print logo

Über die Hälfte der Studierenden sieht die besten Berufsaussichten in Bayern

Beliebtheit der Stadtstaaten Berlin und Hamburg in der Corona-Krise gesunken.
EY-Parthenon GmbH | 23.12.2020
Über die Hälfte der Studierenden sieht die besten Berufsaussichten in Bayern © freepik / bublikhaus
 

Studierende in Deutschland zieht es bei der Jobsuche in erster Linie nach Bayern: Mehr als die Hälfte (53 Prozent) ist der Meinung, dass der Freistaat derzeit die besten Perspektiven für Berufseinsteiger bietet. Damit steigt die Beliebtheit des Bundeslandes noch einmal an – bei der Vorgängerbefragung vor zwei Jahren waren noch 47 Prozent der Studierenden dieser Ansicht. 

Ebenfalls beliebt bei den Studierenden sind Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg, wo 40 beziehungsweise 37 Prozent gute Perspektiven sehen. Allerdings ist das Ansehen Baden-Württembergs bei den Studierenden deutlich zurückgegangen – vor zwei Jahren sahen in dem Bundesland noch 44 Prozent gute Perspektiven. Ebenfalls im Ansehen gesunken sind die beiden Stadtstaaten Berlin und Hamburg – aktuell schätzen sie noch 28 Prozent (2018: 31 Prozent) beziehungsweise 21 Prozent (2018: 26 Prozent) als attraktiv ein. 

Das sind Ergebnisse einer Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young). Für die Studie wurden mehr als 2.000 Studentinnen und Studenten befragt.

„In der Corona-Pandemie scheinen die traditionell industriestarken Standorte Bayern und Nordrhein-Westfalen für Berufsanfänger wieder interessanter zu werden“, kommentiert Oliver Simon, Leiter der Personalabteilung von EY in Deutschland, Österreich und der Schweiz, die Zahlen. „Der Zuspruch für die Stadtstaaten Berlin und Hamburg, der vor zwei Jahren noch enorm gestiegen ist, ist dagegen wieder zurückgegangen. Das mag daran liegen, dass insbesondere Start-ups, kleine Läden und Selbständige von der Krise stark getroffen worden sind – und diese sich typischerweise in Städten wiederfinden.“

IT-Studierende und IngenieurInnen bevorzugen Bayern und Nordrhein-Westfalen

Ebenfalls in der Beliebtheit zurückgegangen ist Baden-Württemberg – der traditionelle Automobilstandort ist insbesondere in der Sicht von IT-Studierenden und Ingenieurinnen und Ingenieuren unattraktiver geworden: Erschien der Südwesten 2018 noch knapp der Hälfte (49 Prozent) von ihnen attraktiv, ist dies jetzt nur noch bei 41 Prozent der Fall. Stattdessen sind bei ihnen Bayern und Nordrhein-Westfalen beliebter geworden.

„Die Automobilbranche ist in diesem Jahr doppelt getroffen worden“, betont Simon. „Sie befand sich schon vor dem Ausbruch der Pandemie in einer Phase des Umbruchs. Sie muss deutlich strengere Umwelt-Vorgaben einhalten und Milliarden investieren, um für die Zukunft gerüstet zu sein. Insbesondere zu Beginn der Corona-Krise kam dann eine Absatzkrise hinzu. Diese Herausforderungen haben vor allem auch die Studierenden der Ingenieurswissenschaft und Informatik mitbekommen – sie scheinen sich jetzt nach Alternativen im Industriesektor umzuschauen.“

Auch in der Gunst der meisten anderen Studierenden steht Bayern ganz oben. Mindestens die Hälfte der WirtschaftswissenschaftlerInnen, JuristInnen sowie Natur- und GeisteswissenschaftlerInnen sehen die besten Berufsperspektiven im Freistaat. Lediglich Studierende der Sozialwissenschaften sehen Nordrhein-Westfalen mit Bayern gleichauf (jeweils 44 Prozent).

Mobilität lässt nach – vor allem Studierende aus Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg zieht es fort

Eine weitere Begleiterscheinung der Corona-Krise ist, dass die Mobilität nachgelassen hat: Zwar gehen knapp zwei Drittel der Studierenden (65 Prozent) davon aus, dass sie ihr eigenes Bundesland für einen Job in einer anderen Region Deutschlands verlassen werden – 27 Prozent halten dies sogar für sehr wahrscheinlich. Acht Prozent wollen für ihren Berufseinstieg zudem sehr wahrscheinlich ins Ausland umziehen.

Damit hat die Mobilität der Studierenden allerdings deutlich nachgelassen: vor zwei Jahren wollten noch 40 Prozent sehr wahrscheinlich innerhalb Deutschlands umziehen und zwölf Prozent zog es ins Ausland. 

„Deutlich weniger Studierende als noch vor zwei Jahren haben vor, ihr Bundesland zu verlassen“, so Simon. „Wir haben alle in diesem Jahr erlebt, dass die Bewegungsfreiheit nicht so selbstverständlich ist, wie wir immer dachten. Insbesondere ein Berufseinstieg im Ausland ist unter den gegebenen Umständen deutlich komplizierter geworden – ganz zu schweigen von der Möglichkeit, jederzeit in die Heimat zurückzukommen, um Familie und Freunde wiederzusehen. Ob die Zurückhaltung beim Wohnortwechsel ein vorübergehender Effekt ist oder dauerhaft wird sich erst mit der Zeit zeigen.“

Insbesondere Studentinnen und Studenten aus Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg sehen außerhalb ihres Bundeslandes bessere Perspektiven: 49 Prozent beziehungsweise 42 Prozent halten es für sehr wahrscheinlich, dass sie nach dem Studium in eine andere Region Deutschlands umziehen werden. Die wenigsten wollen aus Hamburg wegziehen: Nur 18 Prozent der Studierenden aus der Hansestadt gehen davon aus, dass sie sehr wahrscheinlich das Bundesland wechseln werden.