren und die Bildung von Team-Clustern zu vermeiden.“  

Work Remote ist kein Modell, es ist ein Standard!

Naomi Owusu, CEO von Tickaroo und made.by Tickaroo   “Work Remote ist in diesem Jahr kein Modell mehr, sondern Standard. Das bringt die große Chance sich Kommunikation und Unternehmenskultur anzusehen. Manager sollten sich mit folgenden Fragestellungen beschäftigen. Stellen wir unseren Mitarbeitern komfortable und zuverlässige Kanäle zur Verfügung, um eine interne und externe Kommunikation aufrechtzuerhalten? Findet genug Austausch statt. Bzw werden die Kanäle angenommen? Haben wir Kommunikationsregeln etabliert? Wie findet Wissensaustausch statt? Gerade für junge Unternehmen wie uns stellt sich die Frage, wie sich Unternehmenskultur Remote verändert. Ich denke, dazu wird es künftig noch mehr spannende Cases und Konzepte geben.”  

Stürmische Zeiten: Kunden und Mitarbeitern Orientierung bieten

Thomas Maas, CEO von freelancermap   “Die Pandemie ist für uns alle nicht nur privat, sondern auch beruflich eine Herausforderung. Unternehmen müssen gerade in diesen schwierigen Zeiten ihre Kunden, aber auch Mitarbeiter unterstützen, wo sie nur können. Im Meer der ständigen Änderungen, Regelungen und Hilfspakete sollten Firmen wie ein Kapitän ihre Geschäftspartner leiten. Wenn sie relevante Informationen bündeln und zielgruppengerecht aufbereiten, geben Unternehmen ihren Kunden Orientierung und Stabilität. Mit dem „Corona“ Freelancer-Barometer bilden wir beispielsweise jeden Monat Trends und Entwicklungen ab und halten unsere Kunden so zuverlässig auf dem aktuellen Stand. Mit Transparenz geben Unternehmen auch ihren eigenen Mitarbeitern Sicherheit. Sie sollten die wirtschaftliche Lage offen mit ihren Angestellten besprechen und deren Bedürfnissen, z.B. nach Home Office, empathisch begegnen. So führen sie die ganze Firma zuverlässig durch diese turbulente Zeit.”  

Vom Eins-zu-eins Gespräch zu digitalen Großveranstaltungen 

Jürgen Wier, CTO der Tyme Group     „VerbraucherInnen sind auch während eines Lockdowns auf gewisse Dienstleistungen und Weiterbildungen angewiesen. Sie brauchen diese flexibel und vor allem digital! Laut einer Studie von Swiss Compare hat sich die Anzahl der VermittlerInnen, die ihr Klientel online beraten, während der Pandemie innerhalb von nur acht Monaten nahezu verdoppelt – so zumindest im Beratungssektor der Finanzdienstleistenden. Dieser Trend hat sich auch auf Großveranstaltungen, wie Konferenzen, Seminare oder Messen übertragen – vor COVID-19 fanden solche Veranstaltungen in großen Hotels oder Ausstellungsräumen statt. Mittlerweile kann sich jeder aus dem eigenen Wohnzimmer zuschalten und an Panels, Produktvorstellungen oder Vorträgen teilnehmen. Events dieser Art erreichen breitere Zielgruppen und geben Gästen aus aller Welt eine Plattform. Daraus ergeben sich komplett neue Möglichkeiten für ExpertInnen, die durch die Digitalisierung des eigenen Angebots realisiert werden können.“  

Engere Kundenbeziehungen trotz Distanz

Tobias Richter, Head of Marketing bei Creditsafe Deutschland   “Als Auskunftei sind wir natürlich daran interessiert, einen engen und vertrauensvollen Kontakt zu unseren Kunden zu pflegen. Auch wenn wir anfangs Gegenteiliges befürchtet haben: Die persönlichen Besuche bei Kunden waren in diesem Jahr die absolute Ausnahme, aber trotzdem ist die gemeinsame Beziehung dank regelmäßiger Videotelefonate sogar noch besser als zuvor. Der regelmäßige Austausch trotz Distanz sowie hat uns jedoch nicht nur mit unseren Kunden, sondern im ganzen Team enger zueinander geführt. Durch die gegenseitige Motivation und den Zusammenhalt in diesen besonderen Zeiten gehen wir gestärkt aus der Krise hervor.”    

