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Drei von vier Unternehmen wollen den digitalen Euro

Digitalwährung würde direkten Zugang zu Zentralbankgeld in Zukunft sicherstellen – und könnte Einfluss fremder Digitalwährungen verhindern.
BITKOM | 14.07.2021
Breite Mehrheit spricht sich für einen Digitalen Euro aus © bitkom
 
Die Europäische Zentralbank (EZB) will heute über ihre Pläne für einen digitalen Euro informieren. Die deutsche Wirtschaft hat zu dem Thema bereits eine klare Meinung: Drei Viertel (78 Prozent) aller Unternehmen ab 50 Beschäftigten wollen, dass die EZB einen digitalen Euro einführt. Nur jedes Fünfte (20 Prozent) hält nichts von solchen Plänen. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage unter 652 Unternehmen aller Branchen in Deutschland im Auftrag des Digitalverbands Bitkom. „Andere Nationen sind bei digitalem Zentralbankgeld schon weiter und haben bereits Pilotprojekte gestartet. Wir müssen unser Tempo erhöhen, um diesen Vorsprung aufzuholen“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. „Europa sollte bei digitalem Zentralbankgeld eine weltweit führende Rolle anstreben. Der digitale Euro ist ein ganz zentrales Element einer digital souveränen EU.“

Für einen digitalen Euro spricht aus Sicht der Unternehmen vor allem, dass sonst andere staatliche oder private Digitalwährungen zum Einsatz kommen, die europäische Werte untergraben könnten (78 Prozent). Zwei Drittel (69 Prozent) plädieren für den digitalen Euro, damit auf dem künftigen Kapitalmarkt mit tokenisierten Wertpapieren nahtlose Zahlungs- und Abwicklungsprozesse möglich werden. Und ähnlich viele (64 Prozent) sehen einen Vorteil darin, dass auch bei abnehmender Bedeutung von Bargeld im digitalen Zeitalter den Bürgern der direkte Zugang zur Zentralbank erhalten bleibt. 6 von 10 (60 Prozent) erwarten, dass ein digitaler Euro es der EZB in Krisenzeiten ermöglicht, neue geldpolitische Instrumente wie etwa Negativzinsen effektiver umzusetzen. Und 4 von 10 (40 Prozent) sehen den Bedarf für einen digitalen, programmierbaren Euro in der Industrie, um Zahlungsprozesse zu automatisieren. Damit könnten sich zum Beispiel Machine-to-Machine-Zahlungen im Internet of Things umsetzen lassen. Nur 11 Prozent sind der Meinung, ein digitaler Euro habe überhaupt keine Vorteile.

Allerdings gibt es auch Sorgen rund um die Einführung eines digitalen Euros. So sehen zwei Drittel (65 Prozent) Datenschutzrisiken, wenn die Zentralbank tiefere Einblicke in die Zahlungsprozesse erhält. Rund jedes zweite Unternehmen (49 Prozent) sieht die Finanzstabilität gefährdet, weil durch den digitalen Euro der Einfluss der Banken in Krisenzeiten sinkt. Nur jedes zehnte Unternehmen (10 Prozent) sieht schlicht keinen Bedarf für einen digitalen Euro, 8 Prozent meinen, die Wirtschaft solle selbst Lösungen für den Zahlungsverkehr der Zukunft entwickeln. Lediglich 13 Prozent geben an, es spreche nichts gegen einen digitalen Euro.

Bitkom veranstaltet am 15. September den ersten „Digital Euro Summit“, bei dem es neben dem digitalen Euro um alle Themen rund um die Zukunft des Geldes geht. Alle Informationen online unter: www.bitkom.org/Themen/Digital-Euro-Summit-2021-the-future-of-money    

Hinweis zur Methodik: Grundlage der Angaben ist eine Umfrage, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverbands Bitkom durchgeführt hat. Dabei wurden 652 Verantwortliche für digitale Technologien bzw. Blockchain in Unternehmen ab 50 Mitarbeitern in Deutschland telefonisch befragt. Die Umfrage ist repräsentativ. Die Fragestellungen lauteten: „Sollte die Politik bzw. die Europäische Zentralbank Ihrer Meinung nach einen digitalen Euro emittieren?“, „Welche Gründe sprechen aus Ihrer Sicht für einen digitalen Euro?“ und „Welche Gründe sprechen aus Ihrer Sicht gegen einen digitalen Euro?“