print logo

Konjunktur zeigt sich robust

Produktionsnahe Bereiche angesichts der anhaltenden Pandemiesituation mit solidem Start ins Jahr. Internet- und Versandhandel mit Rekordumsatz.
Produktionsindex ausgewählter Branchen © Statistisches Bundesamt
 

Die zweite Corona-Welle und der zweite harte Lockdown haben die Erholung der deutschen Wirtschaft zum Jahresende 2020 gestoppt. Eine mit dem drastischen Einbruch der Wirtschaftsleistung im 2. Quartal 2020 vergleichbare Entwicklung ist im 1. Quartal 2021 aufgrund der aktuell vorliegenden amtlichen Konjunkturindikatoren jedoch nicht zu erwarten. Dies liegt vor allem am soliden Start der produktionsnahen Bereiche ins neue Jahr. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, ist die Produktion im Produzierenden Gewerbe im Januar 2021 nach vorläufigen Ergebnissen real, saison- und kalenderbereinigt zwar um 2,5 % gegenüber Dezember 2020 gefallen und lag damit 4,2 % niedriger als vor der Corona-Krise im Februar 2020. Das hohe Niveau der Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe und der Nachfrage nach deutschen Waren zeigen aber, dass der zweite Lockdown die produktionsnahen Bereiche längst nicht so hart traf wie der erste im Frühjahr 2020. 

Produktion im Januar 2021: Starke Rückgänge in Baugewerbe und Automobilindustrie – Maschinenbau und chemische Industrie über dem Vorkrisenniveau des Februars 2020

Der Rückgang der Produktion im Januar 2021 ist wesentlich durch die Entwicklungen im Baugewerbe (real, saison- und kalenderbereinigt -12,2 % zum Dezember 2020) und in der Automobilindustrie (-12,1 %) bedingt, während die Energieerzeugung (+0,6 %) und die Industriebranchen Maschinenbau (+9,7 %) und chemische Industrie (-2,4 %) ihre positive Entwicklung fortsetzen beziehungsweise behaupten konnten. In der größten Industriebranche, der Automobilindustrie, lag die Produktion im Januar real, saison- und kalenderbereinigt 15,4 % unter dem Vorkrisenniveau des Februars 2020, während die Produktion in der chemischen Industrie knapp darüber lag (+0,2 %) und der Maschinenbau erstmals seit Krisenbeginn das Vorkrisenniveau übertraf (+0,5 %).

Auftragseingang im Verarbeitenden Gewerbe im Januar 2021 stützt Konjunktur in der Industrie

Der Rückgang des mit dem Bundesamt für Güterverkehr (BAG) und der Bundesbank errechneten Lkw-Maut-Fahrleistungsindex im Februar 2021 um saison- und kalenderbereinigt 2,1 % gegenüber Januar deutet zwar nicht auf eine unmittelbare Trendumkehr in der Industrieproduktion hin, aber auch nicht auf einen tieferen Einbruch. Auch die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe lassen trotz des Dämpfers bei der Produktion zu Jahresanfang nicht auf eine längere Abwärtsbewegung in der Industrie schließen: Der Auftragseingang war im Januar real, saison- und kalenderbereinigt 1,4 % höher als im Dezember und blieb damit 3,7 % über dem Wert des Februars 2020. Damit lagen die Auftragseingänge seit Oktober 2020 durchgängig über dem Vorkrisenniveau.

In der Automobilindustrie ist der Auftragseingang im Januar nach Rückgängen in den beiden Vormonaten um 2,3 % gegenüber Dezember gestiegen. Er lag damit nur 0,2 % unter dem Vorkrisenniveau des Februars 2020. In der chemischen Industrie fiel der Auftragseingang im Januar gegenüber Dezember zwar um 2,2 %, er lag aber 2,8 % über dem Wert des Februars 2020. Der Auftragseingang im Maschinenbau übertraf im Januar mit einem Anstieg von 3,4 % gegenüber Dezember das Vorkrisenniveau sogar um 6,1 %. 

Das Plus bei den Auftragseingängen war getrieben vom Auslandsgeschäft: Während die Aufträge aus dem Inland im Januar um 2,6 % gegenüber Dezember fielen, stiegen die Auslandsaufträge um 4,2 %. Die hohe Auslandsnachfrage zeigte sich auch bei den deutschen Warenexporten, die im Januar kalender- und saisonbereinigt um 1,4 % gegenüber Dezember zulegten. Die Exporte waren damit kalender- und saisonbereinigt noch 3,3 % niedriger als im Februar 2020.

Stationärer Einzelhandel mit Nicht-Lebensmitteln im Januar 2021 schwer vom Lockdown getroffen – Internet- und Versandhandel mit Rekordumsatz

Diesem insgesamt angesichts der anhaltenden Pandemiesituation soliden Start der produzierenden und verarbeitenden Bereiche ins Jahr 2021 steht die teils gravierende Situation im stationären Einzelhandel gegenüber. So lag der vom anhaltenden Lockdown und den damit verbundenen Geschäftsschließungen immens betroffene Einzelhandel mit Nicht-Lebensmitteln im Januar real, saison- und kalenderbereinigt 13,1 % unter dem Vorkrisenniveau des Februars 2020. Der Einzelhandel mit Textilien, Bekleidung, Schuhen und Lederwaren erzielte über drei Viertel (-76,2 %) weniger Umsatz als im Februar 2020. Dagegen blieb der Internet- und Versandhandel mit einem Rekordumsatz im Januar 2021 die große Wachstumsbranche innerhalb des Einzelhandels. Mit einem Umsatzplus von 38,4 % gegenüber Februar 2020 erzielte die Branche im Januar 2021 einen so hohen Umsatz wie noch nie zuvor in einem Monat.

Inflation: Sprunghafter Anstieg der Verbraucherpreise zum Jahresbeginn 2021

Nachdem die Inflationsrate − gemessen als Veränderung des Verbraucherpreisindex (VPI) zum Vorjahresmonat – im gesamten 2. Halbjahr 2020 die Null-Linie nicht überschritten hatte, startete das Jahr 2021 mit Inflationsraten von 1,0 % im Januar 2021 und 1,3 % im Februar 2021. Noch im November und im Dezember 2020 hatte die Inflationsrate im Minus bei jeweils -0,3 % gelegen. 

Damit liegen die Inflationsraten in etwa wieder in der Größenordnung der Monate vor der befristeten Mehrwertsteuersenkung, die vom 1. Juli bis zum Jahresende 2020 galt. Dies ist insbesondere drei Sondereffekten geschuldet: dem Auslaufen der befristeten Mehrwertsteuersenkung, der Einführung der CO2-Abgabe sowie der besonderen Preisentwicklung beim Rohöl und bei Mineralölprodukten.