Auf Augenhöhe statt von oben herab: Der Tod hierarchischer Unternehmensstrukturen

Paul-Alexander Thies, CEO von Billomat   „In Zeiten von Homeoffice und Co., setzen Startups, aber auch etablierte Firmen vermehrt auf die Eigenverantwortung und Flexibilität ihrer Mitarbeitenden. Viele Arbeitgeber haben insbesondere während der aktuellen Pandemie erkannt, dass streng hierarchische Unternehmensstrukturen nicht mehr zeitgemäß sind. Denn ein ständiger Wandel und immer neue, besonders digitale Innovationen, aber eben auch die derzeit veränderten Arbeitsbedingungen verlangen ein hohes Maß an Flexibilität. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen Konzerne agil und anpassungsfähig sein. Dies gelingt allerdings nur, wenn Hierarchien flach und Entscheidungswege kurz sind. So können die Angestellten eigenverantwortlich arbeiten und Handlungsinitiative übernehmen. Indem die Führungsebene Kompetenzen abgibt und inspiriert, anstatt zu kontrollieren, wird die Kreativität und Motivation jedes Einzelnen gefördert. Die Folgen sind nicht nur eine Verbesserung der Produktivität, sondern auch eine stärkere Mitarbeiterbindung. Denn fühlen sich Angestellte aller Ebenen gleichermaßen mit einbezogen und sehen sich als wichtigen Teil des großen Ganzen, findet eine Identifikation mit dem Unternehmen und seinen Werten statt.”

 

Mit Aufklärung und Kundensupport Ängste auffangen

Alexander Oberst, Geschäftsführer Portal United / blauarbeit.de   “Die Regelungen in der Pandemie haben zu Unsicherheiten geführt, auch im Handwerk. Wir als Plattform für Handwerksaufträge haben verstanden, dass unsere KundInnen Lösungen und Aufklärung suchen. Gerade in dieser Krisensituation nehmen wir sie und ihre Anliegen daher sehr ernst. Unabhängig davon, ob es B2B HandwerkspartnerInnen oder B2C KundInnen sind, die Handwerksleistung in Auftrag geben möchten. Die Mitarbeitenden aus unserem Kundensupport haben viel Aufklärungsarbeit geleistet und spezifische Fragen bzgl. der Ausführung von Kundenaufträgen, der Einhaltung von Hygienevorschriften und dem Kontakt mit HandwerkerInnen in den eigenen vier Wänden beantwortet. Wir haben daraus gelernt, dass wir uns noch stärker als enger Partner unserer KundInnen positionieren müssen, um unsere Beziehungen zu ihnen zu stärken. Durch individuelle Einzelfallregelungen konnten wir Sorgen hinsichtlich Liquidität und Flexibilität auffangen und als kompetenter Unterstützer auftreten. In 2021 werden wir weiterhin verstärkt den Fokus auf Aufklärungsarbeit in allen Contentformaten legen, um einen Mehrwert für unsere PartnerInnen zu schaffen und Sicherheit zu vermitteln.“

Markenausbau & Unternehmenskultur in Krisenzeiten stärken

Alexander Braun – Gründer und CEO von HempMate   „Kein anderes Ereignis barg für Organisationen so viel Risiko, aber auch so ein enormes Potenzial zur Weiterentwicklung wie COVID-19. Wer bisher in der digitalen Zusammenarbeit noch das Nachsehen hatte, sah sich gezwungen, den Fokus neu auszurichten. Workshops, Meetings, flexible Arbeitszeiten und der Austausch mit der Community – all dies findet heute hauptsächlich virtuell statt. Die neu gewonnene Zeit steckten wir in die Stärkung der eigenen Marke und in unsere Vision. Ob Teamausbau, Distributionsoptimierung oder Produkterweiterung, gerade in Krisensituationen wird deutlich, wie wichtig ein starkes und breites Fundament ist. Was – auch abseits der Krise – bleibt, ist die Erkenntnis, dass die Zeitersparnis bei vielen internen Prozessen, gesundes Wachstum und die Investition in eine wertvolle Unternehmenskultur Teams noch stärker zusammenbringt.“

