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Jeder dritte Unternehmensgründer gibt wegen Corona-Krise seine Pläne auf

Fast die Hälfte aller Berufstätigen befürchtet durch die Corona-Krise, dass es zu einem Schwund an Selbständigen im Land kommen wird.
HDI Versicherungen | 15.12.2020
Jeder dritte Unternehmensgründer gibt wegen Corona-Krise seine Pläne auf © freepik / rawpixel
 

Deutschland droht nach der Corona-Krise ein nachhaltiger Aderlass an selbständigen Unternehmern und Freiberuflern. Diese Langzeitfolge der Pandemie ergibt sich aus der repräsentativen Befragung von mehr als 3.600 Berufstätigen in Deutschland, die von HDI zusammen mit dem Institut YouGov durchgeführt wurde. So will mehr als ein Drittel der Angestellten (38 Prozent), die vor der Corona-Zeit Pläne für eine berufliche Selbständigkeit hatten, diese jetzt nicht mehr weiterverfolgen. Unter allen Angestellten in Deutschland ist zudem fast die Hälfte (47 Prozent) überzeugt, dass es nach der Corona-Zeit hierzulande weniger Selbständige als zuvor geben wird.

Tatsächlich ergibt die gleichzeitige Befragung von bereits Selbständigen im Rahmen der HDI-Untersuchung auch dafür Belege: Fast jeder sechste Selbständige gibt demnach an, dass er bei passender Gelegenheit „jetzt lieber in ein Angestelltenverhältnis wechseln möchte, wenn ich die Gelegenheit hätte“. Jeder siebte Selbständige sagt zudem, dass „ich meinen Kindern durch die Erfahrungen der Corona-Zeit nicht mehr zur beruflichen Selbständigkeit raten könnte“.

Dr. Patrick Dahmen, Vorstandsvorsitzender HDI Lebensversicherung AG: „Deutschland lebt von seinem Unternehmertum. Der Mittelstand und eine hohe Zahl an Neugründungen bringen neue Ideen, Fortschritt und langfristig Arbeitsplätze. Wenn viele Menschen nun Angst vor der Selbständigkeit haben, ist das eine ernste Gefahr für die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands. Denn im New Normal nach der Corona-Zeit ist besonders viel neuer wirtschaftlicher Schwung nötig, um die Folgen der Pandemie abzufedern. Dabei senden insbesondere der Mittelstand sowie Unternehmensgründungen wichtige Impulse.“

Wachsendes Risiko für Selbständige

Fast zwei Drittel (71 Prozent) der Selbständigen geben in der HDI-Untersuchung an, „dass durch die Corona-Zeit die finanziellen Risiken für Selbständige in Deutschland größer geworden sind.“ Mehr als jeder fünfte Selbständige (21 Prozent) hat seither persönlich auch bereits finanzielle Existenzängste. Zwei von drei der befragten Selbständigen (64 Prozent) sagen daher schließlich voraus, „dass es durch die Corona-Zeit zu einer Pleitewelle in Deutschland kommen wird“.

Dr. Christoph Wetzel, Vorstandsvorsitzender der HDI Versicherung AG und verantwortlich für das Haftpflicht- Unfall und Sachversicherungsgeschäft: „Die Pandemie schürt Ängste und führt bei vielen Menschen zu hoher Unsicherheit. Als HDI sind wir starker Partner von kleinen und mittleren Unternehmen. Damit stehen wir in unerwarteten Situationen an der Seite der Selbständigen und begrenzen deren Risiken. Dies haben wir etwa mit unserer Regulierung bei Betriebsschließungs-Policen in der Corona-Pandemie bereits gezeigt.“

Pleitewelle in Deutschland wird befürchtet

Unter den Angestellten in Deutschland sehen ähnlich viele wie auch unter den Selbständigen eine Pleitewelle durch die Corona-Krise in Deutschland kommen. Bei berufstätigen Männern ist diese Sorge dabei noch größer als unter berufstätigen Frauen (59 zu 50 Prozent). Mit Abstand am stärksten ausgeprägt ist die Furcht bei Erwerbstätigen im Bereich Marketing, Werbung und Medien. In dieser traditionell durch viele kleine und Kleinst-Unternehmen geprägten Branche erwarten drei Viertel (75 Prozent) aller Beschäftigten eine Pleitewelle und auch 69 Prozent einen Schwund an Selbständigen nach der Corona-Zeit.

Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Prof. Marcel Fratzscher, kommentierte die Ergebnisse der HDI-Studie während des Pressegesprächs: „Die Ergebnisse sind leider sehr ernüchternd, bestätigen aber den Trend in Deutschland zu weniger Selbständigkeit. Die Politik und die Gesellschaft müssen schon jetzt Anreize dafür schaffen, Selbständigkeit zu fördern – sei es durch den Abbau bürokratischer Hürden, Förderung oder einer höheren Wertschätzung von Unternehmertum in Deutschland.“