Corona als Beschleuniger der Digitalisierung in der Pharmabranche 

Thomas-Marco Steinle, CEO der good healthcare group   „Vor der Corona-Krise lag der Fokus fast komplett auf klassischen Besuchen und persönlichem Kontakt. Interne Barrieren beim Einsatz von Omni-Channel-Vertriebsansätzen führten dazu, dass die Potenziale nicht im Ansatz ausgeschöpft wurden. Doch plötzlich waren die Praxistüren dicht. Pharmaunternehmen müssen nun den nächsten Schritt wagen, um ein zukunftssicheres und krisenfestes Betreuungserlebnis für Healthcare-Professionals aufbauen zu können. Eine nachhaltige Veränderung wird dabei durch den 24/7-Informationsanspruch von Arzt und Co. gefördert. Doch aufgepasst liebe Pharmaindustrie: Zuhause sitzende Außendienstmitarbeiter*innen jetzt schnell mal digitalisieren und per Video auf die Ärzt*innen loslassen? - weit gefehlt, dass dies zum Erfolg führt. Weder die schnellen 10 goldenen Regeln noch ein digitales Videotraining werden erfolgreich sein. Es sind das Mindset und der gelungen eingebettete Content, die zum Durchbruch verhelfen. Mal schnell die vorhandenen Ressourcen umpolen, ist ein vermeidbarer Fehler. Vor allem den Healthcare-Professionals gegenüber ist das unverzeihlich. Möge die digitale Macht mit ihnen sein.“  

Corona bewirkte bei vielen KMU eine Innovation der Geschäftsprozesse

Holger Johnson - Vorstand und Gründer der ebuero AG   “Unsere Kunden sind viele Freiberufler und kleine und mittelständische Unternehmen, die von der Corona-Krise natürlich hart getroffen wurden. Doch während wir uns Sorgen um die wirtschaftliche Stabilität unserer Kunden machten, haben diese zu unserem Erstaunen nach einer kurzen Schockstarre, direkt in den Kreativ- und Angriffsmodus geschaltet. Es wurden unkompliziert Entscheidungen getroffen, der Geschäftsbetrieb pragmatisch umorganisiert und modernisiert. Sie haben Outsourcing-Potentiale genutzt, um in der Krisensituation eigene Mitarbeiter zu entlasten, ohne den Geschäftsbetrieb zu gefährden. Diese Konzentration auf die Kernkompetenzen hat viele unserer Kunden bisher gut durch die Krise gebracht und uns wieder gelehrt, wie schnell, flexibel und lösungsorientiert KMU sein können.”  

Virtuelle Erlebniswelten im Automobilhandel schaffen

 Robin Tschöpe – Geschäftsführer von LeasingMarkt.de   „Wenn der wirtschaftliche Motor ins Stocken gerät, benötigen gerade die Unternehmen Starthilfe, die ihre Digitalisierung noch vor sich hergeschoben haben. In der Automobilbranche ist es der stationäre Handel, der stärker auf digitale Lösungen angewiesen ist. Nach wie vor sind viele Händler der Meinung, dass der wichtige Kundenkontakt im Autohaus stattfindet. COVID-19 hat hier ein Umdenken forciert und die Online-Fahrzeuganschaffung deutlich beschleunigt. Das digitale Autohaus mit Erlebnischarakter gewinnt eine große Bedeutung – nicht nur in Krisenzeiten. Indem Fahrzeuge vollständig virtuell erfasst werden und der Kundenkontakt vor Ort durch eine exklusive Video-Beratung ersetzt wird, entstehen für den Autohandel neue Wettbewerbs- und Absatzmöglichkeiten. Corona hat einmal mehr verdeutlicht, wohin sich der Vertrieb entwickelt und wie sich Anbieter im nächsten Jahr dementsprechend aufstellen müssen – digital und virtuell!“